Angelika Platen: Extrem persönliche Künstlerporträts
Seit über 50 Jahren dokumentiert die Fotografin die internationale Kunstszene. Ihre Porträts legen das Innenleben der Künstler offen, zeigen Vertrautes, Verstecktes, Exzentrisches. Platens Werk kommt jetzt nach Berlin.
Julian Rosefeldt (2001)
Der Filmkünstler Julian Rosefeldt hat ein Gesicht, das eine fast mittelalterliche Anmutung hat, sagt die Fotografin Angelika Platen. Fotografiert hat sie ihn hier vor einem Gemälde aus dem 15. Jahrhundert. Die opulent und aufwendig inszenierten Filme des gelernten Architekten werden nicht nur im Kino, sondern auch in Museen und Kunstausstellungen gezeigt.
Konrad Klapheck (1971)
Der Maler Konrad Klapheck, geboren 1935, hatte lange Zeit eine besondere Vorliebe für technisch fein konstruierte Maschinen. Sein allererstes Bild widmete er seiner alten Schreibmaschine, einer "Continental", die er naturgetreu auf der Leinwand abbildete. Für das Foto von Angelika Platen setzte er sich an die Nähmaschine, die ihm für eine ganze Serie von Bildern Modell stand.
Neo Rauch (2001)
Ein seltener Glücksfall für einen Fotografen: Diesen Bildbezug im Hintergrund bekam Angelika Platen während einer Ausstellungseröffnung von Neo Rauch vor die Linse. "Rauch steigt auf" hat sie ihre Arbeit zweideutig betitelt. Das Schwarz-Weiß-Foto zeigt den medienscheuen Leipziger Maler, Jahrgang 1960, zu Beginn seiner Karriere. Inzwischen gehört er zu den gefragtesten deutschen Künstlern.
Gerhard Richter (1971)
Der Reiz der Schwarz-Weiß-Fotografie: Die hellblauen Augen des Malers Gerhard Richter, Jahrgang 1932, könne man auch ohne Farbe erkennen, sagt die Fotografin. "Stuhl mit Ausschnitt" stammt aus dem Jahr 1971. Damals hatte Richter noch sein Atelier in Düsseldorf, wo er als Professor für Malerei an der Kunstakademie unterrichtete. Im Hintergrund hängt eines seiner "Seestücke".
"Des Künstlers Auge" (1971)
In der extremen Nahaufnahme von Angelika Platen, die dieses Foto aus der Distanz mit einem starken Teleobjektiv fotografiert hat, werden Pupille und Augenbereich von Gerhard Richter zum grafischen Moment. Ein starkes Foto, das einen aus jedem Blickwinkel intensiv anschaut. Hier wurde es als vergrößerter Kontaktabzug gerahmt, was dem Foto etwas Abstraktes verleiht.
Georg Baselitz (2008)
"Halbsicht" nennt Platen dieses Porträt des Malers und Bildhauers Georg Baselitz, das sie 2008 von ihm gemacht hat. Da war er 70 Jahre alt. Sein richtiger Name ist Hans-Georg Kern, geboren wurde er 1938 im sächsischen Deutschbaselitz. Seinen Künstlernamen hat er 1961, nach seinem Umzug aus der DDR in den Westen, angenommen. Seit 1970 malt Baselitz ausschließlich "kopfstehende" Bilder.
Christian Boltanski (2003)
Schwierige Aufnahmesituation für das Porträtfoto des französischen Konzeptkünstlers Christian Boltanski, Jahrgang 1944: Es gab kaum Licht in dem Atelier. Die Fotografin machte aus der Not eine Tugend und fotografierte Boltanskis Gesicht direkt neben einer leuchtenden Glühbirne. Der jüdische Künstler wurde vor allem durch seine Installationen und Skulpturen zum Thema Vergessen/Erinnern bekannt.
Selbstporträt mit Polke (1971)
Als Fotografin begleitete Angelika Platen viele der später berühmten deutschen Künstler seit Ende der 1960er Jahre. Der Maler Sigmar Polke (1941-2010), hier neben ihr im Spiegel, war häufig auf ihren Fotografien zu sehen. Der Beuys-Schüler ließ sich für die engagierte Fotografin auf jeden Blödsinn ein, kletterte auf Bäume oder sprang beim Fotoshooting auf einem Kinderspielplatz herum.