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Politik

Aids breitet sich in Osteuropa aus

23. Juli 2018

Bei der Welt-Aids-Konferenz warnen Experten vor Nachlässigkeit im Umgang mit der Immunschwächekrankheit. Fehlender politischer Wille und Diskriminierung behindern den Kampf gegen das HI-Virus - besonders in Osteuropa.

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Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam 2018
Bild: Imago/R. Wareham

Experten warnen denn auch vor einem Rückschlag beim Kampf gegen Aids. Besonders bedrohlich sei die Lage in Osteuropa und Zentralasien. Die Zunahme bei Neu-Infektionen sei dort alarmierend, warnten Aktivisten aus dieser Region. Jährlich gebe es rund 190.000 neue HIV-Infizierte, davon 80 Prozent in Russland, erklärten die Sprecher von sechs Organisationen. Nur eine Minderheit der Patienten habe Zugang zu Medikamenten.

Das UN-Aids-Programm Unaids schlug Alarm. Das Erreichen der Etappenziele bis zum Jahr 2020 - dann sollen weltweit 30 Millionen HIV-Infizierte in Behandlung sein - ist gefährdet. In 50 Ländern seien die Infektionszahlen gestiegen, der allgemeine Trend gehe aber in die richtige Richtung: 2017 seien weltweit 940.000 Menschen an der Immunschwächekrankheit gestorben - eine Million weniger als noch 2005.

Niederlande Amsterdam - Prinz Harry zur 22. Internationalen AIDSKonferenz
Auch Prominente wie der britische Prinz Harry sind zur Internationalen Aids-Konferenz nach Amsterdam gekommenBild: Reuters/Y. Herman

Die Lage in Osteuropa stellt eines der Hauptthemen dar bei dem Treffen in Amsterdam. Dort beraten rund 15.000 Experten aus über 160 Ländern bis zum Freitag über den Kampf gegen die Epidemie. Es ist die 22. Konferenz von Wissenschaftlern, Aktivisten, Betroffenen und Politikern und steht unter dem Motto: "Barrieren durchbrechen - Brücken bauen".

Die neuen HIV-Infektionen in Osteuropa und Zentralasien seien unnötig, kritisierte der niederländische Vorsitzende der Konferenz, Professor Peter Reiss. Der Aidsforscher hofft auf ein Umdenken: "Wenn sich in diesen Ländern nach dieser Konferenz etwas ändert, dann wäre das der größte Erfolg."

Als ein Grund für die Ausbreitung der Epidemie gilt auch die Stigmatisierung von besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Die erwähnten sechs Organisationen von Betroffenen starteten eine Kampagne mit dem Titel "Jagd den Virus, nicht die Menschen". Sie erhoffen sich zudem stärkeren politischen Druck von der EU. Sie berichteten von systematischer Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen, Sex-Arbeitern und Drogenabhängigen. Daher würden sich diese oftmals nicht auf Aids testen lassen.

Positive Meldungen aus Afrika

Jahrzehntelang lag der Fokus des weltweiten Kampfs gegen Aids auf Afrika. Noch immer leben die meisten der rund 37 Millionen HIV-Infizierten auf diesem Kontinent. Doch gerade aus Afrika kamen nun positive Nachrichten. Vertreter aus Kenia, Ghana und Ruanda teilten mit, dass Aufklärung und Behandlung erfolgreich seien.

In Südafrika, das mit sieben Millionen HIV-Infizierten am stärksten betroffen ist, ging die Rate der neuen Ansteckungen nach einem UN-Bericht zwischen 2010 und 2017 um 40 Prozent zurück. Außerdem hätten deutlich mehr Menschen Zugang zu Medikamenten. In Kamerun und der Elfenbeinküste gibt es dem Bericht zufolge hingegen kaum Fortschritte.

uh/kle (dpa, afp)