Rücklagen fressen Quartalsgewinn
29. Oktober 2014Die Deutsche Bank rüstet sich für neue Strafzahlungen und opfert dafür abermals einen Quartalsgewinn. Unter dem Strich stand in den Sommermonaten ein Verlust von 92 Millionen Euro, wie Deutschlands größtes Geldhaus am Mittwoch mitteilte. Vor einem Jahr hatte das Institut noch einen Mini-Gewinn von 51 Millionen geschafft. Es ist der dritte Quartalsverlust in der seit zweieinhalb Jahren andauernden Amtszeit der Doppelspitze Jürgen Fitschen und Anshu Jain.
Doch die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten summieren sich inzwischen auf rund drei Milliarden Euro und überschatten ein ansonsten florierendes Tagesgeschäft. Das dürfte sich in naher Zukunft kaum ändern, wie die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen einräumten. Hinzu kämen die Lasten des Konzernumbaus.
Libor-Skandal wirkt nach
Die Liste der Rechtsstreitigkeiten ist lang und einer der größten Unsicherheitsfaktoren für das Institut. Beispielsweise manipulierten Mitarbeiter mehrerer Großbanken über Jahre die wichtigen Referenzzinsen für das Geldgeschäft der Banken untereinander (Libor/Euribor). Die Deutsche Bank akzeptierte Ende 2013 eine EU-Strafe in Höhe von 725 Millionen Euro.
In den USA und Großbritannien steht eine Einigung noch aus. Die könnte nun kommen - die Bank bestätigte im Quartalsbericht direkte Verhandlungen mit den Behörden. Finanzkreisen zufolge wird auf Hochtouren an einem Vergleich mit den angelsächsischen Regulierern im Zinsskandal gearbeitet. Bereits in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Bank allein in den Sommermonaten für Strafen und Bußgelder noch einmal knapp 900 Millionen Euro zur Seite gelegt hat. Diese Affäre könnte die Deutsche Bank noch einmal eine Strafe von fast einer Milliarde Euro kosten.
Weitere Strafen drohen
Außerdem will das Institut weitere US-Hypothekenklagen vom Tisch räumen und einen Streit mit den US-Behörden über mutmaßliche Sanktionsverstöße beilegen. Letzteres dürfte sich aber wohl bis ins nächste Jahr ziehen, wie mehrere Insider berichten.
Die Altlasten fressen die mühsam erwirtschafteten Gewinne schon seit längerem immer wieder auf. Vor einem Jahr war die Deutsche Bank bereits tief abgestürzt. Damals hatte sie für juristische Auseinandersetzungen 1,2 Milliarden Euro zurückgelegt.
Gute Geschäfte
Der Vorsteuergewinn der Deutschen Bank vervielfachte sich im Konzern im abgelaufenen Quartal auf 266 (im Vorjahr waren es 18) Millionen Euro, weil die Erträge anzogen.
Die Investmentbanker freuten sich insbesondere über eine Belebung des Anleihehandels. Dass in der wichtigsten Sparte am Ende trotzdem nur ein Gewinnplus vor Steuern von vier Prozent auf 374 Millionen Euro stand, lag daran, dass die meisten Rückstellungen hier verbucht wurden.
Im Privatkundengeschäft stieg der Vorsteuergewinn um drei Prozent auf 356 Millionen Euro. In der Vermögensverwaltung, seit zwei Jahren die größte Baustelle im Konzern, verdiente die Bank mit 288 Millionen Euro zwei Prozent mehr. Die Sparte sammelte unter dem Strich 17 Milliarden Euro an neuen Kundengeldern ein.
Umbau an der Spitze
Um die Probleme in den Griff zu bekommen, beschloss der Aufsichtsrat einen Umbau im Vorstand der Deutsche Bank. Der neue Finanzvorstand kommt von Goldman Sachs: Marcus Schenck war erst vor einem Jahr zu der Investmentbank gewechselt, zuvor war er langjähriger Finanzvorstand beim Energieriesen Eon. Er wird bei der Deutschen Bank Stefan Krause ablösen, der künftig das neu geschaffene Vorstandsressort für die strategische Entwicklung des Geldhauses übernimmt. Dort soll er sich künftig um die langfristige Weiterentwicklung des Instituts kümmern.
iw/wen (rtrd, dpa)