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An der Schmerzgrenze

Tina Gerhäusser 2. Februar 2007

Nach monatelangen Kontroversen hat der Bundestag den Gesetzentwurf zur Gesundheitsreform passieren lassen. Wie blicken Ärzte und Patienten im Johanniter-Krankenhaus in Bonn der Gesundheitsreform entgegen?

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Ärzte und Krankenschwestern um OP-Tisch während einer Operation
Arbeit unter Druck: Eingriff im OperationssaalBild: AP

Die Krankenschwestern der gynäkologischen Abteilung haben meist keine Zeit, sich mehr als einmal am Tag um die Patienten zu kümmern, außer sie sind gerade frisch operiert und klingeln. Susanne Kalder hat nicht geklingelt. Aber ihre Zimmer-Nachbarin braucht eine neue Infusion. Krebspatientin Kalder war hier zur Chemotherapie. Jetzt muss sie eine gefährliche Lungenentzündung auskurieren. Sie liegt entspannt in dem sonnendurchfluteten Zweibettzimmer. Aber um ihre Retter, die Ärzte und Krankenschwestern macht sie sich Sorgen. Ärzte, die sie schon am frühen Morgen gesehen hat, sieht sie noch spät abends auf den Fluren des Krankenhauses und fragt sich, wann diese den Feierabend machen.

Ohne Überstunden geht es schon jetzt nicht mehr

Chefarzt Uwe-Jochen Göhring eilt über den Gang, von einer Operation zur nächsten, immer im Laufschritt. Die geplante Reform geht für den Gynäkologen genau in die falsche Richtung. "Ich glaube, alle, die hier arbeiten, machen das gern, aber die sind alle am Anschlag." Wir brauchen einfach politische Unterstützung, dass mehr am Patienten gearbeitet werden kann", sagt Göhring. "Die Gelder sind nicht da, das muss man akzeptieren, deshalb muss die Logistik so gut wie möglich sein. Ich glaube, dass das Gesundheitswesen ganz hart vor einer Mauer steht, und da wird voll drauf zu gelenkt."

Steigende Ausgaben der Krankenhäuser

Zwei Etagen tiefer sitzt Bernhard Schoeffend. Er hat hier früher selbst als Internist gearbeitet. Als Medizin-Controller kümmert er sich jetzt darum, wie sein Krankenhaus mit weniger Geld optimale Versorgung bieten kann. Durch die Gesundheitsreform und die höheren Gehälter für Ärzte steigen die Ausgaben. Schoeffend rechnet damit, dass sein Haus jährlich zwei Millionen Euro mehr aufbringen muss. Das sind rund vier Prozent des Gesamtbudgets. Geld, das nicht da sein wird: "Es kann ja immer ein Röntgengerät kaputt gehen, der Computer-Topograph: Neuanschaffungen, die das Krankenhaus in eine finanziell bedrohliche Situation bringen können."

Weil Krankenhäuser und Krankenkassen weniger Geld haben, werden die Verhandlungen über das Budget in Zukunft noch härter, befürchtet Bernhard Schoeffend. Beide Parteien verhandeln im Voraus, wie viele Patienten mit welchen Krankheiten das Krankenhaus pro Jahr behandeln kann. Wenn die vereinbarte Menge von Fällen nicht erreicht wird, werden Mindererlöse an die Kostenträger zurückgezahlt. "Wenn wir mehr Fälle als vereinbart machen, bekommen wir aber nur 35 Prozent dieser Fälle erlöst", sagt Schoeffend.

Die Angst vor medizinischen Fehlern

Nur noch das Lebensnotwendige für die Patienten tun zu können, das ist ein Szenario vor dem Chefarzt Göhring und Oberärztin Gudula Korte Angst haben. Die Oberärztin hat große Sorgen, dass durch die hohe Arbeitsbelastung mehr Fehler gemacht werden. "Man hat einfach nicht genug Zeit hat, sich mehr um einzelne Dinge zu kümmern." Noch haben sie den Humor nicht verloren: "Jetzt stelle ich ihnen meine Lieblingsoberärztin vor", sagt er. "Weil ich die Einzige bin", sagt sie.