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Panne bei US-Armee mit Anthrax-Probe

28. Mai 2015

Eine Sendung mit einer Probe des Milzbranderregers Anthrax sorgt bei den US-Streitkräften in Südkorea für Wirbel. 22 Mitarbeiter könnten Kontakt mit der Probe gehabt haben. Die Ursache der Panne ist noch unklar.

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Der Milzbrand-Erreger Anthrax Bacillus anthracis (Foto: Imago)
Der Milzbrand-Erreger Anthrax Bacillus anthracisBild: imago/UIG

Beim amerikanischen Militär herrscht helle Aufregung wegen des gefährlichen Milzbranderregers Anthrax. Der US-Luftwaffenstützpunkt in Osan südlich von Seoul teilte mit, während eines Trainings könnten 22 Armee-Mitglieder der Probe ausgesetzt gewesen sein. Für sie seien "vorsorglich medizinische Maßnahmen" einschließlich der Verabreichung von Antibiotika getroffen worden. Bei keinem der Betroffenen seien jedoch Anzeichen einer Belastung durch die Probe oder Krankheitssymptome festgestellt worden. Auch bestehe kein Risiko für die Öffentlichkeit.

Die Probe sei von Ernstfall-Spezialisten des 51. Jagdgeschwaders in Osan in einem geschlossenen Bereich vernichtet worden, hieß es in Südkorea. Das Labor rund 105 Kilometer südlich von Seoul sei sofort nach Bekanntwerden einer möglichen Gefährdung abgesperrt und dekontaminiert worden. es habe sich wahrscheinlich um eine "inaktive Probe" gehandelt, die jedoch nicht wie angenommen für Trainingszwecke gedacht gewesen sei.

Dugway Proving Ground: Von dieser US-Militäranlage in Utah ging die Anthrax-Probe auf Reisen (Archivfoto: dpa)
Dugway Proving Ground: Von dieser US-Militäranlage in Utah ging die Anthrax-Probe auf ReisenBild: picture-alliance/dpa/G. Frey

Neun Labore in neun Staaten

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums wurde im März 2014 in einem Labor der Militäranlage Dugway Proving Ground im US-Bundesstaat Utah eine Anthrax-Probe bestrahlt, um die Erreger vollends abzutöten. Die Probe sei in neun Teile aufgeteilt und in den folgenden Monaten zu wissenschaftlichen Zwecken an andere Einrichtungen verschickt worden, die die Proben weiter aufteilten und in private Labore verschickten.

Das Material sei so in mehr als ein Dutzend Labore in den Bundesstaaten Kalifornien, Tennessee, Texas, Wisconsin, Virginia, Dalaware, Maryland, New Jersey und New York sowie nach Südkorea gelangt, sagten Pentagon-Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AFP. Am Freitagabend habe ein privates Labor in Maryland die Behörden verständigt, dass aus einer dort eingegangen Probe lebende Anthrax-Bakterien gezüchtet werden konnten, teilte die Gesundheitsbehörde CDC mit.

Nach Bekanntwerden dieser Panne würden nun auch die an andere Labore verschickten Proben untersucht, erklärte das Pentagon. Ersten Erkenntnissen zufolge arbeiteten vier Menschen in drei unterschiedlichen Laboren mit Anthrax-Lebendproben, die Betroffenen würden nun vorsorglich gegen mögliche Folgen behandelt.

"Kein bekanntes Risiko"

"Es gibt kein bekanntes Risiko für die breite Öffentlichkeit und es gibt keine Verdachtsfälle oder bestätigte Fälle von Anthrax-Infektionen", erklärte Pentagon-Sprecher Steven Warren. Angaben zu den Ursachen der Panne und zur genauen Zahl der betroffenen Labore machte das Pentagon allerdings vorerst nicht. Die Gesundheitsbehörde CDC soll den Vorfall nun mithilfe des Verteidigungsministeriums untersuchen. Bis zum Abschluss der Untersuchung setzte das Pentagon die Verschickung derartigen Materials aus dem Stützpunkt in Utah aus.

Die USA hatten den tödlichen Milzbrand-Erreger Bacillus anthracis früher für ein Biowaffenprogramm verwendet. 1975 ratifizierte Washington jedoch einen internationalen Vertrag zum Verzicht auf Biowaffen. Die Gefährlichkeit von Anthrax wurde in den USA im Jahr 2001 deutlich, als durch anonym verschickte Briefe mit dem Erreger fünf Menschen getötet wurden.

Im Vorjahr waren staatliche Einrichtungen in den USA wiederholt wegen eines schlampigen Umgangs mit gefährlichen Substanzen in die Kritik geraten. Die CDC schloss zwei ihrer Labore, eines davon wegen unsachgemäßen Umgangs mit Anthrax. Ermittler des Landwirtschaftsministeriums entdeckten, dass Anthrax-Proben in nicht verschlossenen Kühlschränken in einem frei zugänglichen Flur gelagert wurden. Zudem wurde gefährliches Material in Plastikbeuteln transportiert, die sehr einfach zu öffnen waren.

kle/sc (afp, dpa, rtre)