1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

177 Umweltschützer wurden 2022 getötet

13. September 2023

Jeden zweiten Tag bezahlt ein Umweltschützer seinen Einsatz für saubere Flüsse und intakte Wälder mit dem Leben. Kolumbien gilt laut einem NGO-Bericht als weltweit gefährlichstes Land.

https://p.dw.com/p/4WGmt
Amazonas-Protest in Brasilien
Indigene fordern Gerechtigkeit für Bruno Pereira und Dom Phillips, die im vergangenen Jahr Jahr im Amazonasgebiet ermordet wurdenBild: Andre Penner/AP Photo/picture alliance

Wer sich den Interessen der Landwirtschaft, des Bergbaus oder der Energiewirtschaft in den Weg stellt, lebt mancherorts gefährlich. Das zeigt ein Bericht der Nichtregierungsorganisation Global Witness. Demnach geraten Umweltschützer vor allem in Lateinamerika immer wieder ins Fadenkreuz. Im vergangenen Jahr seien weltweit 177 Naturschützer getötet worden.

Obwohl die Gesamtzahl etwas niedriger sei als im Vorjahr, als 200 Menschen getötet wurden, habe sich "die Situation weltweit nicht wesentlich verbessert", erklärte Global Witness. Immer noch werde alle zwei Tage ein Aktivist getötet. "Die sich verschärfende Klimakrise und die steigende Nachfrage nach Rohstoffen (...) erhöhen den Druck auf die Umwelt - und auf diejenigen, die ihr Leben für den Umweltschutz riskieren", erklärte die in London ansässige NGO.

Besonders viele Fälle in Lateinamerika

Kolumbien ist laut dem Bericht das weltweit gefährlichste Land für Umweltschützer. So entfielen 60 der 177 Tötungen auf das südamerikanische Land. Damit habe sich deren Zahl dort nahezu verdoppelt. Der erste linksgerichtete Präsident Kolumbiens, Gustavo Petro, hatte sich bei seinem Amtsantritt 2022 verpflichtet, die Gewalt gegen Umweltaktivisten einzudämmen, doch sind seine Maßnahmen in den Augen örtlicher NGOs unzureichend. Neben Kolumbien gelten auch Brasilien (34 Tötungen), Mexiko (31), Honduras (14) und den Philippinen (11) als gefährlich. 88 Prozent aller Morde wurden in Lateinamerika registriert.

Brasilien Illegaler Bergbau im Indigenen-Gebiet Yanomami
In Brasilien kommt es unter anderem zu illegalem Bergbau, gegen den Aktivisten kämpfenBild: ALAN CHAVES/AFP via Getty Images

Besonders bitter: Die meisten Tötungen werden nie aufgeklärt. "Die Verantwortlichen für die tödliche Angriffe auf Aktivisten kommen schon viel zu lange ungestraft davon. Die Regierungen der Welt müssen dringend das sinnlose Töten derjenigen stoppen, die unseren Planeten verteidigen, indem sie die Ökosysteme schützen, die eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise spielen", sagt Shruti Suresh, Sprecherin von Global Witness.

Indigene überproportional betroffen

Im Zeitraum zwischen 2012 und 2022 wurden nach Angaben der Gruppe insgesamt 1910 Aktivisten getötet. Vor allem Indigene werden immer wieder zur Zielscheibe: Sie machen über ein Drittel der Opfer aus, obwohl sie nur fünf Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. "Holzfäller und illegale Goldsucher dringen in unsere Gebiete ein - wer dagegen aufsteht, wird bedroht", sagt die indigene Aktivistin Maria Leusa Munduruku aus dem brasilianischen Amazonasgebiet. "Sie haben unser Dorf angegriffen, unsere Häuser in Brand gesteckt und wir mussten fliehen."

Die Tötung von Aktivisten ist offenbar nur die Spitze des Eisberges. "Die Umweltschützer sind einer ganzen Palette der Gewalt ausgesetzt. Sie werden bedroht, angegriffen, schikaniert, mit juristischen Prozessen überzogen und ausgegrenzt", sagt die Autorin des Jahresberichts von Global Witness, Laura Furones. "Das Ziel ist immer, die Menschen zum Schweigen zu bringen, damit sie den wirtschaftlichen Aktivitäten nicht in die Quere kommen."

Mehr Schutz gefordert

Global Witness rief die Regierungen der betroffenen Länder auf, bestehende Gesetze konsequent umzusetzen und die Sicherheit von Umweltschützern zu gewährleisten. Vor allem das Recht der indigenen Gemeinschaften auf ihren traditionellen Lebensraum und ihre Kultur müssten besser geschützt werden. Auf der anderen Seite müssten Unternehmen sicherstellen, dass es am Rande ihrer Lieferketten zu keinen Menschenrechtsverletzungen komme.

cwo/sti (dpa, afp)