11 x Kino und Literatur: Neue Filmbücher
Ein Rückblick aufs Filmjahr in 11 Büchern: Von A wie Almodóvar bis U wie Ufa. Und zwei ältere Bücher über Hollywood, die aber vieles vorwegnahmen, was 2017 mit dem Weinstein-Skandal über die Welt des Kinos hereinbrach.
Melodramatiker Pedro Almodóvar
Auch ein Regiemeister schwächelt mal. Der Spanier befand sich zu Beginn des Jahrzehnts in einem künstlerischen Tief. Mit seinem Film "Julieta" (2016) hat er sich daraus befreit. Nun ist er fast wieder auf der Höhe seines Meisterwerks "Alles über meine Mutter" (Foto). Auf dem aktuellsten Stand ist auch wieder der Taschen-Verlag mit seinem prächtigen Bildband "Das Pedro Almodóvar-Archiv".
Jean-Claude Carrière über Luis Buñuel
"Mein letzter Seufzer" hieß 1983 Buñuels umwerfender literarischer Rückblick auf sein Leben. Buñuel träumte darin davon, alle zehn Jahre nach seinem Tod mit Zeitungen versorgt zu werden. Sein langjähriger Drehbuchautor Jean-Claude Carrière (u.a. Autor von "Belle de Jour", unser Foto) tat seinem Freund den Gefallen. Sein Buch über diese Begegnungen heißt "Buñuels Erwachen" und ist ebenso umwerfend.
Schweizer Filmwunder: Claude Goretta
Es gab mal eine Zeit, als Schweizer Regisseure ganz vorne mitspielten im internationalen Filmgeschehen. Es waren die 1970er und '80er Jahre, Alain Tanner und Claude Goretta hießen die bekanntesten Regisseure. Gorettas "Die Spitzenklöpplerin" mit der jungen Isabelle Huppert wurde 1977 zu einem Programmkino-Hit. Jetzt hat Martin Walder eine schöne, detaillierte Goretta-Monografie geschrieben.
Horror aus Deutschland an der Spitze
Die drei Herausgeber des Bandes "Horror-Kultfilme" präsentieren keine Geschichte des Horrorfilms. Sie bieten vielmehr Blicke auf Abseitiges, Kapitel über "Italian Gothic", den Tierhorrorfilm oder ein Essay zur Regisseurin Jessica Hausner. Den Abschluss des Bandes bilden Bestenlisten. Der deutsche Stummfilmklassiker "Das Cabinet des Dr. Caligari" erobert bei den Filmjournalisten den Spitzenplatz!
Manifest der Nouvelle Vague von Éric Rohmer
Unter dem Titel "Zelluloid und Marmor" wurde 1955 ein fünfteiliger Text über das Kino des französischen Autors Maurice Scherer publiziert. Darin machte sich Scherer Gedanken über das Kino und zog Grenzlinien zu anderen Künsten. Der Text erschien unter dem Pseudonym Éric Rohmer. Der Essay des späteren Filmregisseurs und Mitbegründers der Nouvelle Vague liegt jetzt erstmals in deutscher Sprache vor.
Sinnfragen des Lebens im Film
"Filme erzählen von Menschen, die auf der Suche nach Sinn sind und dabei auch auf Antworten der Religionen stoßen", heißt es im Vorwort eines neuen Lexikons mit 1500 Kurzkritiken. Viele der aufgeführten Werke beschäftigen sich nur indirekt mit klassischen Religions-Fragen. Aber auch Regisseure wie der Mexikaner Alejandro Iñárritu sind (wie in "Amores Perros") immer auf der Suche nach Lebenssinn.
Luchino Viscontis Interesse für deutsche Kultur
"Viscontis Spätwerk im Kontext deutscher Ludwig-Filme" heißt einer der lesenswerten Artikel in der sehr konzentriert geschriebenen Visconti-Monografie von Jörn Glasenap (Hg.). Wie alle Bände der Reihe "Film-Konzepte" des Verlags "edition text+kritik" steht auch dieser für das Konzept dieser Buchreihe: Grundlegende Werke eines Regisseurs werden analysiert, interpretiert und eingeordnet.
Die Ufa wird 100 (I)
Die bekannteste deutsche Filmproduktion feiert 100. Geburtstag. Die Ufa früherer Tage hat nicht mehr viel zu tun mit der heutigen Ufa. Zum Jubiläum gibt's Ausstellungen und Bücher. Zur großen Ufa-Ausstellung in Berlin wurde der Band "Die Ufa, Geschichte einer Marke" aufgelegt, der zurückblickt auf die Jahrzehnte: auf die Ufa der Stummfilmära, die Ufa der Nazis, die Nachkriegs-Ufa und die neue Ufa.
Die Ufa wird 100 (II)
Das Buch "Linientreu und Populär - Das Ufa-Imperium 1933-1945" konzentriert sich dagegen auf jene Jahre, als der Name Ufa ganz im Bannkreis der Propaganda stand. Der "Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda" Joseph Goebbels war auch Präsident der "Reichskulturkammer". Das Kino war ihm besonders wichtig und so gestaltete er die Ufa um: neben übler Propaganda gab's viel Unterhaltung.
Alt, aber aktuell: Hollywood Babylon
2017 wird als das Jahr des Weinstein-Skandals in die Annalen Hollywoods eingehen. Darum sind jetzt zwei ältere Filmbücher besonders interessant. In Peter Biskinds "Sex, Lies & Pulp Fiction" (2004) ist Harvey Weinstein unbestrittener Hauptprotagonist. Und in Kenneth Angers legendärem Buch "Hollywood Babylon" (1959) erfährt der Leser viel über den Zusammenhang von Macht & Sex im frühen Hollywood.
Ein Rückblick aufs Filmjahr in 10 Büchern: Von A wie Almodóvar bis U wie Ufa. Und ein Buch über Hollywood, das zwar alt ist, aber vieles vorwegnahm, was 2017 mit dem Weinstein-Skandal über die Welt des Kinos hereinbrach.