1. Mai - vom Kampftag zum Feiertag
Deutscher Gewerkschaftsbund
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), gegründet 1949, ist als Dachorganisation aller Gewerkschaften heute für die landesweiten Maifeiern verantwortlich. In den letzten Jahrzehnten wurde der Tag des Kampfes und der Arbeit zunehmend nur noch als zusätzlicher arbeitsfreier Tag zur Freizeitgestaltung gesehen, die Teilnahme an den Kundgebungen schrumpfte. Der DGB ist die Stimme der Gewerkschaften gegenüber den politischen Entscheidungsträgern, Parteien und Verbänden in Bund, Ländern und Gemeinden. Er arbeitet auch auf internationaler Ebene und vertritt die deutsche Gewerkschaftsbewegung bei internationalen Institutionen wie der EU und der UNO.
Maifeiern im Nachkriegsdeutschland
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Aufteilung Deutschlands in die Besatzungszonen verlief die Entwicklung in Ost und West in unterschiedlichen Richtungen. Obwohl der alliierte Kontrollrat den 1. Mai im April 1946 als Feiertag bestätigte, untersagte die amerikanische Militärverwaltung bei den Umzügen Fahnen und Transparente. Dagegen konnte die in der sowjetischen Besatzungszone gegründete Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) schon am 1. Mai 1946 wieder ohne Einschränkungen demonstrieren.
Streik für den Acht-Stunden-Tag
Im Kampf für eine Arbeitszeitverkürzung von 12 auf 8 Stunden rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung am 1. Mai 1886 zu einem mehrtägigen Generalstreik auf. Bei den Massenstreiks kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und den Streikposten. In Chicago wurden dabei vier Arbeiter erschossen. Während einer Protestkundgebung explodiert am 4. Mai 1886 auf dem Haymarket in Chicago eine Bombe, die auf beiden Seiten zahlreiche Tote und Verletzte fordert. Wegen ihrer schlechten sozialen und wirtschaftlichen Lage schlossen sich die Arbeiter im 19. Jahrhundert zu Parteien und Gewerkschaften zusammen - in der Hoffnung auf bessere Zeiten.
Einmal die Sau rauslassen!
Seit vielen Jahren missbrauchen gewaltbereite rechte Gruppierungen und linke Autonome in deutschen Großstädten die Feiern um den 1. Mai herum für schwere Krawalle und Straßenschlachten. Die Gewerkschaft der Polizei äußerte sich besorgt, weil die Radikalisierung der Links- und Rechtsextremen in den letzten Jahren zugenommen habe. Seit dem 1. Mai 1987, als in Berlin ein Supermarkt in Flammen aufging, ist es zur traurigen Tradition geworden, Autos abzufackeln, Schaufensterscheiben einzuschmeißen und Steine auf die Polizei zu werfen.
Staatlich anerkannter Feiertag
Mit Verabschiedung der ersten Verfassung der DDR wurde der 1. Mai ab 1949 staatlich garantierter Feiertag. Im Mittelpunkt der Kundgebungen stand jedoch nicht mehr der Kampf um soziale und politische Rechte, sondern das Bestreben, wirtschaftliche Erfolge herauszustellen. Seit Mitte der 1960er-Jahre wurden die Ostberliner Maifeiern mit einer Militärparade nach sowjetischem Vorbild eröffnet.
Augenwischerei: Tag der Nationalen Arbeit
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der 1. Mai ideologisch umgewertet: im April 1933 erklärte Hitler den 1. Mai als "Tag der nationalen Arbeit" zum gesetzlichen Feiertag bei voller Lohnfortzahlung. Damit wurde nur scheinbar eine alte Forderung der internationalen Arbeiterbewegung erfüllt. Mit eindrucksvoll inszenierten Massenkundgebungen sollten die Arbeiter für Hitlers Partei gewonnen werden. Schon einen Tag später, am 2. Mai 1933, werden die Gewerkschaften in Deutschen Reich verboten.
Blutmai 1929
International wird der 1. Mai im Jahr 1890 von den Gewerkschaften als Kampftag der Arbeiterbewegung festgelegt. In Deutschland galt der 1. Mai 1919 für nur einen Tag als gesetzlicher Feiertag. Dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) und der Sozialdemokratischen Partei (SPD) gelang es nicht, den "Tag der Arbeit" über 1919 hinaus als gesetzlichen Feiertag zu sichern. Am 1. Mai 1929 geht die Berliner Polizei mit großer Brutalität gegen alle vor, die trotz des Demonstrationsverbots an der Tradition der Maiaufmärsche festhalten wollen. Während SPD und Gewerkschaften ihren Mitgliedern zur Einhaltung des Verbotes raten, folgen etwa 8.000 Menschen dem Demonstrationsaufruf der KPD. Bei den Auseinandersetzungen werden 28 Personen getötet.
Wonnemonat Mai
Ein geschmückter Maibaum wird zum 1. Mai auf einem Dorfplatz aufgestellt, verbunden damit sind häufig Dorf- oder Stadtfeste. Daneben gibt es den Brauch, dass männliche Jugendliche an den Häusern ihrer Freundin oder Angebetenen kleinere Maibäume (Birken) als Beweis der Zuneigung aufstellen. Der Maibaum bleibt einen Monat lang stehen und sollte dann von dem Aufsteller wieder abgeholt werden - in der Erwartung, dass die Liebeserklärung erwidert wird. Begrüßt wird der Wonnemonat Mai in vielen Gegenden und Städten Deutschlands traditionsgemäß mit dem "Tanz in den Mai", der immer in der Walpurgisnacht (30. April) stattfindet. Realisation: Anne Clauberg (Quelle: www.dgb.de)
Schrille Parade für mehr Jobs
Die DGB-Jugend organisierte in den Jahren 1998 bis 2006 jeweils zum 1. Mai in Schwerin, der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern, eine "Job Parade". Vorbild dafür war die Berliner "Love Parade", ein bekanntes Techno-Event. Anders als die Love Parade sollte die Job Parade nicht nur eine riesige Party sein. In schrillen und lauten Demonstrationen forderten zehntausende Jugendliche bessere Ausbildungsmöglichkeiten und den Abbau von Jugendarbeitslosigkeit.