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Hormon Oxytocin macht Männer sensibler

29. April 2010
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Miss und Mister Germany (Foto: dpa)
Wer hat hier wohl gerade den höheren Oxytocin-Spiegel?Bild: picture-alliance/ dpa

Das Hormon Oxytocin verbessert bei Männern die Fähigkeit, sich emotional in andere Menschen hineinzuversetzen. Das hat eine Studie Bonner Forscher ergeben. An dem Experiment beteiligten sich 48 gesunde Männer. Die eine Hälfte erhielt ein Oxytocin-haltiges Nasenspray, die andere Hälfte ein Placebo. Danach zeigten die Wissenschaftler den Teilnehmern Fotos von emotional aufgeladenen Situationen, zum Beispiel ein weinendes Kind. Die Männer sollten angeben, wie sehr sie mit den gezeigten Personen mitfühlten.

"Die Oxytocin-Gruppe gab signifikant höhere emotionale Empathie-Werte zu Protokoll als die Placebo-Gruppe", sagte René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie der Uni Bonn. Die Männer der Oxytocin-Gruppe hätten Werte erreicht, wie sie sonst für Frauen typisch seien. Das Hormon Oxytocin, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird, gilt als Bindungs- oder Treuehormon. Es hat unter anderem eine Lust steigernde Wirkung und stärkt die Mutter-Kind-Bindung, löst aber auch Geburtswehen aus. Verschiedene Studien in der Vergangenheit zeigten bereits, dass es Einfluss auf die menschliche Psyche und das Sozialverhalten hat.

Wirkstoff gegen Schizophrenie?

Bei einem zweiten Versuch mussten die Teilnehmer der Studie am Computer einen einfachen Merktest absolvieren. Bei richtigen Antworten erschien auf dem Bildschirm ein lobendes, bei falschen Antworten ein tadelndes Gesicht. Alternativ wurde ein grüner (richtig) oder roter (falsch) Kreis gezeigt. Bei allen Teilnehmern war der Lernerfolg höher, wenn die Rückmeldung über Gesichter erfolgte. Die Oxytocin-Gruppe reagierte aber wiederum deutlicher.

"Unsere Studie zeigt zum ersten Mal, dass emotionales Einfühlungsvermögen durch Oxytocin moduliert wird", sagte Hurlemann. Möglicherweise könne das Hormon deshalb als Medikament bei Erkrankungen wie Schizophrenie eingesetzt werden.

Autor: Andreas Ziemons (mit dpa)
Redaktion: Judith Hartl