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Viel hilft viel auf dem Kunstbuchmarkt

Sabine Oelze20. Mai 2005

Der Kölner Taschen-Verlag gilt als der größte Kunstbuchverlag der Welt. Er hat es geschafft, das Kunstbuch zu einem billigen Massenprodukt zu machen. Der Vorteil: Sie sind lesbar <i>und</i> vorzeigbar.

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Kunstbücher aller CouleurBild: AP

Benedikt Taschen ist ein Verleger der Extreme: Er presst Pornografisches genauso zwischen zwei Buchdeckel wie Pop-Art, Fotos von Leni Riefenstahl, Architektur exklusiver Hotels oder eine Kollektion antiker Vasen.

Von Köln in die ganze Welt

Angefangen hat der Arztsohn Benedikt Taschen als 18-Jähriger mit einem Comic-Verlag in Köln. Vier Jahre kämpfte die kleine Firma ums Überleben. Dann kam der Durchbruch: Im Jahr 1984 erstand er für je einen Dollar 40.000 Exemplare eines amerikanischen Magritte-Buchs. Innerhalb von kürzester Zeit verkaufte er alle Bände für 9,99 Mark das Stück. Das "Kunstbuch für die Massen" war geboren.

"Wir hatten damals in der ganzen Welt Restposten gekauft, Restposten und Bücher, die andere Verlage nicht verkaufen können und die sie zu regulären Preisen nicht absetzen konnten", erinnert sich Taschen. "Alle Buchhändler war skeptisch, aber die Kunden haben zum Schluss entschieden." In in ein paar Wochen war die ganze Auflage verkauft.

Der heute 44-Jährige war der vielleicht erste "Global Player" der Branche: Bis in die entferntesten Ecken der Welt streckt er seit mehr als 20 Jahren seine Fühler aus: Er unterhält eigene Läden in den großen Metropolen Tokio, Los Angeles, Paris, London. Seine Bücher werden in mindestens drei Sprachen produziert. Von Asien bis Amerika liegen die Exemplare in den Buchhandlungen und Kaufhäusern. Längst hat der Taschen-Verlag nicht nur Kunst im Programm, sondern auch Erotik, Lifestyle, Mode und Reisebücher.

Von einem Extrem ins andere

Mit Hilfe hoher Auflage und kostengünstiger Ausstattung hat Taschen das Kunstbuch von seinem elitären Sockel geholt und es populär gemacht. Im Laufe der Jahre haben es ihm immer mehr Verlage nachgemacht. "Wir sind der am meisten kopierte Verlag", sagt Taschen, "unsere Bücher sind extrem preiswert, billiger kann man sie nicht machen." Dadurch kam er auf die Idee, in eine andere Richtung zu gehen - "nämlich die exklusivsten Bücher der Welt zu produzieren." Benedikt Taschen entschied, nicht nur die billigsten, sondern auch die teuersten Bücher der Welt zu produzieren.

Mit "Sumo", dem mehr als vierhundert Seiten starken, einmetergroßen Fotoband von Helmut Newton ist dem Verlag vor fünf Jahren ein gigantischer Coup gelungen: Das Buch wiegt 30 Kilogramm und kostet 3000 Euro. Alle Exemplare sind vergriffen. Sammler verlangen mittlerweile 5000 Euro für das Mammutbuch. 25 Kilogramm bringt auch der Fotoband "Goat: A Tribute to Mohammed Ali" auf die Waage. Die Bücher passen in kein Regal mehr, sie werden auf einem Designer-Tisch von Philipp Starck geliefert: das Buch als Skulptur und Wohn-Accessoire für Bibliophile.

... je 9,99 Euro

Sein Hauptgeschäft macht Benedikt Taschen nicht mit Neuerscheinungen. "Wir sind ein typischer Backlistverlag, und die allermeisten unserer Bücher können nur wirtschaftlich funktionieren, wenn wir sie über Jahre im Programm lassen", erklärt er. "Wir können unsere Bücher nur so preiswert machen, weil wir in hundert Länder verkaufen." Entsprechend werden die Bücher produziert. "Wir fassen die Sprachen zusammen, produzieren zusammen, drucken zusammen", sagt er. "Das reduziert den Produktionspreis ganz erheblich."

Der Taschen-Verlag arbeitet in großen Dimensionen: Buchhändler können keine Einzelexemplare, sondern nur in hohen Stückzahlen beim Verlag ordern. Zum 25-jährigen Jubiläum kehrt der Taschen-Verlag zu seiner Ur-Philosophie vom preiswerten Buch für alle zurück: Er gibt eine Best-Off Auswahl von 25 Büchern heraus - zu einem Dumping-Preis von 9,99 Euro pro Exemplar.