Wo die Bundesbank Milliarden bunkerte
15 Milliarden Ersatz-Mark lagerten während des Kalten Krieges im "Bundesbank-Bunker". Damals war er so geheim, dass angeblich nicht einmal Nachbarn von ihm wussten. Nun ist er ein Privat-Museum, und jeder darf hinein.
Geheime Unterwelt
Als der Kalte Krieg Anfang der 1960er Jahre seinen Höhepunkt erreichte, baute die Bundesbank ein Tresor- und Bunkersystem, um eine Not-Währung zu lagern. Geheim sollte das Projekt sein und sicher vor Angriffen der Gegenseite. Unter einem 9000 Quadratmeter großen Grundstück in einem Wohngebiet an der Mosel baute man aus 3000 Kubikmetern Beton 300 Meter Gänge und 1500 Quadratmeter Bunkerfläche.
Verwaltung muss sein
Das ehemalige Wohnhaus eines Arztes auf dem Grundstück wurde als Schulungszentrum für Bundesbanker eingerichtet. Von den wenigen Mitarbeitern in dem Tarnhaus soll nur der "Leiter des Schulungsheims" gewusst haben, was sich "im Keller" befand. Dieser Raum befindet sich im Bunker und hätte bei einem nuklearen Angriff auf den nahe gelegenen Atombomben-Stützpunkt Büchel als Not-Büro gedient.
Angst vor Kontamination
Mit Schutzanzügen und Gasmasken hätte sich die Bunkerbesatzung dann vor dem radioaktiven Fallout und anderen Gefahren schützen sollen. Zudem gab es einen Raum zur Dekontamination mit Wasser und ein Gerät, um eine etwaige nukleare Verstrahlung der Insassen zu messen.
Unterkunft für 175 Männer
Die Bunkeranlage war nicht nur ein Geheimversteck für die Notwährung und deren Hüter. Im Falle eines Atombombenangriffs hätte sie 175 Personen Schutz bieten sollen. Männern, um genau zu sein: Die sanitären Anlagen lassen darauf schließen, dass Frauen bei der Einrichtung nicht berücksichtigt wurden. Die Vorräte waren für die Dauer von zwei Wochen ausgelegt.
Kontakt zur Außenwelt
Von hier aus hätte die Bunkerbesatzung dann mit der Außenwelt in Verbindung treten können. Zur Verfügung standen dafür vier Telefon- und zwei Fernschreiber-Leitungen. Ein "heißer Draht" ins Innenministerium, wie bisweilen zu lesen ist, gehört wohl ins Reich der Legenden.
Tür zu Milliarden
Als Atombunker war die Anlage nie gefragt, wohl aber als Tresor. Der liegt hinter tonnenschweren Stahltüren. Die wenigen Schlüssel lagerten nicht in dem Bunkerkomplex. Nur die Prüfer der Bundesbank hatten welche und kannten die Zahlenkombinationen. Dennoch wurde diese Tür regelmäßig geöffnet, um das Geld zu zählen. Angeblich kam während des Vierteljahrhunderts nicht ein Schein abhanden.
15 Milliarden Ersatz-DM
Die Banknoten sollten als Ersatz-Bargeld dienen, falls eine fremde Macht die D-Mark mit Massen von Falschgeld destabilisiert hätte. Dazu kam es jedoch nie. 1988 - also noch vor Ende des Kalten Krieges - verflog die Angst offenbar, und das Notgeld wurde vernichtet, ohne jemals offizielles Zahlungsmittel geworden zu sein. Nur ein paar Scheine existieren noch als historische Dokumente.
Denkmal als Privatmuseum
Das nun eröffnete Dokumentationszentrum haben Petra und Manfred Reuter eingerichtet. Das Ehepaar betreibt eigentlich ein Busunternehmen in einem Nachbarort. 2014 haben sie den Bunker und das dazugehörige Grundstück im Touristenort Cochem an der Mosel gekauft. Im ehemaligen "Schulungsheim", also den Tarnhäusern, wollen sie demnächst zudem ein Hotel eröffnen.
Cochems neue Touristenattraktion
Inzwischen steht der Bunker unter Denkmalschutz - wie viele Gebäude in dem Touristenörtchen Cochem an der Mosel: Hier gibt es eine neugotische Reichsburg, eine mittelalterliche Altstadt mit Fachwerkhäusern und natürlich Wein. Die Dokumentationsstätte ist nun eine weitere Attraktion.