Viel Glück im neuen Jahr!
31. Dezember 2010Jedes Jahr um Punkt Mitternacht verwandelt sich am 31. Dezember der Himmel über Deutschland in ein Lichtermeer. Feuerwerkskörper und Böller machen jede Menge Lärm, die Menschen fallen sich in die Arme, wünschen sich ein gutes neues Jahr und stoßen mit Sekt darauf an. Nach den besinnlichen Weihnachtsfeiertagen im Kreis der Familie lassen es die meisten Deutschen an Silvester richtig "krachen": Sie feiern laute Parties mit ihren Freunden. Früher diente der Lärm dazu, die bösen Geister des alten Jahres zu vertreiben. Heute geht es wohl eher darum, ausgelassen in das kommende Jahr zu starten.
Dabei werden auch gerne jede Menge Glücksbringer verschenkt. Vierblättrige Kleeblätter, kleine Schornsteinfeger, Schweinchen und Hufeisen zählen zu den beliebtesten Motiven. Glück wünschen sich die Menschen in ganz Europa, allerdings auf unterschiedliche Weise. In Schottland etwa ist es Brauch, dass junge Männer kurz nach Mitternacht an der Tür klingeln und Whiskey, Rosinenbrot sowie ein Stück Kohle verschenken – das soll Glück im neuen Jahr bringen.
Glücksbringer rot und weiß
Die Spanier essen um Mitternacht zwölf Weintrauben. Je eine pro Glockenschlag und bei jeder darf man sich etwas wünschen. Die Griechen dagegen bevorzugen Basiliusbrot, in das beim Backen als Glücksbringer eine Münze hineingearbeitet wurde. Wer das Stück Brot mit der Münze erhält, soll glücklich durchs neue Jahr gehen. Die Spanierinnen, Italienerinnen und Chileninnen versuchen, das Glück auf andere Art herbeizulocken: Sie tragen zu Silvester und Neujahr rote Unterwäsche.
Weiß ist dagegen die Farbe der Kleidung am Silvesterabend in Brasilien, die Farbe der Unschuld, Reinheit und des Friedens. Weiß ist aber auch die Farbe der Meeresgöttin Yermanjá, die die weibliche Fruchtbarkeit symbolisiert und deshalb zu Silvester besonders von den brasilianischen Frauen verehrt wird. Außerdem werfen die Brasilianer Blumen ins Meer und stecken Kerzen in den Sand. Rote Kerzen für Glück in der Liebe, weiße für Frieden und gelbe Kerzen für Wohlstand.
Hoffnung auf den Geldsegen
Reichtum - das wünschen sich die Inder an ihrem großen Neujahrsfest. Es findet allerdings nicht Ende Dezember, sondern bereits im Herbst statt. Seit mehr als zwei Jahrtausenden feiern die Hindus in einer Neumondnacht im Spätherbst das Lichterfest Diwali. Es wird mit der Göttin des Wohlstands, Lakshimi, in Verbindung gebracht. In dieser Nacht zünden die Inder Feuerwerkskörper und lassen auf Mauern, in Fenstern und Türen Öllampen brennen. Schließlich soll die Göttin Lakshimi die Häuser leicht finden können, die auf ihren Besuch und damit auf künftigen Reichtum warten.
Auch in China gilt nicht die Nacht des 31. Dezember als Neujahrsanfang. Das chinesische Neujahr beginnt traditionell erst im Februar. Ähnlich wie Weihnachten in Europa und den USA, ist es vor allem ein Familienfest. Jeder, der kann, macht sich auf den Heimweg und feiert eine Woche lang im Kreis der Familie das Frühlingsfest. Die Türen werden mit Papierbändern geschmückt, auf denen glücksbringende Zeichen und Sprüche aufgemalt sind. Wichtig ist dabei, dass die Bänder umgekehrt aufgehängt werden, damit das Glück nicht herausfällt.
Um Mitternacht beginnt dann überall das Feuerwerk. Es soll dazu dienen, das Jahresmonster "nian" (zu deutsch: Jahr) zu vertreiben, vor dem sich die Chinesen nach einer Sage gefürchtet und abends in der Wohnung versteckt hatten, bis sie herausfanden, dass es nur einmal im Jahr auftauchte und vor Lärm Angst hatte.
Tannenbäume und Feuerwerk
Als typisches Familienfest gilt Silvester übrigens auch in Russland. Hier trifft man sich am 31. Dezember mit den lieben Verwandten, um gut zu essen, zu trinken und sich an Neujahr zu beschenken. Dafür stellen die Russen sogar einen geschmückten Tannenbaum auf. Silvester tun sie all das, was in Deutschland an Weihnachten stattfindet. Mit Ausnahme des Feuerwerks natürlich, denn das darf auch in Russland in der Silvesternacht nicht fehlen.
Auch in vielen Ländern Afrikas gehört der erleuchtete Himmel mittlerweile zu einer gelungenen Silvesternacht. Eine alte Tradition sind die Partys mit Musik, Tanz und gutem Essen dort aber nicht. "Wir haben das Fest vor allem über die westlichen Medien kennengelernt", sagt Bob Bary aus Guinea. Ähnlich sieht es in Indien und China aus. Dort werde mittlerweile in den Großstädten ebenfalls Silvester am 31. Dezember gefeiert, beobachten Priya Esselborn und Adrienne Woltersdorf, Leiterinnen der indischen und chinesischen Redaktion der Deutschen Welle. "Besonders junge Leute orientieren sich gerne an der westlichen Lebensart und dazu gehört eben auch, eine große Silvesterparty mit Freunden zu feiern", sagt Priya Esselborn.
Autorin: Sabine Damaschke
Redaktion: Gudrun Stegen