Weltschlangentag: Verehrt, bedroht und viel beschworen
Zum Weltschlangentag porträtieren wir die Beziehung zwischen Mensch und Schlange. Mit Ausnahme der Polargebiete sind die Kriechtiere überall anzutreffen - eine Reise von Deutschland über Indien bis nach Hongkong.
Berühmt und trotzdem bedroht
Die bekannteste Schlange Deutschlands ist regelmäßig auf dem Cover der Apothekenumschau zu sehen. Warum? Sie ist Teil des Apotheken-Logos. Und nicht nur das: Die ungiftige Äskulapnatter ziert auch Tierarztpraxen und die Flagge der Weltgesundheitsorganisation. Trotz ihrer Berühmtheit ist sie stark bedroht, denn ihr Lebensraum schrumpft und der illegale Handel blüht.
Giftig, aber nützlich
Für viele Menschen sind Giftschlangen ein Alptraum. Das oft tödliche Gift lässt sich aber auch sinnvoll nutzen. In Uetersen bei Hamburg steht die größte Schlangenfarm Europas. Dort melken Landwirte regelmäßig 1500 Schlangen für medizinische Zwecke. Geringe Dosen des Schlangengifts dienen als Arzneimittel gegen Bluthochdruck und ironischerweise auch als Gegengift für Schlangenbisse.
Neu entdeckt und gleich gefährdet
Noch immer werden neue Schlangenarten entdeckt. So etwa die "Vipera walser" in den Alpentälern des Piemont. Sie ähnelt der Kreuzotter im Bild oben und ist ziemlich wählerisch: Ihr bevorzugter Lebensraum sind offene Almweiden, für die der Mensch lange Zeit sorgte. Doch die Almviehhaltung ging im letzten Jahrhundert stark zurück. Gerade erst entdeckt, steht die Vipern-Art schon vor dem Aussterben.
Invasion der Tigerpython
Schlangen finden sich auch oft dort, wo sie nicht hingehören - zum Beispiel im Abfluss, unter dem Kühlschrank oder in fremden Ökosystemen. Der Everglades-Nationalpark hatte etwa mit Tigerpythons aus Südostasien zu kämpfen. Die Schlangen entkamen vermutlich privaten Haltern und bedrohten die Tierwelt. Auch ein Kopfgeld half nicht: Jäger erlegten in einem Monat nur 68 Pythons von geschätzten 10.000.
Trickreiche Beschwörer
Anders als die Schlangenbesitzer in Florida scheinen Schlangenbeschwörer in Indien ihre Tiere im Griff zu haben. Die Kobra wiegt sich wie hypnotisiert zu den Tönen der flötenähnlichen Instrumente. Doch der Schein trügt: Die vom Tageslicht geblendeten Schlangen - die zuvor in dunklen Körben gehalten wurden - folgen den Bewegungen der Flöte als potentiellem Gegner, um jederzeit zubeißen zu können.
Ach du heilige Schlange
Die Schlange gilt bei vielen Menschen als hinterlistig und gefährlich. Nicht so bei den Hindus: Sie verehren die Kriechtiere, die in Indien die Regenzeit, Fruchtbarkeit und die Seelen der Verstorbenen symbolisieren. In der indischen Mythologie gibt es Schlangenwesen mit magischen Fähigkeiten, die sogenannten Nagas. Dargestellt in einer Mischung aus Mensch und Schlange wachen Nagas über Eingänge.
Kuscheln mit der Python
Liebhaber in Europa halten Schlangen gerne in Terrarien. Das Terrarium benötigt oft eine Fußbodenheizung, mehrere Lichtquellen und natürlich Rückzugsmöglichkeiten - außerdem braucht die Schlange Lebendfutter. Viel einfacher hat es sich die Familie von Bingzhe in China, Bild oben, gemacht. Sie hält ihre Python frei im Haus - mit vier Meter Länge würde sie auch jedes Terrarium sprengen.
Mmh, lecker Schlangensuppe
Während hierzulande eine heiße Kartoffelsuppe über den Winter hilft, kommt in Hongkong eine wohlig warme Schlangensuppe auf den Tisch. Schlange ist in China eine beliebte Delikatesse, denn ihr wird eine heilende Wirkung nachgesagt: Wer will nicht seinen Blutkreislauf in Schwung bringen und Krankheiten abwehren?
Massage gefällig?
Massagen sollen verspannte Muskeln lockern und für Tiefenentspannung sorgen. Aber eine Schlangenmassage? Was kurios klingt, gehört in Indonesien zum breiten Wellness-Angebot. Wie im Bild zu sehen übernehmen auf Bali Pythons die Rückenmassage. Die Bewegungen der Schlangen und das vom Kunden ausgestoßene Adrenalin sollen Muskeln entspannen und positiv auf den Stoffwechsel wirken - warum also nicht?