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Albanien auf gutem Weg

3. Februar 2003

- Stabilisierungs- und Assoziations-Verhandlungen mit der EU eröffnet

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Köln, 1.2.2003, DW-radio / Albanisch, Ismet Dacik

Nach jahrelangen Bemühungen um eine Annäherung an die Europäische Union hat Albanien einen wichtigen Schritt nach vorne getan. Das einstige kommunistische Land verhandelt mit der EU über ein Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen.

Der EU-Kommissionspräsident Romano Prodi erklärte am Freitag (31.1.) in Tirana die Gespräche des Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens zwischen der EU und Albanien offiziell für eröffnet. In der albanischen Hauptstadt traf er mit dem albanischen Präsidenten Alfred Moisiu und dem Premierminister Fatos Nano zusammen. Nach den Gesprächen erklärte Prodi vor der Presse:

"Heute ist ein sehr wichtiger Tag für Albanien, aber auch ein sehr wichtiger Tag für die EU. Nach den Diskussionen, die wir hier in Tirana führten, haben wir beschlossen, die Verhandlungen zur Unterzeichnung eines Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens zwischen der EU und Albanien zu eröffnen. Dieser Prozess wird Albanien Schritt für Schritt in die EU führen."

Albanien bemüht sich seit 1992 um eine Annäherung an die EU. Die Aufnahme des Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens zwischen der EU und Albanien war für Tirana ein wichtiger Schritt in eine hoffnungsvolle Richtung. Doch dieses Ziel rückte zunächst durch die bürgerkriegsähnlichen Unruhen von 1996/1997 in die Ferne.

Die Funkstille dauerte jedoch nicht lange. Der Kosovo-Krieg, die Rolle Albaniens während des Nato-Angriffes und in erster Linie die Beherbergung von über einer halben Million Flüchtlinge aus dem Kosovo führten zu einer erneuten Annäherung zwischen Tirana und Brüssel.

Die EU stellte jedoch Bedingungen für die Verhandlungen: Unter anderem sollten die organisierte Kriminalität und die Korruption energisch bekämpft und die Justizreform in die Wege geleitet werden. Trotz des guten Willens haperte es jedoch mit der praktischen Umsetzung. Denn die politischen Parteien in Albanien konnten ihre Differenzen nicht ausräumen und fanden keinen gemeinsamen Nenner für ihre unterschiedlichen Lösungsansätze. Es blieb bei gegenseitigen Schuldzuweisungen.

Doris Pack, Albanien-Berichtserstatterin des Europaparlaments, fand die "magische" Lösung des Problems. Sie empfahl die Wahl eines Konsens-Präsidenten. Der Druck der EU auf Albanien wurde immer stärker. Schließlich verständigten sich die regierenden Sozialisten und die Opposition auf den 72-jährigen früheren Armeegeneral Alfred Moisiu als neues Staatsoberhaupt. Damit war der Weg frei.

Der albanische Premierminister Fatos Nano äußerte sich am Freitag (31.1.) vor der Presse zufrieden:

"Heute bei diesem festlichen Akt haben wir einen wichtigen Schritt für die Zukunft unseres Landes getan. Die Verhandlungen über das Stabilisierungs- und Assoziationsabkommen zwischen der EU und Albanien sind eröffnet. Es ist ein historisches Datum, das für lange Zeit im Gedächtnis unseres Volkes haften wird. Es ist ein Meilenstein in unserer Geschichte, auf dem alle unsere Bemühungen sowie ihre Fortsetzung geschrieben stehen."

Romano Prodi verließ Tirana nicht mit leeren Händen. Sowohl die Regierung als auch die Opposition sicherten zu, dass Albanien seine Hausaufgaben ordentlich machen werde. Zudem wurde dem EU-Kommissionspräsidenten eine besondere Ehre zuteil: Die symbolträchtige Hafenstadt Vlora ernannte ihn zum Ehrenbürger. Die EU-begeisterten Albaner vergaßen die Rolle nicht, die der damalige Premierminister Italiens in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre in der Beruhigung der innenpolitischen Lage in Albanien gespielt hatte. (fp)