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Reformation mit Propaganda

Klaus Krämer
3. Februar 2017

Um die Reformation durchzusetzen, baute Martin Luther von Anfang an auf Schrift und Bild. Zum 500. Reformations-Jubiläum zeigt die Berliner Staatsbibliothek nun selten zu sehende Dokumente aus dem 16. Jahrhundert.

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Deutschland Ausstellung "Bibel-Thesen-Propaganda" in der Staatsbibliothek zu Berlin
Die Ausstellung "Bibel, Thesen, Propaganda"Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

"Bibel-Thesen-Propaganda", so der Titel der Ausstellung, erzählt ab diesem Freitag (03.02.2017) die Reformation anhand von 95 Objekten, die sich auf sechs Kapitel verteilen. Darunter einmalig auch alle drei noch existierenden Thesendrucke des Jahres 1517.

Die Veröffentlichung von 95 Thesen durch Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 gilt als Ausgangspunkt der Reformation, der bedeutendsten kirchlichen Erneuerungsbewegung in Deutschland und Europa. Mit diesen Thesen wandte sich Luther gegen die Praxis des Ablasshandels in der katholischen Kirche. Die Gläubigen sollten sich mit Geld von drohenden Höllenqualen im Jenseits freikaufen.

Seine 95 Thesen sandte Luther den Angaben zufolge unter anderem dem Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Zugleich kursierten in Luthers Umfeld einige Abschriften. Heute sind laut Staatsbibliothek nur noch sieben Exemplare der Thesendrucke aus Nürnberg und Leipzig bekannt.

Weitere Exponate der Ausstellung sind ein Druck von Luthers "Sermon von dem Ablass und Gnade" von 1518, der die Reformationsbewegung wesentlich mit auslöste. Sie erschien zwar nur in einer Auflage von 300 Exemplaren, entwickelte jedoch eine enorme Wirkung. Auch die päpstliche Bulle, mit der Papst Leo X. Luther im Jahr 1520 den Bann androhte, befindet sich unter den Ausstellungsstücken.

Schmäh-Bilder gegen den Papst

Im Kapitel "Theologie und Propaganda" werden auch Originale von Schmäh-Bildern gegen den Papst gezeigt, sozusagen der Lieblingsfeind des Reformators. Der Wittenberger Maler Lucas Cranach der Ältere war in Sachen Propaganda kongenialer Partner Luthers. Was Luther mit Worten machte, drückte Cranach in Bildern aus. Auf diese Weise wurden auch die zahlreichen Menschen, die nicht lesen und schreiben konnten, erreicht. So gab Luther bei Cranach etliche äußerst derbe Bilderzyklen gegen den Papst in Auftrag – etwa den Papst als Esel oder der Papst in vollem Ornat auf einer Sau reitend.

Prototyp evangelischer Liederbücher

Áchtliederbuch
Das "Achtliederbuch" - eigentlich nur ein schmales Heft

Beinahe zahm kommt dagegen die Rubrik "Kirchenmusik" daher. Zu sehen sind das "Achtliederbuch" und weitere frühe Gesangbuchdrucke der Reformationszeit. Das "Achtliederbuch" wurde bereits um die Jahreswende 1523/1524 von einem Nürnberger Drucker publiziert und kann laut Staatsbibliothek gewissermaßen als Vorläufer aller evangelischen Gesangbücher gelten. Das kleine Büchlein enthält unter anderem vier Lieder von Martin Luther, der als Verfasser geistlicher Liedtexte eine neue und äußerst erfolgreiche Ära christlicher Glaubenslieder begann.

Die Ausstellung "Bibel-Thesen-Propaganda" der Staatsbibliothek zu Berlin ist bis zum 2. April zu sehen und dann noch einmal zum Evangelischen Kirchentag vom 24. - 28. Mai 2017.

kk/nf (epd, kna)