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Alabama: Hinrichtung durch Erstickung

26. Januar 2024

In Alabama kam es in der Vergangenheit mehrfach zu Problemen bei der Hinrichtung von Straftätern. Nun wurde erstmals ein Mann durch das Einatmen reinen Stickstoffs hingerichtet. Was passiert bei der Stickstoff-Hypoxie?

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Hinrichtungskammer in den USA
Alabama ist der erste US-Bundesstaat, der Stickstoff zur Hinrichtung eingesetzt hatBild: picture-alliance/AP Photo/M. Martin

Kenneth Smith wurde für seine Beteiligung an einem Mord im Jahr 1988 zum Tode verurteilt. 2022 sollte er durch eine letale Injektion hingerichtet werden, doch Smith überlebte. Das Hinrichtungsteam hatte mehrfach versucht, intravenös das Gift zuzuführen, das Smith töten sollte. Wie die New York Times berichtete, waren Versuche, einen Venenkatheter an Händen, Armen und sogar in Nähe des Herzens zu legen, fehlgeschlagen.

Letale Injektionen wurden 1982 bei Hinrichtungen in den USA eingeführt und bei den meisten Hinrichtungen angewendet. Die Injektionen bestehen aus einem oder mehreren Arzneistoffen, darunter Narkosemittel, Schlafmittel und lähmende Mittel, die die Muskeln entspannen.

Einige Staaten verwenden Fentanyl, ein Schmerzmittel, das fünfzigmal stärker ist als Heroin. Es soll zunehmend für versehentliche Überdosierungen von Drogen verantwortlich sein.

Seit mehr als zwei Jahrzehnten wartete Smith in seiner Zelle im US-Bundesstaates Alabama auf die Vollstreckung seines Todesurteils. Für einen zweiten Hinrichtungsversuch am 25. Januar setzten die Behörden nun ein neues Verfahren ein, die sogenannte Stickstoff-Hypoxie.

Was ist Stickstoff-Hypoxie?

Hypoxie ist der Fachbegriff für Sauerstoffmangel. Die nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) der USA beschreiben die Hypoxie als einen "Zustand, in dem Sauerstoff nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht". Und wie wir alle wissen, benötigen wir Sauerstoff, um zu atmen und zu leben.

Smith wurde eine Gesichtsmaske angelegt, die an einen Stickstoffgasbehälter angeschlossen war. So war er gezwungen, reinen Stickstoff einzuatmen.

Die Luft, die uns umgibt, enthält ebenfalls Stickstoff. Solange das Verhältnis zwischen Sauerstoff und Stickstoff ausgewogen ist, ist das kein Problem. Doch wenn der Anteil an Stickstoff zu hoch und der an Sauerstoff zu niedrig ist, kann dies tödlich sein.

Während Smith das Gas inhalierte, stieg die Stickstoffkonzentration in seinem Körper auf tödliche Werte. Der Stickstoff verdrängte den Sauerstoff aus seinem Atmungssystem, Gewebe und Organe wurden nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, und letztlich trat der Tod ein.

Stickstoff umgibt uns überall

Wir atmen täglich Stickstoff ein. Die Luft, die uns umgibt, die Atmosphäre, besteht zu 78 Prozent aus Stickstoff und nur zu 21 Prozent aus Sauerstoff. Der Rest setzt sich aus Wasserdampf, Argon, Neon, Helium, Wasserstoff und Xenon zusammen. Diese werden als "Permanentgase" bezeichnet. Die Atmosphäre enthält außerdem noch andere Gase, zum Beispiel Methan, Ozon und Kohlendioxid. Die Konzentration dieser Gase kann von Tag zu Tag und von Region zu Region unterschiedlich sein.

Bis zu einer Konzentration von 78 Prozent in der Atmosphäre kann Stickstoff sicher eingeatmet werden. Steigt die Konzentration jedoch auf 80 Prozent oder mehr, wird es gefährlich und kann zum Tod führen.

Die US-Behörde für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (OSHA) rät deshalb zum Beispiel dazu, bei der Arbeit in geschlossenen Räumen darauf zu achten, dass der Sauerstoffgehalt nicht unter 19,5 Prozent sinkt. Doch auch in dieser Konzentration kann Stickstoff in der Umgebungsluft "unbemerkte physiologische Auswirkungen" haben. Dies stellt ein Bericht des Chemical Safety and Hazard Investigation Board der USA fest, einer Bundesbehörde, die industrielle chemische Unfälle untersucht.

Das Problem ist, dass man erhöhte Stickstoffwerte nicht über den Geruchssinn wahrnimmt. Stickstoff ist ein geruchloses, geschmackloses, farbloses, inertes Gas, das nicht mit anderen chemischen Substanzen reagiert. Es ist außerdem nicht entflammbar und nicht explosiv. Wie viel Stickstoff die Luft enthält, lässt sich nur mit besonderen Messgeräten feststellen.

Man kann aber auf Symptome einer Stickstoffvergiftung bzw. eines Sauerstoffmangels achten. Das ist besonders in Branchen wichtig, in denen Stickstoff eingesetzt wird. Viele Branchen tun das, zum Beispiel um eine Korrosion durch Oxidation zu verhindern.

Was passiert, wenn man zu viel Stickstoff einatmet?

Enthält die Atemluft nur 16 Prozent Sauerstoff, können sich die Puls- und die Atemfrequenz erhöhen. Es fällt schwer, zu denken und sich zu konzentrieren und die Bewegungsabläufe zu koordinieren.

Bei 14 Prozent kann sich ein ungewöhnliches Gefühl der Müdigkeit einstellen. Auswirkungen auf den Gefühlszustand oder das Urteilsvermögen sind möglich.

Bei 12,5 Prozent fällt das Atmen sehr schwer. Dem Betroffenen wird übel und er muss sich erbrechen. Sein Herz wird dauerhaft geschädigt.

Sinkt die Konzentration auf unter 10 Prozent, kann sich die betroffene Person nicht mehr bewegen. Sie bekommt Krämpfe, verliert das Bewusstsein und stirbt schließlich.

Verwendung in der Tier-Euthanasie und Sterbehilfe

2020 veröffentlichte die American Veterinary Medical Association, die Vereinigung US-amerikanischer Tierärzte, einen Bericht über den Einsatz von Stickstoff und anderen Gasen bei der Euthanasie von Nutztieren. Laut Bericht kann Stickstoff-Hypoxie für die Tiere belastend sein. Es wird daher empfohlen, die Tiere zuerst in einen Zustand der Bewusstlosigkeit zu versetzen.

Es gibt auch Bestrebungen, Stickstoff in der Sterbehilfe einzusetzen. Dabei würde die sterbewillige Person das Gas in einer geschlossenen, mit Stickstoff gefüllten Kammer oder Kapsel einatmen.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

Abbany Zulfikar Kommentarbild App
Zulfikar Abbany Wissenschaftsredakteur