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USA wollen syrische Kurden bremsen

25. August 2016

Die USA sind in der Bredouille: Einerseits wollen sie es sich mit der Türkei nicht verscherzen. Andererseits sind die Kurden eine schlagkräftige und erfolgreiche Kraft gegen die Terrormiliz des IS.

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In Syrien kurdische Kämpfer der YPG (foto: reuters)
Bild: Reuters/G. Tomasevic

Die US-Regierung versucht unverkennbar, die mit ihr verbündeten kurdischen Kämpfer in Syrien zu zügeln und ruft sie - für viele überraschend - zur Zurückhaltung auf. Die Kurden, und damit auch ihr bewaffneter Arm, die YPG, galten als wichtigster und effektivster Partner im Kampf gegen die Terrorarmee des so genannten "Islamischen Staats" (IS). Nun aber verlangte US-Vizepräsident Jo Biden bei seinem Besuch in der Türkei schon fast ultimativ: Die kurdischen Einheiten müssten sich hinter das östliche Ufer des Euphrat zurückziehen. Ansonsten verlören sie die Unterstützung der USA.

US-Vize-Präsident Joe Biden in Ankara (foto: picture-alliance/Anadolu Agency/M.A. Ozcan)
In Ankara auf der Suche nach Gemeinsamkeiten: US-Vizepräsident BidenBild: picture-alliance/Anadolu Agency/M.A. Ozcan

Angst vor eigenem Kurden-Staat

Hintergrund: Die Kurden hatten gerade erst die von den IS-Dschihadisten gehaltene Stadt Manbidsch in der syrischen Grenzregion erobert und schickten sich an, in der Erwartung weiterer US-Luftunterstützung, weiter nach Westen zu marschieren. Und das löste bei der Türkei größte Sorge aus. Zum einen fürchtet die Führung in Ankara, die Kurden könnten im gesamten Nordsyrien einen geschlossenen eigenen Herrschaftsbereich verwirklichen. Zum anderen geht die Angst um, die Erfolge der YPG könnten die separatistische Kurdische Arbeiterpartei PKK in ihrem Kampf für Unabhängigkeit beflügeln und fördern. In den türkischen Kurdenregionen eskalierten die Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten immer mehr.

Dauerhafte Militärpräsenz?

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte den jüngsten Vorstoß auf syrisches Territorium denn auch als Schlag gegen den IS in Dscharablus gewertet, aber zugleich als Abwehr gegen die Bedrohungen durch die Kurden. Die Türkei wolle die "Probleme" mit den "Terrororganisationen" im syrisch-türkischen Grenzgebiet beenden. Es gab bereits Spekulationen, dass die Türkei in Nordsyrien dauerhaft eine Art Sperrzone durchsetzen wolle. Die Nachrichtenagentur AFP berichtete am Donnerstag, weitere türkische Panzer seien über die syrische Grenze gerollt.

Die halb-autonome kurdische Verwaltung erklärte, der türkische Militäreinmarsch sei eine "Kriegserklärung". Die Offensive gegen den IS sei nur ein Vorwand zur Invasion gewesen, hieß es von kurdischer Seite. Ob man den Euphrat als Grenze akzeptieren könne, sei eine Entscheidung der gesamten demokratisch-kurdischen Koalition im Kampf gegen den IS, verlautete aus der YPG-Führung.

Am Mittwoch hatten Rebellen der "Freien Syrischen Armee" (FSA) mit massiver Unterstützung der türkischen Armee die IS-Bastion Dscharablus erobert. Auch die Kurden-Milizen hatten die Stadt im Visier.

NATO-Partner nicht verprellen

Biden signalisierte bei seinem Besuch in Ankara auch Verständnis im Streit um die Auslieferung des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen, der von der Türkei unter anderem für den jüngsten Putschversuch verantwortlich gemacht wird. Insbesondere auch angesichts der Annäherungsbemühungen Erdogans an Russland wollen die USA ihren NATO-Partner nicht leichtfertig verlieren.

SC/kle (afp, rtr)