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Afrikas Start-ups: Resistent gegen Corona?

Silja Fröhlich
15. Februar 2021

Corona hat Afrikas Wirtschaft hart getroffen, doch junge afrikanische Start-ups sagen dem Virus den Kampf an. Afrikas Unternehmergeist blüht und junge Gründer ziehen nicht nur eine negative Resonanz aus dem Pandemiejahr.

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Afrika Symbolbild Start up
Bild: YANICK FOLLY/AFP via Getty Images

PricePally ist bereits das vierte Start-up, dass Luther Lawoyin gegründet hat. Ende 2019, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, brachte Lawoyins Frau ihn auf die Idee für die E-Commerce-Plattform für die Großlieferung von Lebensmitteln in Lagos, Nigeria. Über eine App können sich verschiedene Haushalte zu einer Bestellung auf dem Großmarkt zusammenschließen und so von verhältnismäßig günstigen Preisen profitieren. "Meine Frau schreibt gerne alles auf, was wir ausgeben. Ich war überrascht, wie viel wir für Lebensmittel bezahlen", erzählt der junge Unternehmer der DW. "Uns kam die Idee, in großen Mengen zu kaufen und wir dachten, es wäre noch besser, das Problem für viele Menschen zu lösen."

Luther Lawoyins Unternehmen ist eines von vielen afrikanischen Start-ups, das es durch die Corona-Pandemie geschafft hat. Aufgrund der Pandemie hat Afrika unverhältnismäßig stark unter dem parallelen globalen Wirtschaftseinbruch gelitten. Laut vorläufigen Berechnungen der Weltbank schrumpfte die Wirtschaftsleistung der Länder in Subsahara-Afrika 2020 um mehr als drei Prozent.

Doch trotz Corona boomen viele Start-ups, und das haben auch internationale Investoren bemerkt. Die Denkfabrik Briter Bridges bezifferte das Gesamt-Risikokapital für afrikanische Start-ups im Jahr 2020 auf 1,31 Milliarden US-Dollar, gegenüber 1,27 Milliarden im Jahr 2019.

Gewinner 2020: Fintech

"2020 hat alle überrascht", sagt Nicholas Kendall von GreenTec Capital, einem Investmentunternehmen, das sich auf afrikanische Start-ups spezialisiert. "Es war ein schwerfälliges Jahr, und die Gewinner wurden dadurch bestimmt, dass sie in der Lage waren, sich anzupassen. Trotz allem ist die Zahl der Deals in Afrika weiter gestiegen. Afrikanische Start-ups sind nach wie vor sehr attraktiv für internationales Venture Capital."

Afrika Symbolbild Start up
Afrikanische Start-ups blühen auf - angefangen bei Nahrungsmittel-Lieferungen Bild: SEYLLOU/AFP via Getty Images

Allen voran: Start-ups mit innovativen Finanzlösungen. "Fintech ist der afrikanische König", so Kendall. "Aber alle Sektoren, die es geschafft haben, auf digital umzustellen, waren erfolgreich. Es geht um die Anpassungsfähigkeit."

Laut Briter Bridges machten Fintechs in Afrika allein 31 Prozent der gesamten Investitionen im Jahr 2020 aus. Noch immer besitzen zwei von drei afrikanischen Erwachsenen kein Bankkonto - aus Sicht der Investoren stellen sie einen riesigen Markt für Finanzdienstleistungen dar.

Infografik Investitionen afrikanische Start-Ups DE

Corona macht innovativ

Der nächstkleinere Anteil der Finanzierungsaktivitäten entfiel auf saubere Energien. In Ost- und Westafrika fördern Regierungen und private Investoren vor allem Solar-Start-ups, die Elektrizität an abgelegene Orte bringen sollen. 

Auch der Gesundheitsbereich erlangte aufgrund der globalen Gesundheitskrise zusätzliches Interesse. Eine Analyse der Weltgesundheitsorganisation WHO ergab, dass die COVID-19-Pandemie in Afrika die Entwicklung von mehr als 120 Gesundheitstechnologie-Innovationen angestoßen hat. Das entspricht einem Achtel der weltweit rund 1000 Technologien gegen die Pandemie, die die WHO untersucht hat.

Afrika Symbolbild Start up
Die Zukunft afrikanischer Start-ups ist digitalBild: YANICK FOLLY/AFP via Getty Images

Analog zu Fintech gibt es auch einen Begriff für Anwendungen, die sich mit Bildung (englisch: education) beschäftigen: "Edtech ist ebenfalls sehr wichtig", so Kendall. Auch in Afrika mussten Schulen wegen der Pandemie Monate lang geschlossen bleiben und viele Schüler und Studierende mussten zum Lernen auf das Internet ausweichen. "Genauso wie der globale Norden sich auf das Lernen und Arbeiten im Internet verlagert hat, ist das auch in Afrika wichtig geworden. Tele-Health und Online-Bildung sind definitiv Sektoren, die man in Zukunft beobachten sollte", so Kendall.

Afrikas "Big Four"

Kenia, Nigeria, Südafrika und Ägypten bleiben aus der Finanzierungsperspektive Afrikas "Big Four", die 77 Prozent der Start-ups mit privatem Fremdkapital und 89,2 Prozent der Gesamtinvestitionen ausmachen. Dies geht aus dem African Tech Start-ups Funding Report 2020 hervor. Kenia bleibt 2020 mit Investitionen von 190 Millionen US-Dollar Afrikas Spitzenreiter.

Nichtsdestotrotz hat es 2020 wegen Corona auch Verlierer gegeben. "Natürlich wurden viele Start-ups in ihrem Betrieb beeinträchtigt", so Kendall. "Und ich bin sicher, dass viele ihre Start-ups gar nicht erst gestartet oder die Gründung verschoben haben."

"Du innovierst - oder stirbst"

"Es war besonders schwer für Start-ups, die direkt von COVID-19 betroffen waren, wie etwa der Tourismus", sagt Gründer Luther Lawoyin. "Es hat einige von ihnen kaputt gemacht." Für sein eigenes Start-up sei 2020 herausfordernd gewesen, "aber es half dem Geschäft, zu wachsen und die Struktur zu formen." Der Unternehmer weiß auch, wie es ist, zu scheitern: Zwei eigene Start-ups musste er schon aufgeben.

Ein StartUp in Goma, das Müll zu Möbeln macht
Ein Start-up in Goma, der Demokratischen Republik Kongo, das Abfälle zu Möbeln recyceltBild: DW/Z. N. Zaidi

Den Grund, warum der Unternehmergeist in Afrika auch in Corona-Zeiten nicht geschrumpft sei, erklärt Lawoyin so: "Wir haben grundlegende Probleme zu lösen: Energie, Wohnen, Nahrung. Diese zwingen uns, innovativ zu sein, wir müssen Lösungen finden, egal wie riskant es ist. Du innovierst - oder stirbst." Worauf es wirklich ankomme, so Lawoyin: "Arbeitet zusammen, geht ins Digitale und sucht nach Möglichkeiten, die Hürden zu überwinden."

Wenn 2020 eines gezeigt hat, dann, dass nichts dauerhaft und für ewig ist. Der junge afrikanische Kontinent aber hat mit seinen Start-ups selbst im Krisenjahr sein Potenzial bewiesen.

Dieser Artikel wurde aktualisiert.

Silja Fröhlich
Silja Fröhlich Redakteurin, Reporterin und Moderatorin