Aki Kaurismäkis Flüchtlingsdrama "Die andere Seite der Hoffnung"
In Berlin gab's dafür einen Silbernen Bären: "Die andere Seite der Hoffnung" des kautzigen Regisseurs begeisterte das Berlinale-Publikum. Jetzt kommt das bewegende Werk des Finnen in die Kinos.
Zwei Männer - ein Film
Kaurismäkis Filme leben von ihren skurrilen Charakteren. Auch in seinem neuen Spielfilm setzt der finnische Regisseur wieder auf zwei wunderbare Protagonisten: den von Sherwan Haji gespielten syrischen Flüchtling Khaled Ali (l.) und den von Sakari Kuosmanen dargestellten Waldemar Wikström, der seinen Job als Vertreter von Oberhemden gerade an den Nagel gehängt hat und nun ein Restaurant eröffnet.
Ein Finne im Glück
Zum Abschluss der 67. Berliner Filmfestspiele durfte sich der finnische Regisseur freuen. Für "Die andere Seite der Hoffnung", der am Wettbewerb des Festivals teilgenommen hatte, wurde ihm der Silberne Bär für die beste Regie überreicht.
Willkommenskultur in Finnland
Kaurismäki zeigt, wie es den Flüchtlingen überall in Europa ergeht, wenn sie nach langer, gefährlicher Reise in einem ihnen fremden Land stranden. Dazu gehören auch Gastfreundlichkeit und Willkommenskultur. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird Khaled vom Personal des Restaurants herzlich aufgenommen. Er bekommt dort auch Arbeit.
Auch die Härten werden gezeigt...
Doch Aki Kaurismäki zeigt trotz aller optimistischer und utopischer Zwischentöne auch die schmerzhaften Erfahrungen, die der syrische Flüchtling Khaled in Finnland macht. Obwohl aus dem zerbombten Aleppo kommend, wird sein Asylantrag abgelehnt. Von finnischen Neo-Nazis wird er angepöbelt und geschlagen. Auch das Leben in den Asylheimen ist hart und entbehrungsreich.
Kaurismäkis Stilbewußtsein
Sehenswert ist "Die andere Seite der Hoffnung" vor allem auch, weil es Kaurismäki gelungen ist, für seinen ernsten Stoff eine entsprechende Ästhetik zu finden. Der Film weist den typischen Kaurismäki-Look auf - mit Verweisen auf das Kino früherer Zeiten, einer ausgewogenen Mischung aus Humor und Ernst, wunderbar geführten Darstellern und einer originellen Musikauswahl.
Begeisterung in Berlin
Bei der Berlinale wurden Kaurismäki und seine Schauspieler (hier drei der Hauptdarsteller auf dem roten Teppich) schnell zu Publikums- und Kritikerlieblingen. "Die andere Seite der Hoffnung" sorgte für viele Lacher im Saal, regte aber auch zum Nachdenken an. Das Thema Flucht und Vertreibung war bei dem finnischen Regisseur in besten Händen.
Aki Kaurismäkis "Le Havre"
Schon in seinem letzten Spielfilm hatte sich der finnische Regisseur dem Thema Flucht gewidmet - lange bevor es 2015 in Europa zu den großen Flüchtlingsströmen aus den Ländern des Nahen Ostens gekommen ist. 2011 präsentierte Kaurismäki in Cannes den Film "Le Havre", der von der Begegnung eines Schuhputzers und ehemaligen Schriftstellers und eines Flüchtlingsjungen aus Afrika erzählt.
Mittelteil einer Trilogie
Nach eigener Aussage stellt "Die andere Seite der Hoffnung" Teil Zwei einer Trilologie zum Thema Flucht und Vertreibung dar. Kaurismäki, hier nach der Premiere bei der Berlinale, fragte in der deutschen Hauptstadt vor dem Hintergrund der politischen Weltlage: "Wo zum Teufel ist denn die Menschlichkeit geblieben? Wenn wir nicht menschlich sind, wozu sind wir dann überhaupt da?"