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Hassredner Pirincci im Visier der Justiz

20. Oktober 2015

Die Hetzrede des deutsch-türkischen Autors und Rechtspopulisten Pirincci bei der Pegida-Kundgebung in Dresden schlägt hohe Wellen und hat Konsequenzen. Politiker greifen Pegida scharf an.

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Schriftsteller Pirincci (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Staatsanwaltschaft Dresden hat Ermittlungen gegen den deutsch-türkischen Schriftsteller Akif Pirincci wegen dessen Rede auf der Kundgebung der islamfeindlichen "Pegida" ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes") am Montagabend eingeleitet. Es liege ein Verdacht auf Volksverhetzung vor, sagte Oberstaatsanwalt Lorenz Haase.

Pirincci, der auf Einladung des Pegida-Gründers Lutz Bachmann aufgetreten war, hatte in seiner Rede Muslime attackiert und Flüchtlinge als "Invasoren" bezeichnet. Nach Kritik an Politikern, die er "Gauleiter gegen das eigene Volk" nannte, sagte der Autor: "Es gäbe natürlich andere Alternativen. Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb." Die Menge reagierte mit Gejohle und Applaus.

Empörung über Hetzrede

In Politik und Öffentlichkeit rief diese Wortwahl des 56-Jährigen Abscheu und Empörung hervor. Bundesjustizminister Heiko Mass erklärte, er sehe bei Pegida Neonazis am Werk. Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und der Linken-Politiker Gregor Gysi sprachen sich gegen ein Verbot der Pegida-Bewegung aus. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, forderte die Sicherheits- und Verfassungsschutzbehörden auf, Pegida stärker zu beobachten.

Das Internationale Auschwitz-Komitee bezeichnete die Äußerungen Pirinccis als "widerliches Signal der Schamlosigkeit". Angesichts der breiten Empörung distanzierte sich auch Bachmann auf seiner Facebook-Seite von dem Schriftsteller. Er habe den "gravierenden Fehler" begangen, nicht rechtzeitig einzuschreiten und müsse sich daher "öffentlich und aufrichtig entschuldigen", schrieb der Pegida-Chef. Bachmann hatte Pirincci auf der Kundgebung nur unter Verweis auf die Zeit zur Beendigung seiner Rede gedrängt.

Verlag nimmt Bücher aus dem Programm

Die Verlagsgruppe Random House nahm als Reaktion auf die "inakzeptablen Äußerungen" Pirinccis belletristische Bücher aus dem Programm. Seine bereits vor Jahren veröffentlichten Bücher würden nicht mehr angeboten, teilte Random House in München mit.

Die zur Gruppe gehörenden Verlage Diana, Goldmann und Heyne hätten mit "großer Bestürzung und Unverständnis" die Aussagen Pirinccis zur Kenntnis genommen und distanzierten sich entschieden. Pirincci war in den 1990er Jahren mit Katzenkrimis bekannt geworden. Zuletzt schrieb vor allem rechtspopulistische Bücher, die in Kleinverlagen erschienen.

An der Kundgebung zum einjährigen Bestehen von Pegida in Dresden hatten etwa 15.000 bis 20.000 Menschen teilgenommen.

Gegendemonstranten in Dresden (Foto: dpa)
Gegendemonstranten zum Pegida -JahrestagBild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

DW-Reporter geschlagen

Eine etwa gleich große Zahl von Bürgern protestierte unter dem Slogan "Herz statt Hetze" gegen rechte Stimmungsmache. Ein Kamerateam der Deutschen Welle wurde von Pegida-Anhängern umstellt und bedrängt. Reporter Jaafar Abdul Karim von der arabischen Redaktion der DW wurde geschlagen, als er versuchte, Demonstranten zu interviewen.

wl/qu (dpa, afp, rtr)