"Alles Jute"
Anfang Juni 2013 war Dresden vom Hochwasser bedroht. Zum Schutz der historischen Altstadt und privater Häuser haben die Dresdner tausende Sandsäcke gestapelt. Heute nähen Studierende aus den alten Säcken neue Taschen.
Neue Jutetaschen aus alten Sandsäcken
Im Juni 2013 kämpften ganze Landstriche in Deutschland gegen das Hochwasser. Auch in Dresden wurden Tausende Sandsäcke gestapelt. Unter den Helfern waren Studenten, und ein paar hatten beim Säckeschleppen eine Idee: Warum nähen wir aus den gebrauchten Säcken nicht einfach neue Jutetaschen? So entstand die Initiative "Alles Jute".
Die Initiatoren Micha und Ben
Micha (links) und Ben haben sich "Alles Jute" ausgedacht. "Wir saßen nach einem Fluthelfertag zusammen, haben uns ein Bier genehmigt und geschaut, wie wir weiterhelfen können", erzählt Ben. Dabei kam die Idee, gebrauchte Sandsäcke umzunähen. Zwei Wochen später war der Prototyp für die Jutebeutel fertig.
Limitierte Auflage
Micha schwitzt an der Nähmaschine, wie so oft in den letzten Tagen. Bis vor einer Woche hat er nicht eine gerade Naht hinbekommen, doch langsam läuft es besser. Maximal 876 Beutel wollen die Studenten nähen, mehr als 100 haben sie bereits verkauft. 8,76 Meter war Anfang Juni der höchste Stand der Elbe in Dresden, deshalb die ungewöhnliche Stückzahl.
Das Studium rückt in den Hintergrund
Ben kassiert, berät beim Kauf und versucht, den Überblick zu behalten. Nicht ganz einfach. Die Ladentür steht kaum still, bei Facebook stapeln sich die Anfragen, geschlafen hat Ben die letzten Tage wenig. Er studiert eigentlich Geschichte, doch derzeit dreht sich bei ihm alles nur um "Alles Jute".
Symbolischer Preis
Viele Taschenkäufer wie Barbara haben selbst bei der Flut mitgeholfen oder kennen Betroffene. Statt 8,76 Euro, soviel kosten die Taschen, geben viele Käufer etwas mehr und runden den Kaufpreis auf. Es waren auch schon Kunden da, die 250 Kilometer gefahren sind, nur um einen der limitierten Jutebeutel zu bekommen.
Säcke, Stoffe, Gurte - alles gespendet
Das Material, das die Studenten für die Taschen verwenden, stammt aus Spenden. Die Leute kämen in ihren Laden, gäben Reste ab oder böten an, selbst mitzunähen, erzählen Micha und Ben. Der erste Schwung Sandsäcke kam von einem Kneipenwirt, dem das Team vorher als Fluthelfer unter die Arme gegriffen hat.
Tasche ohne Sand
Viele Sandsäcke, die die Bewohner vor der Flut geschützt haben, wurden von dreckigem und teils öligem Hochwasser verschmutzt. Die "Alles Jute"-Initiatoren versuchen, für ihre Taschen nur Säcke zu verwenden, die nicht direkt im Wasser lagen. Um aber auf Nummer sicher zu gehen, werden sie trotzdem alle nochmal gereinigt und vom Sand befreit, bevor sie umgenäht und zu neuen Beuteln werden.
Die Nähmaschinen stehen still
Momentan fehlen dem Projekt die Gurte, deshalb kann gerade nicht weitergenäht werden. Wenn alle 876 Beutel irgendwann verkauft sind, sollen kulturelle und soziale Einrichtungen das eingenommene Geld bekommen. Danach wird es wieder vorbei sein mit "Alles Jute".
Stolz ist, wer eine Tasche bekommt
Der Käuferstrom im Laden reißt nicht ab, langsam werden die Jutebeutel knapp. Viviane und Frederike haben sich jeweils eine Tasche gesichert. Wenn wieder genügend Material da ist, wird weitergenäht.