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Politik

45 Bootsflüchtlinge ertrinken im Mittelmeer

20. August 2020

Es ist der traurige Tiefpunkt in diesem Jahr - und auch ein internationales Versagen: Mindestens 45 Menschen kommen vor der libyschen Küste ums Leben, auch weil auf Notrufe nicht schnell genug reagiert werden kann.

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Symbolbild I Schiffsunglück vor Libyen
Bootsflüchtlinge auf dem Mittelmeer (Archiv)Bild: picture-alliance/dpa/S. Palacios

Das Unglück sei "der größte registrierte Schiffbruch vor der Küste Libyens in diesem Jahr", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Unter den Opfern sollen auch fünf Kinder gewesen sein.

Etwa 37 Überlebende - hauptsächlich aus Senegal, Mali, Tschad und Ghana - seien von einheimischen Fischern gerettet und bei der Ankunft an Land festgenommen worden. Sie hätten berichtet, dass der Motor ihres Schiffes explodiert sei. Die beiden UN-Organisationen fordern eine sofortige Überprüfung des Vorfalls sowie einen Ausbau der Such- und Rettungskapazitäten vor Ort.

"Unnötige Gefährdung von Menschenleben"

"Wir fordern die Staaten nachdrücklich auf, rasch auf diese Zwischenfälle zu reagieren und den auf See geretteten Menschen systematisch einen berechenbaren Hafen der Sicherheit zur Verfügung zu stellen", schrieben IOM und UNHCR. In den vergangenen Monaten sei es immer wieder zu inakzeptablen Verzögerungen und ausbleibender Hilfeleistung gekommen. Das gefährde unnötig Menschenleben.

"Wir befürchten, dass viele Menschenleben verloren gehen, wenn die Rettungskapazität nicht erhöht wird", twitterte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Charlie Yaxley. Nichtregierungsorganisationen sollten uneingeschränkt arbeiten dürfen. IOM-Sprecherin Safa Msehli erinnerte die Staaten daran, dass sie nach dem Völkerrecht verpflichtet sind, Zivilisten zu schützen.

Hunderttausende im Elend

Das vom Krieg verwüstete Libyen ist zu einem wichtigen Transitland für Migranten geworden, die vor Krieg und Armut nach Europa fliehen wollen. Schätzungsweise 654.000 von ihnen leben dort in oft beengten Verhältnissen und ohne Zugang zu medizinischer Versorgung. Die meisten Migranten wagen die gefährliche Überfahrt nach Europa in seeuntüchtigen Gummibooten. Tausende wurden abgefangen und nach Libyen zurückgebracht. Bei Rückführungen nach Libyen kamen in diesem Jahr nach Angaben der beiden Organisationen mindestens 302 Migranten und Flüchtlinge ums Leben. Die tatsächliche Zahl der Todesopfer wird viel höher geschätzt.

IOM und UNHCR halten Libyen für keinen sicheren Rückführort für Migranten und fordern eine alternative Regelung, um Menschen, die auf See gerettet oder abgefangen wurden, in sichere Häfen zu bringen.

rb/fw (afp, ap, dpa, rtr)