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Partnerwahl: Wie durchschaubar sind wir?

Nicolas Martin16. Februar 2016

Männer legen bei der Partnerwahl Wert auf gutes Aussehen, Frauen auf Erfolg. Stimmt doch - oder nicht? Völlig überholt, sagen Forscher. Die Gleichstellung der Geschlechter hätte unser Beuteschema grundlegend verändert.

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Barbie und Ken (Foto: picture-alliance/dpa/J)
Bild: picture-alliance/dpa/J. Kalaene

Er sucht eine Frau mit hübschem Gesicht und den richtigen Rundungen, sie einen Mann mit Geld, einem guten Job und Ansehen. Ihr ist es egal, wie ihr Geliebter aussieht - ihm ist es eher schnuppe, was seine Angebetete im Kopf hat. Er möchte sich vermehren, ihr ist wichtig, dass er die Familie ernähren kann.

Bei der klassischen Evolutionsbiologie dreht sich alles um die Fortpflanzung. Der Wunsch nach Kindern funktioniert dabei wie ein eingepflanzter Chip, der unser Beuteschema beeinflusst.

Wissenschaftler widersprechen diesen traditionellen Kriterien bei der Partnerwahl nun. "Wir passen uns an", sagt Marcel Zentner von der Universität Innsbruck. "Wenn es diesen Chip überhaupt gibt, dann reagiert er auf Umwelteinflüsse, auf Herausforderungen und Veränderungen."

Männer mögen kluge Frauen

Ein zentraler Wandel ist die Gleichstellung von Mann und Frau. Der Psychologe Zentner hat mit seiner Kollegin Alice Eagly, von der Northwestern University, Hunderte Studien aus unterschiedlichen Ländern durchforstet und ausgewertet. Dabei haben sie Daten aus den Ländern untersucht, die beim Thema Gleichstellung sehr weit auseinanderliegen. "Da waren zum Beispiel der Iran, Saudi-Arabien und Japan, Finnland, Schweden, England und so weiter."

Die Forscher waren überrascht: "Es gibt da wirklich einen fast perfekten Zusammenhang" - denn je höher die Gleichstellung, desto geringer seien die Unterschiede im Beuteschema der Menschen. "Es hat uns selbst erstaunt, dass das so klar ist", sagt Zentner.

Symbolbild Mann bei Hausarbeit (Foto: © Colourbox)
Bei Frau hoch im Kurs: Gutaussehend und nützlich im HaushaltBild: Colourbox

In ihrer Studie kommen sie zu dem Schluss, dass die klassische Evolutionsbiologie in fortschrittlichen Gesellschaften überholt ist: Je moderner eine Gesellschaft, desto ähnlicher ist das Beuteschema von Mann und Frau. Kochen, Gebären und Ernähren seien veraltet.

Mehr als ein hübsches Gesicht

Geselligkeit, Verlässlichkeit, Intelligenz, Bildung und emotionale Reife seien für Mann und Frau die wichtigsten Eigenschaften - noch vor der Optik. "So gesehen, ist das Bücherregal wichtiger als der Spiegel", sagt Zentner. Der Mann von heute suche eine intelligente Frau. "Tatsächlich ist es beispielsweise in Finnland bereits so, dass für Männer die Bildung der Frauen wichtiger ist als umgekehrt", so der Psychologe.

Die Frau halte in einer gleichberechtigten Gesellschaft vor allem nach einem Partner Ausschau, der auch ein Bügeleisen bedienen könne und auch mal hinter dem Herd stehe. Frauen achteten auch deutlich mehr auf das Aussehen als früher, so der Wissenschaftler.

Potenzmittel als Kompensation?

Während sich Männer und Frauen bei Optik und Intelligenz in modernen Gesellschaften weiter aufeinander zubewegen, blitzt beim Gehalt noch deutlich das Erbe klassischer Rollenbilder auf. "Eine interessante Studie aus Dänemark zeigt, dass Männer, die etwas weniger verdienen als ihre Frauen, einen erhöhten Konsum von Potenzmittel aufweisen", erklärt Zentner.

Frau unter Männern (Symbolbild) Foto:
Bei Männern beliebt: Gebildete Frau mit gutem Job - aber bitte nicht zu gut!Bild: Colourbox

Dass es sich dabei um eine Art Kompensation von erlernter Männlichkeit handelt, liegt nahe. Auch für Frauen sei es generell noch immer wichtiger, dass der Mann gute finanzielle Aussichten hat als umgekehrt", sagt Zentner.

Überbleibsel aus Evolutionstheorie

Intelligent, hübsch und wohlhabend - in modernen Gesellschaften liegt diese Kombination wohl bei Frau und Mann ziemlich weit vorn im Ranking unseres biologischen Chips. Ganz ähneln werden sich die Kriterien bei der Partnerwahl aber nicht - und zwar aus biologischen Gründen: Die Schwangerschaft der Frau hätte Auswirkungen auf die Rollenverteilung, so Zentner: "Aus diesem Grunde glaube ich nicht, dass es in näherer Zukunft eine perfekte Angleichung der Präferenzmuster gibt."