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Attentäter-Häuser in Ostjerusalem zerstört

6. Oktober 2015

Erstmals seit Monaten hat das Verteidigungsministerium wieder zu solch einer Strafmaßnahme gegriffen, die auch in Israel umstritten ist. Palästinenserpräsident Abbas appellierte an beide Konfliktparteien.

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Zerstörtes Haus eines palästinensischen Attentäters (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/A. Safadi

Nach den tödlichen Angriffen auf vier Israelis hat die Armee im Ostteil von Jerusalem die Häuser von zwei militanten Palästinensern zerstört. Ein drittes Gebäude sei teilweise abgeriegelt worden, teilte das israelische Militär mit.

Das eine Haus, das abgerissen wurde, gehörte einem Palästinenser, der im November 2014 vier Rabbiner und einen Polizisten in einer Jerusalemer Synagoge getötet hatte, bevor er und ein weiterer Angreifer erschossen wurden. Das zweite zerstörte Gebäude war im Besitz eines im August vergangenen Jahres von der Polizei getöteten Palästinensers, der mit einem Baufahrzeug gezielt einen israelischen Fußgänger in Jerusalem überfahren hatte.

Das Sicherheitskabinett hatte zuvor diese Maßnahmen als Antwort auf die jüngste Gewaltwelle beschlossen. Außerdem entschieden die Minister, zusätzlich vier Bataillone der Streitkräfte in die Palästinensergebiete zu entsenden. Ferner werden mehrere hundert israelische Polizisten im Osten und in der Altstadt von Jerusalem stationiert.

Israelische Sicherheitskräfte patrouillieren verstärkt in Ostjerusalem (Foto: rtr)
Israelische Sicherheitskräfte patrouillieren verstärkt in OstjerusalemBild: Reuters/A. Awad

Welle der Gewalt

Die Gewalt in Ostjerusalem und im Westjordanland nimmt seit Wochen zu. Seit Donnerstag wurden bei zwei tödlichen Messerattacken durch Palästinenser und einem Schusswaffenangriff insgesamt vier Israelis getötet und drei verletzt. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen und Zusammenstößen zwischen aufgebrachten Palästinensern und israelischen Soldaten wurden in den vergangenen Tagen zwei Palästinenser getötet, darunter ein 13-jähriges Kind. Etwa 170 Palästinenser wurden verletzt.

"Will keine militärische Konfrontation"

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ermahnte die Vertreter seines Sicherheitsapparates zu erhöhter Wachsamkeit gegenüber seinen Landsleuten. Er wolle nicht, dass sich die Situation mit Israel zu einer militärischen Konfrontation verschärfe, sagte Abbas. Dies habe er auch den Israelis mitgeteilt, erklärte er bei einem Treffen mit den Delegierten der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Ramallah im Westjordanland.

Israels Premier Benjamin Netanjahu besuchte den Ort im Westjordanland, wo mutmaßliche Aktivisten der islamistischen Hamas am vergangenen Donnerstag ein Siedlerehepaar in ihrem Auto erschossen hatten. Ihre vier Kinder saßen bei dem Anschlag auf dem Rücksitz des Fahrzeugs. Der Regierungschef machte deutlich, sein Land werde auch "diese Welle des Terrors brechen", so wie es in der Vergangenheit immer wieder geschehen sei.

Israelische Bürgerrechtler warnen

Dagegen warnen israelische Bürgerrechtler auch mit Blick auf die Zerstörung der Häuser palästinensischer Attentäter vor einer Spirale der Gewalt. "Die ersten Opfer dieser Abrisse sind Verwandte, darunter Frauen und Kinder, die in der Regel mit dem Anschlag nichts zu tun haben", weist die Rechtshilfeorganisation B'tselem darauf hin. Diese Ansicht vertrat früher auch Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon. 2005 gegen Ende der Zweiten Intifada, des bewaffneten Palästinenseraufstands, befahl er als damaliger Generalstabschef die Einstellung des Abrisses von Gebäuden palästinensischer Attentäter. Nun beurteilt er die Lage anscheinend anders. An diesem Dienstag befahl Jaalon die Zerstörung der beiden Palästinenser-Häuser.

se/kle (dpa, ape, rtre, afp)