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Afrikas Kampf gegen den Hunger

24. Juni 2011

Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) tagt in diesen Tagen in Rom. Dort soll ein neues Abkommen im Kampf gegen Nahrungsmittelknappheit und Unterernährung unterzeichnet werden.

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Bauern bei der Feldarbeit in Malawi (Bild: dpa)
Im Ausbau der Landwirtschaft liegt noch viel PotentialBild: picture-alliance/ dpa

Die meisten Hungernden leben neben Asien nach wie vor auf dem afrikanischen Kontinent. Die Nahrungsmittelknappheit in den Ländern südlich der Sahara sei mangelndem politischen Willen geschuldet. Afrika und seine Regierungen hätten immer noch nicht verstanden, dass Landwirtschaft und ihre Produkte die wichtigsten Reichtümer des Kontinents seien, erklärt Eklou Komivi, er ist Chef des kleinen Dorfs Kpele-Konvié in Togo. Die Afrikaner müssten lernen, ihren eigenen Kontinent mehr zu lieben, sagt er. "Wenn wir es nicht schaffen, die Menschen auf unserem Kontinent selbst zu ernähren, dann werden wir ewig Sklaven bleiben."

Steigende Weltmarktpreise

Verschiedene Reissorten auf einem Markt in Mali (Bild: DW)
Viele Afrikaner können sich Grundnahrungsmittel kaum noch leistenBild: DW

Für Afrika hat sich die Situation in den letzten Jahren gravierend verschlechtert. Seit Juni 2010 sind die Preise auf dem Weltmarkt für Grundnahrungsmittel um 45 Prozent gestiegen. Die Hintergründe sind vielfältig: schlechte Weizenernten, zusätzliche Nachfrage nach Biokraftstoffen, der Anstieg der Energiepreise. Diese und andere Entwicklungen sorgten dafür, dass Weizen, Mais und Reis teurer wurden.

Dorfchef Komivi glaubt trotzdem, dass diese Grundnahrungsmittel in Afrika in einer ausreichenden Menge zur Verfügung stehen könnten. Die Voraussetzung dafür: Afrika nutze sein Potenzial besser aus. "Die Afrikaner müssen die Landwirtschaft als das verstehen, was sie ist: eines ihrer größten Reichtümer." Man müsse vor allem für den eigenen Bedarf produzieren, erklärt Komivi. "Afrikaner essen Reis, sie essen Mais, sie essen Bananen. Und wir haben alles, um diese Dinge anzubauen. Die Böden, das Wasser!" Stattdessen würden viele Grundnahrungsmittel wie Reis oder Zucker importiert.

Ausbau der ländlichen Entwicklung

Für Hermann Kroll-Schlüter, Präsident des Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienstes, hat das viel damit zu tun, dass das Thema Landwirtschaft sowohl in den Entwicklungsländern als auch in der Entwicklungszusammenarbeit seit Anfang der neunziger Jahre massiv an Bedeutung verloren hat. Entsprechende Projekte wurden eingestellt. Die Politik maß dem Thema keine große Bedeutung mehr zu. Ein Fehler, wie man heute weiß. "Das ist seit Jahrzehnten ein echtes Defizit. Aber jetzt hat man erkannt, dass es im Kampf gegen Hunger, Armut und Klimawandel nicht ohne ländliche Entwicklung und intakte Landwirtschaft geht."

Tansanischer Bauer gräbt Bewässerungskanäle (Bild: Karel Prinsloo)
Mit den richtigen Methoden lassen sich Ernteerträge oft steigernBild: AP

Der Internationale Ländliche Entwicklungsdienst fördert seit vielen Jahren ländliche Projekte in den Ländern des Südens. In den Dörfern müsse aus den Agrarprodukten mehr gemacht werden, meint Kroll-Schlüter: "Wichtig ist die Wertschöpfung auf dem Lande, eine dezentrale Wertschöpfung. Die Vorraussetzung einer guten Entwicklung ist, dass die Menschen selber die Möglichkeit haben, zu sagen, was sie wollen und wie sie es wollen."

Förderung neuer Methoden

Darin sind sich der Landwirt Kroll-Schlüter aus Deutschland und der Rektor der Universität "Gaston Berger" aus Saint Louis im Senegal einig. Für Mary Teuw Niane ist Landwirtschaft einer der wichtigsten Schwerpunkte. Er sieht gleich mehrere unerledigte Aufgaben, die Afrikas Politiker dringend angehen müssten. Dann sänke auch die Zahl der Hungernden. Man müsse zum Beispiel daran arbeiten, auch Böden, die bisher als ungeeignet für die Landwirtschaft galten, verwendbar zu machen. "Diese müssen wir mithilfe von Biotechnologie und neuen Anbaumethoden erschließen und nutzbar machen. Unsere Bauern müssen besser beraten werden. Wir müssen unsere Forschung verbessern". Außerdem müsse die Jugend stärker in die Landwirtschaft einbezogen und in diesem Bereich ausgebildet werden. In Nianes Heimatland tut sich in diesem Bereich einiges. Der Senegal scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Die Regierung hat das Thema Landwirtschaft ganz oben auf die politische Agenda gesetzt.

Autorin: Ute Schaeffer
Redaktion: Katrin Ogunsade