"Merci pour ce moment, François"
4. September 2014"Merci pour ce moment" heißt das Buch von Valérie Trierweiler, aus dem das Magazin "Paris Match" vorab Auszüge veröffentlichte, auf Deutsch: "Danke für diese Zeit". Hollande wird Trierweiler sicherlich nicht "merci" sagen, denn über ihn ist auch wenig Schmeichelhaftes zu lesen: Von Macho-Sprüchen berichtet Trierweiler, von Lügen über seine heimliche Liebesaffäre mit der Schauspielerin Julie Gayet, und von geradezu verzweifelten Rückeroberungsversuchen nach der Trennung.
Hollande hatte sich Ende Januar nach Auffliegen seiner Liebesaffäre mit Gayet von Trierweiler getrennt, mit der er seit Jahren liiert, aber nicht verheiratet war. Die Öffentlichkeit informierte er darüber in einer dünnen, 18 Wörter kurzen Stellungnahme ohne jeden Anflug von Sentimentalität - für die als äußerst selbstbewusst geltende Trierweiler muss es ein harter Schlag gewesen sein, so abserviert zu werden.
"Kuss von Limoges"
Schon kurz nach der Trennung ließ die Journalistin durchblicken, dass sie ihre Erlebnisse in einem Buch verarbeiten könnte. Dass es schon jetzt, rund sieben Monate nach ihrem Rauswurf aus dem Elysée-Palast, in die Läden kommt, ist aber eine Überraschung. Die einstige Première Dame habe das Buch unter "größter Geheimhaltung" geschrieben, berichtet "Paris Match" - übrigens Trierweilers Arbeitgeber. Französische Medien berichteten, das Buch sei in Deutschland gedruckt worden, damit vor dem Erscheinen keine Inhalte bekannt werden. Sogar im Elysée-Palast will niemand von der anstehenden Veröffentlichung gewusst haben.
Die Beziehung von François und Valérie: Was mit den Berichten über eine angebliche Liaison Hollandes mit der französischen Schauspielerin Julie Gayet (42) endete, hatte bereits als heimliche Affäre begonnen: Beim von Trierweiler als "Kuss von Limoges" beschriebenen Auftakt 2005 waren beide frisch Verliebten noch liiert. Ségolène Royal, aktuell amtierende Umweltministerin unter Hollande, gab dem Vater ihrer vier Kinder erst zwei Jahre später den Laufpass.
Das Aus der Beziehung mit Hollande beschreibt die 49-jährige Trierweiler laut "Paris Match" als "den schlimmsten Moment ihren Lebens". Gleich zu Beginn des Jahres hatte das französische Klatschmagazin "Closer" zugeschlagen. Das Blatt zeigte Fotos einer Hollande ähnelnden Person - mit Helm verhüllt - als Beifahrer eines dreirädrigen Motorrollers vor einem Gebäude nur ein Block vom Élysée-Palast entfernt. Gayet wohnt im Haus, ist kurz zuvor auf Fotos davor zu sehen. Ein Leibwächter des Präsidenten ist auch da. Am nächsten Morgen klingelt er mit einer Croissant-Tüte in der Hand.
"Hast Du Dir etwas vorzuwerfen"?
Trierweiler will schon Monate zuvor nach entsprechenden Gerüchten einen Seitensprung thematisiert haben: "Hast Du Dir was vorzuwerfen?" Da hatte es bereits mächtig geknirscht. Etwa in der Zeit "nach dem Tweet", wie sie es selbst beschrieb. Eine Kurznachricht schuf öffentliche Dissonanzen. Im Parlamentswahlkampf 2012 unterstützte die Sozialistin Trierweiler per Twitter einen parteiinternen Gegner von Royal. Sie sei eifersüchtig, schreibt Trierweiler nun über sich.
Dann der Januar-Tag der Enthüllung im Élysée. Trierweiler: "Die Nachricht Julie Gayet ist die Schlagzeile des Tages (...) Ich platze, ich kann es nicht hören, ich stürze ins Bad. Ich nehme den kleinen Plastikbeutel mit den Schlafmitteln. (...) François folgt mir. Er versucht, mir die Tasche zu entreißen. Ich laufe ins Schlafzimmer. Er schnappt sich den reißenden Beutel. Die Tabletten fliegen auf Bett und Fußboden. Ich sammle sie auf. Ich schlucke, was ich kann. Ich will schlafen, ich will die kommenden Stunden nicht erleben." Trierweiler muss für einige Tage im Krankenhaus behandelt werden. Sie beginnt wieder, als Journalistin zu arbeiten. Inzwischen ist sie wieder verliebt.
"Der Präsident mag die Armen nicht"
"Keine Bombe und kein Skandal" sei das Buch, urteilt die Tageszeitung "Le Monde". Doch einige Passagen rücken Hollande nicht nur als Privatmenschen in ein schlechtes Licht, sondern sind auch politisch brisant. "Er stellt sich als Mann dar, der die Reichen nicht mag", urteilt Trierweiler. "In Wirklichkeit mag der Präsident die Armen nicht. Er, der Mann der Linken, spricht im Privaten von den 'Zahnlosen' und ist stolz auf seinen Humor." Hollande als herzloser Zyniker ohne soziales Gewissen? Gerade in einer Zeit, in der der Staatschef einen zunehmend wirtschaftsfreundlichen Kurs fährt und damit das linke Lager seiner Sozialisten verprellt, sind solche Enthüllungen höchst unangenehm für den 60-Jährigen.
Dass Hollande am 70. Jahrestag der Alliierten-Landung in der Normandie Anfang Juni Liebes-SMS zur Rückeroberung seiner Ex schickte, wie Trierweiler es schreibt, dürfte auch dem internationalen Ansehen des Franzosen wenig förderlich sein - inmitten der Ukraine-Krise waren schließlich US-Präsident Barack Obama, der ukrainische Staatschef Petro Poroschenko und Russlands Präsident Wladimir Putin in Nordfrankreich zusammengekommen, da war eigentlich diplomatischer Höchsteinsatz gefragt.
Auch wollte sich Hollande, nachdem die Liebesaffäre mit Gayet weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, eigentlich wieder ganz auf die Politik konzentrieren und sein Privatleben außen vor lassen - das Trierweiler-Buch macht ihm da einen Strich durch die Rechnung. Im Regierungslager wurde das Werk denn auch mit demonstrativer Nicht-Beachtung gestraft. Regierungssprecher Stéphane Le Foll, ein enger Vertrauter Hollandes, äußerte sich kurz angebunden auf eine Frage nach dem Buch: "Ich habe es nicht gelesen und ich werde es nicht lesen."
sti/SC (afp, dpa)