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Schwere Überschwemmungen in Japan

10. September 2015

Heftiger Regen in Folge des Taifuns Etau hat im Nordosten Japans zu schweren Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Rund 150.000 Menschen waren aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

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Überschwemmung in Japan: Retter transportieren Bewohner im Schlachboot (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/Y. Tsuno

In der Kleinstadt Joso in der am schwersten betroffenen Provinz Ibaraki (s. Bilder unten) trat der Fluss Kinugawa mit aller Macht über seine Ufer. Auf Live-Bildern des Senders NHK war zu sehen, wie sich plötzlich eine riesige Schlammwelle aus dem Kinugawa ihren Weg durch einen Teil von Joso bahnte und Häuser, Autos und Strommasten mit sich fortriss - gespenstische Szenen, die Erinnerungen an den verheerenden Tsunami vom März 2011 an Japans Nordostküste wach riefen. Lokalen Medienberichten zufolge wurden mindestens 20 Menschen verletzt, einige schwer. Mindestens eine Person soll von den Fluten fortgerissen worden sein. Schätzungen nach drang das Wasser in Tausende von Haushalten ein. Fast 7000 Häuser wurden beschädigt.

Militärhubschrauber bargen den gesamten Nachmittag über eingeschlossene Einwohner aus ihren überfluteten Häusern. Auch ein Mann, der sich im tosenden Wasser verzweifelt an einen Betonpfosten klammerte, wurde in letzter Minute gerettet.

Verzweifelte Menschen wedelten mit Handtüchern von Balkonen, um die Retter auf sich aufmerksam zu machen. Der Fernsehsender NHK rief die gestrandeten Anwohner auf, die Hoffnung nicht aufzugeben. Bis zum Abend konnten Polizei, Feuerwehr und Soldaten mindestens 260 Menschen aus der rund 60 Kilometer von Tokio entfernten Kleinstadt bergen, wie die Agentur Jiji-Press berichtete.

Rund 200 Menschen warteten aber noch in ihren Häusern und auf anderen Gebäuden - darunter ein Kindergarten und ein Altenheim - auf Rettung. Die Rettungskräfte setzten ihren Einsatz auch nach Einbruch der Dunkelheit fort. Mehrere Menschen wurden Medienberichten zufolge vermisst, darunter sieben in Joso. Angesichts des Chaos waren die Behörden zunächst nicht in der Lage, genauere Zahlen zu nennen.

Zehntausende Menschen evakuiert

Die 65.000 Einwohner zählende Stadt liegt in der Präfektur Ibaraki. Für die gesamte Präfektur gab der staatliche Wetterdienst eine "Sonderwarnung" aus - eine Alarmstufe, die nur selten erreicht wird. Die Behörden in Ibaraki wiesen 20.000 Menschen an, sich in Sicherheit zu bringen.

Überschwemmungen in Joso (Foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Images/Y. Kanno

Auch für die Provinz Tochigi galt Sonderalarm. Dort mussten 90.000 Menschen ihre Häuser verlassen, weiteren 116.000 wurde geraten, sich vorsorglich in Sicherheit zu bringen. Auch die Hauptstadt Tokio war von den Unwettern betroffen.

"Die Niederschläge haben ein bislang unerreichtes Ausmaß erreicht", sagte der Meteorologe Takuya Deshimaru bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Ministerpräsident Shinzo Abe versicherte, seine Regierung tue alles, um das Schlimmste zu verhindern. Höchste Priorität habe die Rettung von Menschenleben.

Auch Fukushima betroffen

Auch ein Fluss in der Provinz Fukushima trat über die Ufer und schnitt Hunderte von Haushalten von der Umwelt ab. In Fukushima liegt das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Dort wurden die Entwässerungspumpen überschwemmt, nach Angaben des Betreibers Tepco gelangte dadurch erneut radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer.

Eine der Ursachen der teils rekordhohen Regenfälle ist ein Taifun, der am Vortag über Zentraljapan hinweggezogen war. Obgleich der Sturm später über dem Meer zu einer Tiefdruckzone abklang, warnte die Meteorologische Behörde für den Osten und Nordosten vor den Gefahren durch den starken Regen. Auch im Raum Tokio wurde noch bis zum frühen Freitag weiterer starker Regen erwartet.

chr/stu (afp, dpa)