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Campen als Luxusurlaub

31. Juli 2014

Was einst als Billigurlaub galt, ist heute beliebter denn je: Die Campingplätze melden Rekorde. Denn die Zeit platter Luftmatratzen und versiffter Gemeinschaftsduschen ist vorbei, "Glamping" heißt ein neuer Trend.

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Campen an der Loreley
Campingplatz Loreleyblick am RheinBild: DW/A. Peters

Campen ist auch nicht mehr das, was es mal war. Wer am Templiner See einen Platz für sein Zelt reserviert, kann gleich sein persönliches Badezimmmer mitbuchen. Es gibt ein Restaurant, Hundebetreuung und WLAN. "Bei uns wird sogar der Wald gefegt", wirbt der Campingplatz bei Potsdam. Deutschlands Campingplätze haben sich gemausert und locken immer mehr Gäste. Das haben auch Industrie und Handel bemerkt: Der Urlaub in Zelt und Wohnwagen ist zum Milliardenmarkt geworden.

Die Campingplätze in Deutschland können sich nicht beschweren - ihre Zahlen liegen auf Rekordniveau: Jeweils 7,5 Millionen Urlauber steuerten in den vergangenen zwei Jahren einen der Plätze an, was zu insgesamt 26 Millionen Nächten in Zelt und Wohnwagen führte, fast so viele Übernachtungen wie in der boomenden Touristenstadt Berlin. Wo mancher nur an Mücken und an versiffte Duschen denkt, sehen immer mehr Menschen naturnahes Abenteuer. "Es ist ein anderes Gefühl, wenn ich das Zelt öffne und schon auf dem Rasen stehe - das kann ich im Hotel nicht", sagt Erwin Oberascher, der auf einem Campingplatz aufwuchs und die Website camping.info betreibt.

Zelte und Wohnwagen im Regenbogen-Camp auf dem Darß
Mitten in der Natur: beim Regenbogen-Camp auf dem Darß dürfen Gäste am Strand und in den Dünen campenBild: picture-alliance/dpa

Steigendes Niveau auf Plätzen in Deutschland

Der Österreicher hat bemerkt, dass die Plätze in Deutschland stark an der Qualität gearbeitet haben - etwa mit neuen Duschen, Toiletten und Sportplätzen. Viele deutsche Caravan-Touristen führen nicht mehr ins Ausland. "Sie haben gesehen, dass man auch zu Hause gut campen kann." Dort nähmen sie zum Teil die Plätze der Niederländer ein, die wegen der schwierigen Wirtschaftslage in ihrem Land nicht mehr ganz so zahlreich kämen.

Die Nachfrage macht sich bemerkbar: Es gibt gut zehn Prozent mehr Campingplätze in Deutschland als noch vor zehn Jahren - knapp 2.600 waren es laut Statistischem Bundesamt bundesweit Ende 2013, zwei Drittel davon in Süddeutschland und entlang der Küsten. Jeder zwanzigste Urlauber verschmähte im vergangenen Jahr Hotelbett und Schlafsofa zugunsten von Wohnmobil oder Luftmatratze.

Luxuszelt auf der Reisemesse CMT in Stuttgart
Übernachten im Luxuszelt beim so genannten GlapmpingBild: picture-alliance/dpa

Kein billiges Vergnügen

"Früher war das ein Billigurlaub", sagt Dirk Dunkelberg vom Deutschen Tourismusverband. Das habe sich geändert. "Camper verfügen über ein gutes Haushaltseinkommen und sind bereit, Geld auszugeben." Das zeigen schon die Zulassungszahlen, bei denen die meist teureren Wohnmobile den Wohnwagen inzwischen den Rang ablaufen. Ließ ein Urlauber nach einer Regierungsstudie noch vor zehn Jahren durchschnittlich knapp 27 Euro am Tag auf dem Campingplatz, waren es 2010 knapp 46 Euro. Das führte zu einem Umsatz von mehr als 2,1 Milliarden Euro, Dauercamper noch nicht eingerechnet. Für Ausrüstung wurden demnach weitere drei Milliarden Euro fällig.

Campingplatz-Betreiber haben auf die steigende Beliebtheit dieser Art, Urlaub zu machen, reagiert und ihr Angebot für verschiedene Bedürfnisse erweitert: Auf manchem Platz muss man schon gar keine Zelte mehr mitbringen - sie stehen dort bereit. Es gibt auch Whirlpools, Kochnischen, ja ganze Lodges und Bungalows - Glamping nennt sich das, eine Kreuzung aus Glamour und Camping.

Bildergalerie Hotel Berlin außergewöhnliche Hotels Hüttenpalast Berlin
Hüttenpalast Neukölln: Camping-Atmosphäre in BerlinBild: Jan Brockhaus

Wer selbst das ungemütlich findet, kann es mit "Indoor-Camping" probieren - etwa in einer ehemaligen Fabrik in Berlin-Neukölln. Darin stehen Hütten und alte Wohnwagen mit 50er- bis 70er-Jahre-Charme und bezogenen Betten. Die Initiatoren reimen: "Wir parodieren liebevoll das urdeutsche Schrebergartenglück und schenken euch - auch im Winter - ein bisschen Sommergefühl und Retroglück."

Burkhard Fraune (dpa)