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Ringen um den Olympiastatus

Jens Krepela6. September 2013

Auf der IOC Session in Buenos Aires fällt die Entscheidung: Bleibt Ringen olympisch oder rückt Squash oder Baseball ins Programm der Sommerspiele? Für alle drei Sportverbände ist es ein Millionenspiel.

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Zwei Ringer im Clinch (Evgeny Biyatov/RIA Novosti)
Bild: picture-alliance/dpa

Die anstehende Entscheidung hat nicht die Strahlkraft wie die Wahl des neuen IOC-Präsidenten oder die Präsentation der Ausrichterstadt 2020. Trotzdem könnte sie für Ringer, Squashspieler und Baseballbegeisterte wichtiger kaum sein. Diese drei Sportarten konkurrieren darum, ins Programm der olympischen Sportarten aufgenommen zu werden beziehungsweise dort zu bleiben.

Kaum ein Sport war bisher enger mit Olympia verbunden als Ringen. Schon in der Antike waren die muskulösen Kämpfer fester Bestandteil der Spiele. Auch in der Moderne zählte der Kampfsport immer zum Programm. Doch im Februar sorgte das IOC für einen Paukenschlag. Die Ringer landeten auf der Abschussliste. "Wir haben große Defizite in der Führung des Verbandes gesehen, aber auch im sportlichen Bereich und bei den Regeln", erklärte IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach die Entscheidung.

[39617159] Nenad Lalovic President des Ringer-Weltverbandes auf einer Pressekonferenz (Foto: AP Photo/Ivan Sekretarev).
Radikalreformer: FILA-Präsident LalovicBild: picture alliance/AP Photo

Was folgte, waren Reformen im Rekordtempo und eine weltweite Imagekampagne. "Es war eine unglaubliche Welle", beschreibt auch Manfred Werner, der Präsident des Deutschen Ringerbundes, die vergangenen Monate im DW-Interview. Zwei Tage nach der Entscheidung des IOC wurde die Führungsspitze des internationalen Ringerverbandes (FILA) ausgetauscht. Der Serbe Nenad Lalovic übernahm und stürzte sich in die Offensive. Er suchte den Kontakt zur IOC-Spitze und präsentierte wenig später schon Ergebnisse. Im Mai wurden auf einem Sonderkongress in Moskau eine neue Satzung und Regeländerungen beschlossen.

Bemerkenswerte Allianz zwischen USA, Russland und Iran

Panoramaaufnahme des Länderkampfs Usa-Iran der Ringer in der Haupthalle der Grand Central Station in New York im Mai 2013. (Foto:UPI/John Angelillo /LANDOV)
Iran gegen USA: Ringer-Spektakel beim Länderkampf in New YorkBild: picture alliance / landov

Vermutlich noch wirkungsvoller war eine Imagekampagne. Zweieinhalb Millionen Euro hat die FILA dafür investiert, weitere zwei Millionen steuerte der US-Ringerverband bei. Höhepunkt: Ein Länderkampf in der spektakulären Kulisse der Grand-Central Station in New York. Teams aus dem Iran und Russland übten sich im Schulterschluss mit den US-Ringern - alles, um den Olympiastatus zu retten.

Die Anstrengungen scheinen Früchte getragen zu haben. Auf dem IOC-Kongress in St. Petersburg im Mai schaffte es Ringen problemlos in die Endauswahl der drei Sportarten. Darüberhinaus gab es ein Lob von IOC-Präsident Jacques Rogge: "Der Verband hat die Gründe für die Streich-Empfehlung verstanden und gut reagiert." Angesichts der tiefgreifenden Reformen blickt auch Deutschlands Verbandschef Werner hoffnungsvoll auf die Entscheidung in Buenos Aires: "Ich bin vorsichtig optimistisch."

Federer und Wozniacki für Squash

Auf die finanziellen Möglichkeiten der Ringer können die konkurrierenden Sportverbände von Squash und Baseball/Softball nur neidisch sein. Dennoch verfolgen sie ihren Traum von Olympia genauso hartnäckig. Die Squasher konnten für ihre Kampagne die Unterstützung der Tennisstars Roger Federer, Andy Murray und Caroline Wozniacki gewinnen. In einem Imagefilm auf Youtube betont der Squash-Weltverband die weltumspannende Popularität der Sportart. Um für Zuschauer noch attraktiver zu sein, wurden neue, hochtechnisierte Show-Courts aus Glas eingeführt. Auch damit hoffen die Verantwortlichen beim IOC zu punkten.

Zwei Squashspieler in Aktion in einem modernen Court aus Plexiglas. (Photo: Jordan Mansfield/Getty Images)
Squash punktet mit zuschauerfreundlichen Glas-Courts mit eingebauten Lichteffekten bei den IOC-VerantwortlichenBild: Getty Images

Ohne Dreamteam zurück ins olympische Rampenlicht

Während Squash bei Olympia völlig neu wäre, würde Baseball nach kurzer Auszeit wieder ins Programm zurückkehren. Von 1992 bis 2008 war Baseball olympisch. Bei der IOC-Session in Singapur 2005 flogen die Baseballer überraschend aus dem Programm. Sie erreichten nicht die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen. Es war das erste Mal seit 1936, dass eine Sportart gestrichen wurde.

Beim Rennen um die Rückkehr haben es die Baseballer nicht leicht. Ein Zugpferd in Form eines "Dream Teams", gespickt mit den größten Baseballstars aus den USA, wird es nicht geben. "Unmöglich", sagte Bud Selig, der Chef der Major League Baseball (MLB), auf die Frage, ob die US-Liga ihren Spielbetrieb zugunsten der Spiele aussetzen würde. Stattdessen setzt der maßgebliche US-Verband auf Modusänderungen. Dadurch könnte die Dauer des olympischen Turniers von 13 auf sechs Tage reduziert werden. Das würde es möglich machen, dass zunächst die Baseball-Männer ihre Wettbewerbe austrügen und dann die Softball-Frauen in der gleichen Arena zum Zuge kämen.

Jeweils auf ihre Weise versuchen alle drei Sportarten, die Damen und Herren des IOC zu überzeugen. Die Ringer gehen sicherlich als Favorit in die Abstimmung am Sonntag (08.09.2013). Wie auf (fast) alles kann man bei britischen Buchmachern auch auf den Ausgang dieser Wahl wetten. Die Quoten sprechen dabei für Ringen (4:7). Squash (7:4) und Baseball/Softball (8:1) werden deutlich geringere Chancen eingeräumt.