Briten verzichten auf neues Auto
7. Januar 2019Im vergangenen Jahr haben die Briten sieben Prozent weniger Autos gekauft als im Jahr davor. Laut vorläufigen Zahlen wurden knapp 2,37 Millionen Pkw verkauft - und damit 174.000 weniger als 2017. Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Jahr der Finanzkrise 2008 mit einem Minus von 11,3 Prozent.
Der Chef des Branchenverbandes SMMT (Society of Motor Manufacturers and Traders), Mike Hawes, bezeichnete 2018 als "höchst turbulent". Für 2019 rechnet er mit einem weiteren Rückgang beim Absatz um zwei Prozent.
Hawes sprach in London von großen Herausforderungen: Viele Verbraucher seien verunsichert wegen des geplanten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union. Auch die geringere Nachfrage nach Dieselfahrzeugen und strengere Abgasauflagen spielten beim Absatzrückgang eine wichtige Rolle, erläuterte er.
Großbritannien trennt sich Ende März von der Staatengemeinschaft. Der Chef des Branchenverbandes warnte eindringlich vor einem ungeordneten Brexit. Dies wäre eine "Katastrophe für die Industrie", prognostiziert Hawes. Das von Premierministerin Theresa May mit der EU ausgehandelte Abkommen sei zwar nicht perfekt, garantiere aber zumindest eine längere Übergangsphase, die die Autobranche mit ihren rund 850.000 Beschäftigten dringend brauche. In diesem Zeitraum würde praktisch alles so bleiben wie es derzeit ist.
Eine Umfrage des Verbandes hatte kürzlich ergeben, dass bereits die Hälfte der Mitglieder durch die Unsicherheit Schaden erlitten hat. Ein Drittel verschob oder strich demnach heimische Investitionen. Zehn Prozent gaben jeweils an, bereits Kapazitäten ins Ausland verlagert oder die Zahl der Mitarbeiter verringert zu haben.
Das völlig zerstrittene Parlament in London wird am 15. Januar über das Abkommen abstimmen, das May mit Brüssel ausgehandelt hat. Eine Mehrheit dafür ist aber immer noch nicht in Sicht. Eine Scheidung von der EU ohne Abkommen würde Großbritannien Experten zufolge in ein Chaos in allen Lebensbereichen stürzen.
uh/pg (rtr, dpa)