80 Jahre Cinecittà
Das berühmte italienische Filmstudio feiert Geburtstag. Seine Blüte erlebte es in den 1950/60er Jahren. Danach begann eine Zeit des Niedergangs. Trotzdem: Spektakuläre Film- und TV-Produktionen gab es immer wieder.
Das Tor zum italienischen Kino
Der Name Cinecittà steht heute für ein Filmstudio mit einer bewegten Geschichte. Das Studio gehört zu den berühmtesten Produktionsstätten der Kinogeschichte. Doch die ganz großen Zeiten von Cinecittà liegen lange zurück.
Geboren im Geiste des Faschismus
Cinecittà entstand in den Jahren 1936/37, weil die italienischen Faschisten erkannten, dass sie mit dem Medium Film ein gutes Propagandamittel in den Händen hatten. Benito Mussolini war bei der Grundsteinlegung des Studios vor den Toren Roms höchstpersönlich zugegen.
Kinokunst: Neorealismus
Nach Kriegsende war Cinecittà nicht nur durch italienische Komödienkost und Unterhaltungsfilme bekannt. Das Studio wurde auch zur Geburtsstätte des italienischen Neorealismus. Regisseure wie Roberto Rossellini (unser Bild), Luchino Visconti oder Vittorio de Sica zeigten die zertrümmerte Welt des Nachkriegs-Italien schonungslos realistisch und sozalkritisch.
Hollywood entdeckt Cinecittà
Weil der Dreh in den großen Hollywood-Studios sehr teuer war, gingen US-Produzenten und -Regisseure nach Italien. Sie verhalfen dem Studio in den '50er und '60er Jahren zur Blüte. Legendäre Filmromanzen wie "Ein Herz und eine Krone" mit Audrey Hepburn und Gregory Peck entstanden damals in der Stadt Rom und im Studio Cinecittà.
Legendäre Monumentalfilme
Berühmt wurde das Studio aber vor allem mit den ungemein aufwendig produzierten Monumentalfilmen. Regisseur William Wyler, der schon "Ein Herz und eine Krone" inszeniert hatte, kehrte Ende der 1950er Jahre nach Cinecittà zurück, um dort seinen Film "Ben Hur" zu drehen.
Ausstattungs-Exzesse
Übertroffen wurde "Ben Hur" ein paar Jahre später noch von der Monumentalverfilmung "Cleopatra". Nicht nur die Ausstattung des Films war üppig und teuer, der Medienrummel um die Hauptdarsteller Elisabeth Taylor und Richard Burton übertraf alles bisher Dagewesene. Cinecittà war in aller Munde.
Komödien-Hits
In den 1960er Jahren wurden in Cinecittà aber auch zahlreiche internationale Klassiker des Unterhaltungskinos inszeniert. Peter Sellers und Capucine bezauberten das Publikum in "Der rosarote Panther".
Italo-Western
Bevor in den 1970er Jahren der Niedergang in Cinecittà einsetzte, sorgte der populäre Italo-Western noch einmal für eine Blüte: 1968 inszenierte Regisseur Sergio Leone in den Studios den heute legendären Film "Spiel mir das Lied vom Tod" ("Once Upon A Time in the West"), unter anderem mit Claudia Cardinale.
La dolce vita
Die große Zeit von Cinecittà endete in den 1960er Jahren - und damit auch die Erinnerung an "La dolce vita". Der Filmtitel des gleichnamigen Werks von Federico Fellini bürgerte sich ein in den Sprachgebrauch. Unvergessen das Spiel der beiden Hauptdarsteller Anita Ekberg und Marcello Mastroianni in "Das süße Leben", wie der Film in Deutschland hieß.
Ein Deutscher in Cinecittà
In den 1970er und 1980er Jahren wurde immer weniger gedreht in Cinecittà, TV-Produktionen ersetzten Kinofilme. Als einer der letzten Großprojekte für längere Zeit entstand 1986 die Umberto-Eco-Verfilmung "Der Name der Rose" - produziert vom Deutschen Bernd Eichinger, mit Sean Connery in der Hauptrolle.
Der letzte Kaiser
Auch Italiens Starregisseur Bernardo Bertolucci ging für seinen Historienfilm "Der letzte Kaiser" nach Cinecittà. Zwar entstanden die meisten Szenen in der "Verbotenen Stadt" in China, doch wurden einige wichtige Sequenzen auch im Studio in der Nähe Roms gedreht.
Erwachen nach einer langen Pause...
Erst im neuen Jahrtausend konnten die legendären Studios wieder langsam an alte Erfolge anknüpfen. Passenderweise wurde Ridley Scotts aufwendiger historischer Kostümfilm "Gladiator" in Cinecittà gedreht. Russell Crowe spielt dort den römischen Feldherrn Maximus.
New York nachgebaut
Doch Großproduktionen wie "Gladiator" blieben die Ausnahme. Die wohl aufwändigste Produktion, die in diesen Jahren in Cinecittà entstand, war Martin Scorseses historischer Banden-Film "Gangs of New York" (2002). Teile der US-Metropole wurden in Cinecittà nachgebaut, so wie New York Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hatte.
Jerusalem in Cinecittà
Mel Gibsons viel diskutierter Jesus-Film "Die Passion Christi" entstand 2004 ebenfalls in Cinecittà. Die Produktionsdesigner und Ausstatter bauten die historische Stadt Jerusalem für den Film nach.
TV-Spektakel "Rom"
Vor zehn Jahren entstand in Cinecittà auch die US-amerikanisch-britisch-italienische Fernsehserie "Rom" über den Untergang der römischen Republik in den letzten Jahrzehnten vor Christi Geburt. Es war eine der teuersten TV-Serien aller Zeiten - und brachte dem Studio wieder einen Großauftrag ein. Als aktuellste Produktion, die in Cinecittà entstand, gilt der Hollywood-Film "Zoolander 2".