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Abstürze von zwei 737-MAX-Jets: Boeing bekennt sich schuldig

8. Juli 2024

Die Katastrophen von 2018 und 2019 mit fast 350 Toten beschäftigen den US-Flugzeugbauer auch Jahre später noch. Jetzt gibt es eine Einigung mit dem US-Justizministerium: Geldstrafe und einen Aufpasser der Regierung.

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Flugzeugtyp Boeing 737 Max
Um diesen Flugzeugtyp geht es in dem Betrugsprozess gegen den Flugzeugbauer: die Boeing 737 MaxBild: Elaine Thompson/AP Photo/picture alliance

In den Jahren 2018 und 2019 kam es innerhalb von fünf Monaten zu zwei Abstürzen von Maschinen des Typs 737 MAX in Indonesien und Äthiopien. Dabei starben insgesamt 346 Menschen. Nun bekennt sich der US-Flugzeugbauer Boeing im Fall der zwei Unglücke schuldig, die US-Regierung betrogen zu haben. Der Deal mit dem Justizministerium wurde beim Bundesgericht in Texas eingereicht. Das zuständige Gericht muss der Vereinbarung noch zustimmen.

Die Folgen sind eine Strafe von mehreren Millionen Dollar sowie ein Aufpasser der Regierung für den US-Flugzeugbauer, heißt es in dem Dokument. Laut den veröffentlichten Gerichtsunterlagen soll Boeing nach dem Schuldeingeständnis unter anderem mindestens 455 Millionen Dollar in Compliance- und Sicherheitsprogramme investieren. Auch soll eine Strafzahlung von erneut 243,6 Millionen Dollar fällig werden. Der Flugzeugbauer erspart sich jedoch einen Prozess, der zahlreiche Konzernentscheidungen, die zu den Abstürzen geführt haben, unter eine noch größere öffentliche Prüfung bringen würde.

Angehörige der Absturzopfer protestieren mit Fotos der Verstorbenen und Plakaten vor dem Gerichtgebäude in Washington, in dem die Anhörung zu den Abstürzen stattfindet
Angehörige der Absturzopfer protestieren vor dem Gerichtgebäude in Washington, in dem die Anhörung zu den Abstürzen stattfindet (18. Juni 2024)Bild: Andrew Harnik/Getty Images

Angehörige der Absturzopfer zeigten sich "sehr enttäuscht" von der Einigung, wie ihr Anwalt Robert Clifford mitteilte. Sie forderten eine intensivere strafrechtliche Verfolgung des Konzerns und eine Strafe von 25 Milliarden Dollar. Die vergangenen fünf Jahre hätten gezeigt, dass Boeing nach wie vor "Profite über Sicherheit" stelle, erklärte Clifford. Die jetzige Vereinbarung trage dazu bei, dass dies weiterhin so sein werde. Die Familien werden das Gericht bei der nächsten Anhörung auffordern, den Deal abzulehnen, wie aus einer Einreichung der Anwälte hervorgeht.

Schon nachdem sich eine solche Wendung in den vergangenen Wochen abgezeichnet hatte, hatten Familien der Absturzopfer die Aussicht auf eine erneute Vereinbarung mit Boeing scharf kritisiert. Boeing-Chef Dave Calhoun hatte sich vor einigen Wochen bei den Angehörigen entschuldigt und betont, dass der Konzern die Verantwortung für die Abstürze trage.

 Boeing CEO Dave Calhoun sagt als Zeuge in dem Prozess zu den Abstürzen aus
Boeing CEO Dave Calhoun sagt als Zeuge in dem Prozess zu den Abstürzen ausBild: Kevin Lamarque/REUTERS

Weitere dramatische Zwischenfälle

Auslöser der Abstürze von 2018 und 2019 war eine Software der Flugzeuge, die Piloten unterstützen sollte, aber stärker als von ihnen erwartet in die Steuerung eingriff. Sie lenkte die Maschinen in Richtung Boden - und den Piloten der beiden Maschinen gelang es am Ende nicht, sie wieder auszurichten. Flugzeuge des Typs durften nahezu zwei Jahre nicht fliegen, bis der Fehler in der Software behoben wurde. Boeing wurde danach in einem Strafverfahren Betrug vorgeworfen, weil Mitarbeiter des Flugzeugbauers bei der Zertifizierung des Typs durch US-Behörden spezielle Schulungen für die Software für unnötig erklärt hatten.

Immer neue Flugzeugpannen - Was ist los bei Boeing?

Zuletzt sorgten mehrere technische Pannen bei Boeing-Maschinen für Verunsicherung. So brach Anfang des Jahres bei einer Boeing 737 MAX 9 der Alaska Airlines während des Fluges ein Teil der Kabinenwand heraus. Das Flugzeug musste notlanden. Die Flugaufsichtsbehörde FAA ordnete in der Folge im Januar ein vorübergehendes Flugverbot für Maschinen der Bauart 737 MAX an.

ch/sti (dpa, rtr, afp)