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Townhouses in Berlin

17. September 2011

In London, San Francisco und Amsterdam haben sie Tradition. Neuerdings werden sogenannte Townhouses auch in Berlin gebaut, edle Varianten des klassischen Reihenhauses. Und immer mehr wollen drin wohnen.

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Ansicht Townhäuser Friedrichswerder. Stadthäuser Stadtentwicklung Berlin (Foto: DW)
Bild: DW

Am Hausvogteiplatz gibt es nun sogar einen kleinen Wochenmarkt. Mitten in Berlin, zwischen Gendarmenmarkt, Staatsoper, Ministerien und Botschaften. Touristen knipsen Obst- und Gemüsestände und schlendern dann weiter, durch Jäger- und Wallstraße bis in den Caroline-von-Humboldt-Weg. Und dabei staunen sie nicht schlecht. Denn die Straßenzüge werden von noblen, bis zu 12 Meter hohen Stadthäusern gesäumt, die allesamt Visitenkarten ihrer betuchten Eigentümer sind. Mediterrran verspielt mag es der eine, sachlich in Kalksandstein sein Nachbar, offen, mit hohen Fensterfronten, der nächste. Das Townhouse ist eine Form, die immer spannender wird, sagt Torsten Feetz, Verkaufsberater der Firma Agromex GmbH & Co. KG. Und weil Bauland in der Innnenstadt rar und teuer ist, baut man dort nicht in die Breite, sondern in die Höhe.

Zuhause im Zentrum

Im Jahre 2005 hat man in Berlin begonnen, das erste wegweisende Projekt zu realisieren – auf der Freifläche im Rücken des Auswärtigen Amtes, im Zentrum der Stadt. Reurbanisieren wollte das Land Berlin diese Kriegsbrache. Und um der abendlichen Verödung entgegen zu wirken, hat man sich gegen den Bau von Büros und stattdessen für den privat finanzierten Wohnungsbau entschieden. Mehrere Architekturbüros entwickelten für die schmalen Grundstücke den neuen Typus "Townhouse", der seitdem im Innenstadtbereich gerne kopiert wird. Denn, sagt Ralf Küchenthal, Vorstand der Chamartin Meermann Immobilien GmbH, Interessenten für diese Wohnform gibt es viele, das Eigenheim am Stadtrand sei nicht mehr das Ziel aller Träume.

Straßenzug mit Häusern (Foto: DW)
Townhouses am FriedrichswerderBild: DW

Immer mehr Menschen möchten ihre kostbare Freitzeit nicht im Auto verbringen, sondern am liebsten mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Sie schätzen freilich die Vorzüge, die ein Haus mit sich bringt. Und sie haben die sprichwörtliche Sehnsucht nach der eigenen Scholle. Will sagen, nach zwei- oder dreihundert Quadratmetern Grünfläche, auf denen je nach Lebenssituation und Vorlieben Planschbecken, Grill oder Liegestuhl Platz finden. Und wenn es im eigenen Garten doch mal langweilig wird? Dann ist man als stolzer Besitzer eines Townhouses ja schnell in den angesagten Bars und Clubs der Stadt.

Grün und am Wasser

"Hafenquartier Mitte" heißt das Ensemble von elf Townhouses, das Torsten Feetz erfolgreich vermittelt hat. Eingekauft haben sich hier unter anderem ein junger, erfolgreicher IT-Unternehmer, zwei Werbefachmänner, die Berlin-Mitte erleben wollen, eine Ärztin mit ihren Kindern und eine junge Familie aus München. Es seien, so Feetz, alles Menschen, die Wert darauf legen, in der City zu wohnen. Und das ist ihnen einiges wert.

Baustelle (Foto: Torsten Feetz/ Agromex)
Baustelle des Hafenquartiers MitteBild: Torsten Feetz/Agromex

Die exklusiven Stadtvillen mit beheizter Garagenzufahrt, Dachstudio, Sauna und Weinkeller kosten je nach Größe zwischen 900.000 und 1,5 Millionen Euro. Errichtet werden sie auf einem zentrumsnahen Grundstück unweit des Hauptbahnhofs, in einer Gegend, deren Narben noch davon zeugen, dass das hier einmal innerstädtisches Grenzland war. Der Bauherr guckt indes nach vorne und verspricht unter dem Motto "Schöner wohnen nach Plan" eine hochwertige Ausstattung der verschiedenen Geschossebenen, dank ausgeklügelter konstruktiver Maßnahmen die Wahrung der Privatsphäre sowie vor der Tür den Spandauer Schifffahrtskanal und parkähnliche Grünanlagen. "Hier war nichts bis auf Mauer und – leider – Todesland", sagt Feetz. Jetzt aber komme das Leben hierher. Das Areal werde also aufgewertet.

Eine Wohnform im Wandel

Aneinandergebaute Wohnhäuser mit zwei, drei Etagen werden in Deutschland zumeist Reihenhäuser genannt und stehen üblicherweise am Stadtrand. Mit ihrem Einzug in den innerstädtischen Raum hat diese Wohnform einen Imagewandel erfahren, der sich an Ausstattung, Preis, Klientel und eben dem Namen festmachen lässt. Townhouses stehen in den Kronprinzengärten, am Engelbecken oder in City Island. Sie begründen neue Stadtquartiere, legen aber gleichzeitig viel Wert auf eine bereits funktionierende Infrastruktur. Oder, wie Ralf Küchenthal es ausdrückt: "Der Mikrostandort muss für den Kunden passen." Der legt nämlich Wert darauf, dass sich Schulen, Kindergärten und Geschäfte für den täglichen Bedarf in der Nähe befinden. Außerdem müssen Theater, Bahnhöfe und ein Flughafen gut erreichbar sein.

Straßenzug mit Häusern (Foto: DW)
Townhouses PankeparkBild: DW

Die Meermann Immobilien AG, der Küchenthal vorsteht, lässt in fußläufiger Entfernung vom "Hafenquartier Mitte" das "Quartier am Pankepark" errichten. 50 Häuser sollen es einmal werden, sie haben zwischen 140 und 195 Quadratmeter Wohnfläche und kosten bis zu 500.000 Euro. Jedes Haus ist fünf Meter breit und 12 Meter tief, pro Etage gibt es zwei Zimmer und bis nach oben, in die vierte Etage, muss man rund 70 Stufen überwinden. Wie bei einem klassischen Reihenhaus ist das Fitnessprogramm bei den meisten Townhouses im Preis enthalten. Luxusanlagen wie die auf dem Friedrichswerder verfügen freilich über einen hauseigenen Aufzug. Angeboten werden die schmalen, hoch aufstrebenden Häuser mittlerweile in vielen Berliner Stadtteilen, aktuell soll es rund 20 Investorenprojekte geben. Und, sagt Ralf Küchenthal, man sei auf der Suche nach weiteren geeigneten Standorten.

Autorin: Silke Bartlick

Redaktion: Gudrun Stegen