30 Jahre Wacken: Wie ein Dorf zum Metal-Mekka wurde
Wacken Open Air ist eines der größten Metal-Festivals der Welt. Dabei fing es einst mit einem überschaubaren Dorffest an. Heute pilgern Metalheads aus 80 Ländern hierher. Wir zeigen, was W:O:A so einzigartig macht.
Das Dorf brennt!
Jedes erste Augustwochenende explodiert die "Einwohnerzahl" im beschaulichen Wacken: Aus rund 2000 Dörflern werden 80.000 Metalheads. Die schwarz gekleideten Festivalbesucher machen das Dorf für kurze Zeit zur drittgrößten Stadt im Bundesland Schleswig-Holstein. Die dafür nötige Infrastruktur bringen die Organisatoren mit: Zeltstadt, Duschen, Toiletten, Wegweiser und Strommasten.
Mekka für Metalheads
Mehr als 150 Acts auf neun Bühnen: "Wacken Open Air" gehört neben dem französischen "Hellfest" und dem belgischen "Graspop Metal Meeting" zu den größten Metal-Festivals der Welt. International sind die Besucher und die Bands. Topact 2019: Slayer. Mit Songs über Satan und Serienkiller einst die härteste Band der Welt, verabschiedet sie sich bei W:O:A in den Ruhestand.
Wie alles begann
1990 hatten zwei Wackener Metal-Musiker die Idee, ihrer Lieblingsmusik in der dörflichen Kiesgrube ein Festival zu widmen. Die Grube war für Massenveranstaltungen schon erprobt, ein örtlicher Motorrad-Club traf sich dort - und übernahm anfangs praktischerweise auch gleich die Security. 800 Leute kamen damals, heute sind es 80.000.
Pilgerfahrt ins "heilige" Land
Das Festivalgelände des W:O:A ist gewaltig: Mehr als 330 Fußballfelder groß, dafür braucht es 45 Kilometer Bauzaun. Herzstück ist das Bühnengelände "Infield" (Foto), von den Metalern liebevoll als "Holy Land" bezeichnet. Und das ist längst nicht mehr irgendein Acker. Vielmehr sorgen Drainagen, Schotter und Walzen dafür, dass die Besucher nicht in Löcher fallen oder im Schlamm verschwinden.
Schneller, härter, lauter
Nach den überschaubaren Anfängen reist mittlerweile das Who-is-who der Metalszene ins Dorf. Motörhead, Doro und Iron Maiden sind Dauergäste, Alice Cooper reiste mehrfach aus den USA an, 2013 heizten Rammstein (Foto) und Deep Purple ein. 2018 war die Metal-Legende Judas Priest Headliner. Neun Bühnen werden auf dem Festival gerockt, die drei Hauptbühnen heißen "Faster", "Harder" und "Louder".
Zeltstadt der Metalheads: Ordnung muss sein
Ein Vorurteil kann "W:O:A" beeindruckend widerlegen: Weder sind Metalheads besonders gewalttätig noch ufert das Festival in anarchisches Chaos aus. 2016 wurden gerade einmal 20 Körperverletzungen gemeldet, 2017 waren es nur 12 - trotz kollektivem Bierkonsum von bis zu 10.000 Liter pro Stunde. Es scheint, als würden die friedlichen Metalheads mögliche Aggressionen bereits beim Headbanging abbauen.
Tradition: dem Wetter trotzen
Wacken ist ein Sommerfestival. Doch in Norddeutschland ist das nicht zwangsläufig ein Garant für Sonnenschein. Im Gegenteil: W:O:A fällt regelmäßig ins Wasser. Die Schlammschlachten sind legendär und sorgen zuverlässig für spektakuläre Fotos. Die diesjährige Wetterprognose setzt noch einen drauf: Starkregen, Hagel und Sturm. Ein wahrliches Hardcore-Geschenk von Petrus zum 30. Festivaljubiläum.
Parallele Welten 1: Wasteland
Die sehen doch aus...wie Krieger aus den Mad Max-Filmen! Willkommen im Wasteland, einem weiteren Teil des Festivals. Gestaltet wird dieses Areal in post-apokalyptischem Stil von dem Künstlerkollektiv Wasteland Warriors. Die Kostüme sind stets selbstgemacht, aufeinander abgestimmt und sorgen für eine schaurig-schöne Endzeitstimmung.
Parallele Welten II: Wackinger Village
Von der Endzeit-Zukunft in die Vergangenheit: Das Wackinger Village ist wie ein mittelalterlicher Markt aufgebaut und hat sich zu einem eigenständigen Mittelalterevent entwickelt. Dudelsäcke, Feuerschlucker, Mittelalter-Rock auf eigener Bühne, Honigwein beim Ausschank, und auf einem Schlachtfeld kämpfen Recken in voller Rüstung.
Bierversorgung: läuft!
Bier und Gründlichkeit - das sind sicherlich zwei weltweit bekannte deutsche Klischees. Beim Wacken Open Air kommt es zu einer erstaunlichen Symbiose: zur Bier-Pipeline. In der Vergangenheit karrten Lastwagen das Getränk in riesigen Mengen an und sorgten für matschigen Boden. Dank kilometerlanger Pipeline ist das Geschichte. Schnellzapfanlagen sorgen für noch fixere Bierversorgung.
Hallelujah, Wacken!
Die meisten Dorfbewohner freuen sich trotz Lärm und Müll auf die Festivalzeit. Viele helfen bis heute mit - beim Aufbauen, Zapfen oder Platz einweisen. Und lokale Läden freuen sich natürlich auch über den Besucheransturm. Mit dabei ist auch die Dorfkirche. Als "Metal Church" ist sie Teil des Festivalprogramms mit Folk- und Mittelaltermusik und Metal-Gottesdienst.
Die Rentner-Rocker
Auch diese rüstigen Senioren zieht es nach Wacken. Zum sechsten Mal organisiert ihr Altenheim den Ausflug zum Metal-Festival bereits. Und natürlich beherrschen sie die perfekte "Pommesgabel", den Wacken-Gruß für alle Insider.