Berlin feiert 28 Jahre Deutsche Einheit
3. Oktober 2018Die Deutsche Einheit wird immer auch in Berlin begangen, doch dieses Jahr richtete Berlin als Bundesland die zentrale Feier aus, die stets in dem Land stattfindet, das gerade den Bundesratspräsidenten stellt. Zum Auftakt trugen sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle im Roten Rathaus ins Goldene Buch Berlins ein.
Im Anschluss fand ein ökumenischer Gottesdienst im Berliner Dom statt. Dabei beklagte der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch "inhaltliche und kommunikative Verhärtungen in unserer Gesellschaft" und "wuterfüllte Empörungen des Populismus". Koch wie auch der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge mahnten einen stärkeren Zusammenhalt in Deutschland an. "Die Mauer, die uns trennte, ist Geschichte. Dafür entstehen heute an anderer Stelle Fliehkräfte, die unsere Gesellschaft auseinander treiben wollen", sagte Dröge.
Merkel: Einheit ist noch ein langer Weg
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, der aktuell als Bundesratspräsident amtiert, nannte das Einheitsjubiläum einen fröhlichen Tag, "der uns aber auch gerade in diesen Zeiten mahnt, für unsere Demokratie einzustehen und zu kämpfen".
"Das Wichtigste ist, dass die Gesellschaft mit sich selbst ins Gespräch kommt", sagte Steinmeier bei den Feierlichkeiten. Es gelte, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Darauf kam auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble zu sprechen. Er warnte davor, Minderheiten und Volksvertreter zum Feindbild zu machen. Obwohl es Deutschland gut gehe, dominiere der Pessimismus.
Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die Einheit der Deutschen in Ost und West noch lange nicht vollendet. "28 Jahre später wissen wir, dass das, was wir Deutsche Einheit nennen, ein Prozess ist, ein langer Weg", sagte Merkel. Es sei wichtig, "einander zuzuhören, aufeinander zuzugehen, nicht nachzulassen", betonte die Kanzlerin. Dies gelte nicht nur für Politiker, sondern für alle Bürger.
Der neue Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus sprach sich für eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der Wiedervereinigung aus. Viele Ostdeutsche seien nach 1990 nicht fair behandelt worden - dies sei lange nicht genügend beachtet worden, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Einheitsfest unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen
Anlässlich der Feiern hatten rechtsextreme, rechtspopulistische und linke Gruppen verschiedene Demonstrationen angemeldet. Für alle Veranstaltungen wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Polizei war mit rund 4000 Beamten im Einsatz. Teile der Berliner Innenstadt wurden abgesperrt, an den Eingängen zum Bürgerfest gab es strenge Kontrollen. Trotz regnerischen Wetters war es Besuchern zum Beispiel nicht erlaubt, größere Schirme mitzubringen.
cw/sam (afp, dpa, kna, epd)