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Südsudan droht Hungersnot

14. Juli 2016

Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe und Ärzte ohne Grenzen schlagen Alarm: Das Land versinkt immer tiefer in Krieg und Chaos. Sechs Millionen Südsudanesen sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen.

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Im Südsudan Menschen auf der Flucht aus Juba (foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/I. Kasamani

Keiner will der brüchigen Waffenruhe wirklich trauen: Hilfswerke und Korrespondenten berichten immer wieder von neuen Kämpfen, zahlreiche Staaten setzen die Evakuierung ihrer Einrichtungen im Südsudan mit Hochdruck fort. Ein schwer bewaffneter ugandischer Militärkonvoi passierte die Grenze, um Landsleute aus dem benachbarten Krisenstaat herauszuholen. Am Mittwoch hatte die Bundeswehr Deutsche und EU-Bürger ausgeflogen.

Selbst wenn die vereinbarte Feuerpause halten sollte, drohe der bitterarme Staat noch tiefer ins Chaos zu rutschen, warnte die deutsche Welthungerhilfe: Dem von Krieg und Elend zermürbten Land drohe angesichts der erneuten Eskalation der Gewalt eine Hungersnot.

Die ohnehin dramatische Nahrungsmittelknappheit werde sich infolge der Kämpfe weiter verschärfen, sagte Vorstandsmitglied Mathias Mogge dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bonn. Bereits vor Ausbruch der neuerlichen Gefechte vor einer Woche seien rund 4,8 Millionen Menschen von Hunger bedroht gewesen, davon mehr als 686.000 Kinder unter fünf Jahren, erklärte Mogge. Die Hälfte der mehr als zwölf Millionen Einwohner sei auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Zusätzlich zu den 2,3 Millionen Menschen, die bereits zuvor auf der Flucht waren, seien in den vergangenen Tagen schätzungsweise weitere 40.000 aus ihren Häusern vertrieben worden, sagte er. Vor allem in der Hauptstadt Juba versuchten die Menschen, sichere UN-Stützpunkte zu erreichen. Viele der Schutzsuchenden würden aber schon unterwegs wieder in lebensbedrohliche Situationen geraten, etwa an illegalen Straßensperren von kriminellen Banden und versprengten Militärs.

Flüchtlinge suchen Schutz in UN-Mission in Juba (foto: dpa/UN handout/UNMISS)
Viele Menschen suchten Zuflucht in der UN-Mission in JubaBild: picture-alliance/dpa/UNMISS/E. Kanalstein

Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen berichtete von einer besorgniserregenden Lage in Juba. Ein Mitarbeiter-Team habe noch am Dienstag auf der Straße Tote liegen gesehen, teilte das Hilfswerk mit. Einige Menschen, die in ihre Häuser im Ortsteil Gudele zurückgekehrt seien, hätten diese zerstört vorgefunden. Die Einwohner von Gudele sind laut Ärzte ohne Grenze sehr schutzbedürftig und hatten bislang keinen Zugang zu medizinischer Hilfe. Um den Ausbruch von Krankheiten zu vermeiden, benötigten die Menschen dort sauberes Trinkwasser und Latrinen.

In den Notunterkünften, darunter auch Kirchen und Schulen, setzten den Menschen Enge und schlechte hygienische Zustände weiter zu, beklagte die Welthungerhilfe. Vor allem Kinder drohten etwa an Cholera und Durchfall zu erkranken. "Auch die Zahl der Malaria-Opfer schnellt massiv nach oben, gerade jetzt in der Regenzeit", erklärte Mogge.

Die langfristigen Folgen der Unruhen für die leidgeprüfte Bevölkerung sind nach seinen Worten unabsehbar: "Die Gewalt führt dazu, dass die Menschen jedes Vertrauen in die Regierung und in den Friedensprozess verlieren."

SC/fab (epd, KNA, APE, afp)