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Anti-Doping-Kampf ist nicht mehr ernst zu nehmen

28. Oktober 2016

In Rio de Janeiro ist es zu "ernsten Mängeln" bei den Doping-Kontrollen unter der Aufsicht des IOC gekommen, kritisiert die Welt-Anti-Doping-Agentur. Eine Bankrotterklärung, findet DW-Redakteurin Olivia Gerstenberger.

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PWC Dopingkontrolle
Bild: picture-alliance/dpa

Was würden Sie tun, um olympisches Gold zu gewinnen? Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Bundesinnenministerium führen aktuell eine Leistungssport-Reform durch, damit es bei den kommenden Olympischen Spielen wieder mehr Olympiasiege gibt. Sportler, Trainer und Teamärzte trainieren und arbeiten jahrelang akribisch und hart - und sie bedienen sich dabei legaler, aber eben auch illegaler Methoden, um den Traum von Gold zu verwirklichen. Egal, wie kurz dieser Traum währt.

Denn besonders lange haltbar sind die illegal gewonnenen Medaillen heutzutage meist nicht mehr. Immer gründlichere Nachtests bringen früher oder später immer dreistere Dopingmethoden ans Licht. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) brüstet sich gern mit diesen "positiven" Nachtests und behauptet selbst heute, am Tag der Veröffentlichung eines Berichts unabhängiger Beobachter, der verheerende Zustände bei den Doping-Kontrollen der Sommerspiele in Rio offenbart, "dass es erfolgreiche Olympische Spiele mit einem erfolgreichen Anti-Doping-Programm waren".

"Schlimmste Kontrollen der olympischen Geschichte"

Gerstenberger Olivia Kommentarbild App
DW-Redakteurin Olivia Gerstenberger

Im Ernst? Wie kann man von einem Erfolg sprechen, wenn es beim Ablauf der Kontrollen zu solch haarsträubenden Fehlern gekommen ist? In dem Bericht heißt es unter anderem, dass viele Sportler schlicht nicht gefunden werden konnten, mit der Konsequenz, dass nur die Hälfte oder noch weniger der geplanten Tests durchgeführt worden sind. Skrupellosen und erfahrenen Athleten, die das System missbrauchen wollten, werde so Tür und Tor geöffnet, die Kontrollen zu manipulieren. Schon vor Wochen wies ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt in einem Interview mit dem Deutschlandfunk darauf hin, dass es in Rio zu Namens- und Geschlechterverwechslungen gekommen sei, dazu seien internationale Standards etwa bei den Versiegelungen nicht eingehalten worden. Unabhängige Beobachter hätten die Tests in Rio als "die schlimmsten Kontrollen der olympischen Geschichte" bezeichnet.

Saubere Athleten können darüber mittlerweile nur noch den Kopf schütteln. Der Glaube an einen fairen Wettbewerb, faire Kontrollen und einen echten Anti-Doping-Kampf wird einmal mehr ad absurdum geführt. Der Skandal um das flächendeckende Staatsdoping Russlands ist noch nicht verdaut. Hier schieben sich IOC und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) seit Monaten gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Angesichts der mehr als amateurhaft durchgeführten Kontrollen in Rio, die das IOC zu verantworten hatte, müssen sich nun beide vorwerfen lassen, versagt zu haben. Eine glaubwürdige Arbeit und Politik im Kampf gegen Doping sieht anders aus.

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