Jagdbranche befürchtet Imageschaden
31. Juli 2015Wenn doch nur der Fall Cecil nicht gewesen wäre. Seitdem bekannt wurde, dass der 13 Jahre alte Löwe illegal und grausam von einem US-amerikanischen Trophäenjäger zur Strecke gebracht worden war, ist die Welt für die afrikanische Jagdbranche nicht mehr die alte. Für das Image der Großwildjäger sei die Tötung des Tieres eine Katastrophe, sagt Hermann Meyeridricks vom südafrikanischen Berufsjägerverband Phasa. Gleichzeitig verweist er auf die vielen Arbeitsplätze in der Branche und die Investitionen in den Naturschutz: "Man darf die Vorteile, die diese Jagd den Einheimischen überall in Afrika bringt, nicht mit einem Verbrechen verwechseln, wie es in Simbabwe der Fall zu sein scheint", erklärt Meyeridricks. Überall gebe es schwarze Schafe. Die Jagdindustrie sei da keine Ausnahme.
Cecil war Anfang Juli von einem US-Touristen erlegt worden. Wegen seiner schwarzen Mähne war der Löwe eine große Attraktion in Simbabwes Hwange-Nationalpark. Außerdem stand er unter Beobachtung von Wissenschaftlern der Universität Oxford. Sein Kadaver wurde außerhalb des Nationalparks gefunden. Das Tier war vermutlich mit rohem Fleisch weggelockt und dann getötet worden. Unbestätigten Angaben zufolge soll der Jäger 50.000 Dollar gezahlt haben, um das Tier jagen zu dürfen.
Simbabwe fordert Auslieferung
Zunächst gab der Zahnarzt aus Minnesota an, nichts von der Illegalität gewusst zu haben, doch alle Unschuldsbeteuerungen halfen nichts. Innerhalb weniger Stunden entwickelte sich im Internet ein großer Proteststurm. Nach weltweiten Online-Attacken tauchte der Mann schließlich unter. Mittlerweile hat Simbabwe seine Auslieferung aus den USA beantragt. Unterstützung bekommt das südostafrikanische Land von vielen Amerikanern. Mehr als 160.000 Menschen unterzeichneten eine entsprechenden Petition an US-Außenminister John Kerry und Justizministerin Loretta Lynch. Um eine Antwort der US-Regierung zu erhalten, sind nur 100.000 Unterschriften nötig.
Die Organisatoren der Großwildjagd versuchen indes, sich dem weltweiten Sturm der Entrüstung entgegenzustellen. "Tierfreunde vergessen schnell, welche Vorteile eine gut organisierte Jagd hat", erklärt Emmanuel Fundira, der Präsident des simbabwischen Safari-Verbands SOAZ. "Sie konzentrieren sich auf den sentimalen Wert des Tieres, wenn sie es zu schützen versuchen. Hier in Afrika ist das etwas anderes, weil die sozialen Vorteile der Jagd immens sind."
Milliardengeschäft Safari
Allein in Südafrika brachte das Geschäft mit der Jagd im Jahr 2012 nach Einschätzung des nationalen Jagdverbandes einen Umsatz von fast einer Milliarde Euro. Darin sind Lizenzgebühren enthalten, aber auch die Kosten für Transporte, Hotels und Ausrüstung. Außerdem kämen auf jeden ausländischen Jäger zwischen zwölf und 14 lokale Jobs. Für die Tierschützer ein schwacher Trost: Sie werfen der Branche vor, zur Dezimierung der Löwenpopulation beizutragen. Und daran seien auch die afrikanischen Regierungen schuld, erklärt der Aktivist Chris Mercer, denn deren wohlwollende Politik unterstütze die Großwildjägerlobby.
djo/jj (afp, dpa)