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24 Todesurteile wegen Tikrit-Massaker

9. Juli 2015

Der Prozess dauerte nur Stunden, das Urteil war umso härter. Ein Gericht in Bagdad hat 24 mutmaßliche Extremisten zum Tode verurteilt, die in ein Massaker der Terrormiliz IS in Tikrit verwickelt gewesen sein sollen.

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Angehörige von ermordeten Soldaten sitzen in einem Gericht in Bagdad (Foto: AP)
Angehörige von ermordeten Soldaten sitzen in einem Gericht in BagdadBild: picture-alliance/AP Photo/K. Kadim

Die Beweise hätten die Schuld der 24 Männer belegt, erklärte ein Gerichtssprecher nach Angaben der Nachrichtenseite Shafaaq News. Der Prozess hatte erst einige Stunden vorher begonnen. Vier Beschuldigte wurden freigesprochen.

Die Angeklagten wurden mit verbundenen Augen, Handschellen und Ketten an den Füßen in den Gerichtssaal gebracht. Angehörige der zumeist schiitischen Opfer sagten als Zeugen aus. Ein Pflichtverteidiger bat um Milde für seine Klienten. Es gelang ihm jedoch nicht, die von der Anklage präsentierten Beweise auseinander zu nehmen. Die Verurteilten wiesen jegliche Schuld zurück und gaben an, durch Folter zu Geständnissen gezwungen worden zu sein. Einige der Männer schworen, zum Zeitpunkt des Massakers nicht am Tatort gewesen zu sein. Gegen das Urteil des Bagdader Gerichts können sie in Berufung gehen.

Wehrlose Rekruten

Die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte im Juni 2014 nach ihrem Vormarsch im Irak damit geprahlt, nahe der Stadt Tikrit 1700 Rekruten der Armee erschossen zu haben. Tikrit ist die Heimatstadt des ehemaligen irakischen Machthabers Saddam Hussein. Die Rekruten waren von der ehemaligen amerikanischen Militärbasis Camp Speicher geflohen und hatten sich den Extremisten ergeben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schätzt die Zahl der Getöteten auf bis zu 770.

IS-Anhänger veröffentlichten im Internet Bilder, die zeigen, wie die aufgereihten Soldaten erschossen wurden. Einige Leichen wurden demnach in den Tigris-Fluss geworfen, andere in Massengräbern verscharrt. Nach der Befreiung Tikrits entdeckten irakische Behörden im April mindestens 14 Massengräber, in denen Opfer der Erschießungen begraben worden waren.

Schwere Vorwürfe

Das Massaker hatte im Irak und weltweit für Entsetzen gesorgt und dazu beigetragen, Unterstützung im Kampf gegen die Dschihadisten zu mobilisieren. Das Blutbad löste im Irak zudem scharfe Kritik an der Regierung und der Armee aus. Angehörige der Opfer stürmten im vergangenen Jahr das Parlament in Bagdad und forderten, die verantwortlichen Offiziere zur Rechenschaft zu ziehen. Einige hochrangige Soldaten werden beschuldigt, vor den IS-Kämpfern geflohen zu sein und die unbewaffneten Rekruten zurückgelassen zu haben.

Im Irak fanden im vergangenen Jahr mehr als 60 Hinrichtungen statt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist der Irak damit eines der Länder mit den meisten vollstreckten Todesurteilen weltweit - neben China, dem Iran, Saudi-Arabien und den USA.

kle/qu (dpa, afp, rtre)