113-Jähriger feiert Bar Mizwa nach

"Wir haben mit ihm getanzt, wir haben alle gesungen, wir haben ihn glücklich gemacht", sagte Jisrael Kristals Tochter Schulamit Kristal Kuperstoch der Deutschen Presse-Agentur. "An Schabbat sind wir mit ihm in die Synagoge gegangen und haben Süßigkeiten auf ihn geworfen." Etwa 60 Familienmitglieder hätten Kristal das Fest geschenkt und in einem Ort im Norden Israels gefeiert.

Der aus dem polnischen Dorf Zarnow stammende Kristal lebt heute in der israelischen Hafenstadt Haifa. Geboren wurde er am 15. September 1903. Üblicherweise feiern jüdische Jungen im Alter von 13 Jahren ihre Bar Mizwa, das Fest der religiösen Mündigkeit und des Erwachsenwerdens. Mädchen feiern als Zwölf- oder 13-Jährige die Bar Mizwa.

Die mit der katholischen Firmung oder der evangelischen Konfirmation vergleichbare Bar Mizwa ist eines der bedeutendsten Feste im Leben eines Juden.

Keine Feier im 1.Weltkrieg

Kristal wäre mit seiner Bar Mizwa 1916 an der Reihe gewesen, doch weil seine Mutter drei Jahr zuvor verstorben war und sein Vater als Soldat der russischen Armee im Ersten Weltkrieg kämpfte, fiel die Feier aus.  Nach dem Ersten Weltkrieg siedelte die Familie nach Lodz um. Damals arbeitete Kristal im familieneigenen Süßwarenladen, heiratete und wurde Vater von zwei Kindern.

Während der Besetzung Polens durch Nazi-Deutschland wurden Kristal und seine Familie ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Seine Frau und seine Kinder wurden von den Nazis ermordet. Kristal überlebte den Holocaust mit knapper Not, bei Kriegsende wog er nur noch 37 Kilogramm. 1950 wanderte Kristal nach Israel aus und gründete eine neue Familie. Er hat zwei Kinder und mehrere Enkel und Urenkel. Seit März führt das "Guinness-Buch der Rekorde" ihn als ältesten Mann der Welt. Kristal ist vier Jahre jünger als die älteste lebende Frau, die Italienerin Emma Morano, die im November 117 Jahre alt wird.

wl/qu (dpa, afp)