50 Jahre Kenia
Am 12. Dezember 1963 erklärt Kenia seine Unabhängigkeit. Tribalismus und politische Gewalt gehören bis heute zu den Problemen des Vielvölkerstaats. Nach 50 Jahren kann Kenia aber auch auf Erfolge zurückblicken.
Kenias erster Präsident Jomo Kenyatta
Am 12. Dezember 1963 erklärt Kenia seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Jomo Kenyatta (r.) wird erster Präsident Kenias und herrscht bis zu seinem Tod 1978. Er legt auch den Grundstein für die Vorherrschaft seiner Ethnie, der Kikuyu. Tribalismus und politische Gewalt gehören bis heute zu den Problemen des Vielvölkerstaats. Nach 50 Jahren kann Kenia aber auch auf viele Erfolge zurückblicken.
Mount Kenya als Namenspatron
Nach der Kolonialzeit wurde das Land im Osten Afrikas nach seinem höchsten Berg benannt. Der Name Mount Kenia geht zurück auf das Kikuyu-Wort Kere Nyaga, was etwa "strahlender Berg" bedeutet. Für die Menschen in der Region ist der Berg heilig. Sie glauben, dass ihr Gott Nagi dort wohnt. Mit seiner über 5000 Meter hohen Gipfelregion ist er nach dem Kilimanjaro der zweithöchste Berg Afrikas.
Politische Morde
Eine dunkle Seite der kenianischen Geschichte sind zahlreiche politische Morde, für die nie jemand zur Rechenschaft gezogen wurde. Zu den Opfern gehörten unter anderem der Journalist und Freiheitskämpfer Gama Pinto (1965) und Entwicklungsminister Tom Mboya (1969, Foto). 1990 wurde Außenminister Robert Ouko ermordet, nachdem er Korruptionsfälle untersucht hatte.
24 Jahre despotische Herrschaft
Vizepräsident Daniel Arap Moi übernahm nach dem Tod von Jomo Kenyatta 1978 automatisch die Präsidentschaft. In seiner 24-jährigen Amtszeit entwickelte er sich zu einem Despoten. Kritiker verschwanden und wurden gefoltert. Korruption und Kriminalität stiegen an. Notstandsgesetzte beschnitten politische Freiheiten. Moi betrieb wie viele Autokraten einen immensen Personenkult.
Erster Al-Kaida-Anschlag in Afrika
Bei einem Anschlag auf die US-Botschaft am 13.08.1998 in Nairobi starben fast 250 Menschen - überwiegend Kenianer. Mehr als 5700 wurden verletzt. Auch in den letzten Jahren gibt es immer wieder Terrorattacken in Kenia, vor allem durch die Al-Kaida nahestehende Al-Shabaab-Miliz aus Somalia. Im September 2013 überfielen Terroristen die Westgate Mall in Nairobi. 67 Menschen starben bei dem Angriff.
Enttäuschte Hoffnung: Die Ära Mwai Kibaki
Mit ihrem Kandidaten Mwai Kibaki gewinnt die oppositionelle "Nationale Regenbogenkoalition" 2002 die Wahlen. Kibaki wird Kenias dritter Präsident. Doch sein Wahlversprechen, die Korruption zu bekämpfen, hält er nicht ein. Nach umstrittenen Wahlen 2007 erklärt er sich zum erneut Präsidenten, daraufhin brechen Unruhen aus mit über 1000 Toten und Hunderttausenden Vertriebenen.
Unruhen nach den Wahlen 2007
Nach den Wahlen im Dezember 2007 wirft Herausforderer Raila Odinga Präsident Mwai Kibaki Wahlfälschung vor. Parteien und Politiker hetzen Volksgruppen gegeneinander auf. Der Kampf um die Macht wird zu einem ethnischen Konflikt, der sich in den schlimmsten Gewaltausbrüchen seit Kenias Unabhängigkeit entlädt. Mehr als 1000 Kenianer werden getötet und mehr als Hunderttausend verletzt.
Demokratie dank neuer Verfassung
Präsident Mwai Kibaki (r.) leistet im August 2010 seinen Eid auf eine neue Verfassung. Sie beinhaltet unter anderem eine Dezentralisierung der Macht und ein Zwei-Kammer-Parlament nach amerikanischem Vorbild. Reformen sollen Straflosigkeit und Polizeiwillkür beenden. Die Reform der Justiz ist inzwischen weitgehend abgeschlossen, die des Sicherheitsapparats hat aber bis heute nicht begonnen.
Gute Beziehung zu Deutschland
Die Bundesrepublik Deutschland war nach der Unabhängigkeit das erste Land, das Kenia völkerrechtlich anerkannte. Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte 2011 während einer Afrika-Reise auch Präsident Kibaki in Kenia. 50 deutsche Firmen sind heute in Kenia tätig. Viele deutsche Touristen bereisen das Land. Kenia exportiert vor allem Gemüse, Schnittblumen, Tee und Kaffee nach Deutschland.
Angeklagter Präsident
Mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur 50,07 Prozent gewinnen im März 2013 Uhuru Kenyatta (r.), Sohn des ersten Präsidenten, und Wiliam Ruto als sein Stellvertreter die Wahlen. "Uhuruto", wie die beiden von den Kenianern genannt werden, sind vor dem Internationalen Strafgerichtshof wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit der Gewalt nach den Wahlen 2007 in Kenia angeklagt.
Weltbeste Marathon-Läufer
Kip Keino gewann 1968 in Mexiko den 1500-Meter-Lauf und die erste olympische Goldmedaille Kenias. Damit begann die phantastische Läuferkarriere der Kenianer, die bei internationalen Marathonläufen mit den Sportlern aus Äthiopien wetteifern. Auf der Weltbestenliste des Marathon belegen derzeit die Kenianer Wilson Kipsang, Patrick Makau Musyoki, Dennis Kimetto, Emmanuel Mutai die ersten vier Plätze.
Friedensnobelpreis für die "Mutter der Bäume"
In den 90er Jahren wurde Wangari Maathai, die erste Professorin Ostafrikas, als "Mama Miti" (Mutter der Bäume) bekannt. Mit ihrem Green Belt Movement pflanzte sie rund 40 Millionen Bäume. Wegen ihres politischen Engagements wurde sie mehrfach verhaftet. Für ihren Einsatz für nachhaltige Entwicklung, Frieden und Demokratie erhielt sie 2004 den Friedensnobelpreis.
Älteste Zeitung Kenias
Der "Standard" startete 1902, damals als Wochenzeitung "East African Standard". Im März 2006 stürmten Polizisten die Redaktionsräume, zerstörten Ausrüstung und verbrannten die gedruckten Zeitungen. Grund war ein Bericht, Präsident Kibaki habe ein heimliches Treffen mit einem Oppositionspolitiker gehabt. Auch die Stiefoma von US-Präsident Barack Obama, Sarah Obama, liest regelmäßig den "Standard".
Tradition und Moderne: "Silicon Savannah"
Der IT- und Mobilfunksektor in Kenia boomt. Die Kenianer sind bekannt für ihre technologischen Innovationen, die speziell auf die Bedürfnisse des afrikanischen Landes zugeschnitten sind: etwa der Dienst "M-Pesa" für mobilen Geldtransfer, Apps für Bauern und mobile Versicherungen. Selbst die noch weitgehend traditionell lebenden Maasai wollen nicht aufs Handy verzichten.