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Neue blutige Zusammenstöße in Ferguson

10. August 2015

Mit Schweigeminuten und vielen weiteren Aktionen hat die US-Kleinstadt des schwarzen Teenagers gedacht, den ein weißer Polizist vor einem Jahr erschossen hatte. Nach der Gedenkveranstaltung fielen neue Schüsse.

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Polizisten verschanzen sich hinter einem Auto in Ferguson (Foto: afp)
Bild: Getty Images/S. Olson

Ein Jahr nach den tödlichen Schüssen eines weißen Polizisten auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown ist es in der US-Kleinstadt Ferguson wieder zu Zusammenstößen von Demonstranten und der Polizei gekommen. Zunächst friedliche Gedenkveranstaltungen in dem Vorort von St. Louis schlugen bei Einbruch der Dunkelheit in Gewalt um.

Ein Mann wurde nach einem Schusswechsel mit der Polizei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Sein Zustand sei kritisch, sagte der zuständige Polizeichef. Der Mann habe als erster das Feuer eröffnet. Zuvor hatte die Polizei bereits über zwei Personen berichtet, die ebenfalls Schussverletzungen davongetragen hätten. Aus welcher Waffe auf sie gefeuert wurde, sei noch ungewiss.

Schweigen für Michael Brown

Am Sonntag hatten hunderte Demonstranten viereinhalb Minuten lang in Schweigen verharrt - in Erinnerung an die viereinhalb Stunden, die die Leiche des 18-Jährigen auf der Straße gelegen hatte, bevor sie weggebracht wurde. Anschließend brachen die Menschen in einem Gedenkmarsch zu einer Kirche auf, wo ein Gottesdienst gefeiert wurde.

Viele Teilnehmer trugen T-Shirts mit dem Abbild Browns, andere hielten Schilder mit Aufschriften wie "Stoppt das Töten von schwarzen Kindern". Zahlreiche Menschen versammelten sich auch zu volksfestartigen Veranstaltungen, es gab Musik und Grillpartys. Nach Angaben der Organisatoren sollte das Gedenken auch anderen Opfern von Polizeigewalt seit Browns Tod gelten.

Button mit Brown-Foto (Foto: Getty Images)
Wurde nur 18 Jahre alt: Michael BrownBild: Getty Images

"Hände hoch, nicht schießen"

Für Montag haben mehrere Gruppen zu einem Tag des zivilen Ungehorsams aufgerufen. Bereits am Samstag hatten mehrere hundert Menschen in Ferguson gegen Polizeigewalt demonstriert. An dem Protestzug nahmen auch Browns Vater und weitere Angehörige teil. Die Demonstranten riefen Parolen wie "Hände hoch, nicht schießen". Auf einem der Schilder war zu lesen "Bitte hört auf, uns zu töten". Einige Demonstranten legten Plüschtiere entlang der Marschroute ab. Diese endete an der High School, die Michael Brown besucht hatte.

Gedenken an Michael Brown in Ferguson (Foto: picture alliance/landov)
Proteste gegen Polizeigewalt in FergusonBild: picture alliance/landov

Schütze wurde nicht angeklagt

Brown war am 9. August 2014 nach einem Handgemenge in Ferguson im Bundesstaat Missouri von dem weißen Polizisten Darren Wilson mit mehreren Schüssen getötet worden. Wilson wurde nicht angeklagt, obwohl der Jugendliche unbewaffnet war.

Die Tötung Browns und der spätere Verzicht auf einen Strafprozess hatten in Ferguson und zahlreichen anderen Städten der USA zu teils gewalttätigen Protesten geführt. An dem Fall entzündete sich außerdem eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt.

Browns Vater sagte am Wochenende auf die Frage, was sich durch den Tod seines Sohnes im Verhältnis der Rassen in den USA geändert habe: "Für mich nichts." Andere Familien hätten aber Gerechtigkeit aufgrund des "Vermächtnisses" von Michael erfahren.

gri/wa/kle (afp, dpa, rtr)