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Leonid Wolkow: Nawalny-Vertrauter schwer verletzt

13. März 2024

Bislang unbekannte Täter haben dem im Exil lebenden Kreml-Kritiker Leonid Wolkow aufgelauert und ihm den Arm gebrochen. Wolkow spricht von einem "typischen" Angriff von Schergen des russischen Staatschefs Putin.

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Leonid Wolkow sitzt und gibt ein Interview. Im Hintergrund ist ein Bücherregal zu sehen.
Leonid Wolkow ging schon 2019 ins Exil (Archivbild)Bild: Gerhard Mey/REUTERS

Der russische Oppositionelle Leonid Wolkow - ein enger Vertrauter des in russischer Haft gestorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny - ist im Exil in Litauen gewaltsam angegriffen worden. "Sie wollten mich buchstäblich zum Schnitzel klopfen mit einem Hammer", sagte der 43-Jährige in einem Onlinevideo über die Attacke vom Dienstagabend. Wolkow wurde bei dem Angriff vor seinem Haus in der Hauptstadt Vilnius unter anderem der Arm gebrochen.

Der langjährige Nawalny-Vertraute sprach in dem auf der Onlineplattform Telegram veröffentlichten Video von einem "typischen Banditengruß" der Schergen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Jemand habe ihm bei dem Angriff "etwa 15 Mal auf das Bein geschlagen". "Das Bein ist irgendwie okay. Es tut weh zu laufen. (...) Aber mein Arm ist gebrochen." Wolkow wurde vorübergehend in ein Krankenhaus eingeliefert, später aber wieder entlassen.

"Das große Risiko ist jetzt, dass wir alle getötet werden"

Nawalnys frühere Sprecherin Kira Jarmisch hatte zuvor erklärt, Wolkow sei zunächst in seinem Auto angegriffen worden. "Jemand hat ein Autofenster zerschlagen und Tränengas in seine Augen gesprüht", schrieb sie im Kurzbotschaftendienst X. "Danach hat der Angreifer begonnen, Leonid mit einem Hammer anzugreifen." Wolkows Ehefrau verbreitete Fotos ihres verletzten Ehemannes. Auf ihnen war unter anderem zu sehen, dass der 43-Jährige ein blaues Auge und Blut am Bein hatte, das durch seine Jeans drang. Die Täter konnten bisher nicht identifiziert werden.

Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis gibt ein Pressestatement. Vor ihm sind mehrere Mikrofone zu sehen.
Der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis zeigte sich schockiert über die Gewalttat und versprach rasche Ermittlungen (Archivfoto) Bild: Geert Vanden Wijngaert/AP/picture alliance

Nawalnys Vertrauter und Anwalt Iwan Schdanow kommentierte den Angriff auf den russischen Oppositionsaktivisten gegenüber der DW: "Wir wissen, dass es sich um Leute handelt, die mit dem Kreml in Verbindung stehen. Wer genau dahintersteckt, wissen wir nicht, aber das werden wir noch herausfinden."

Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis bezeichnete dir Attacke auf X als "schockierend". "Die zuständigen Behörden sind am Werk, die Täter werden für ihr Verbrechen zur Rechenschaft gezogen", erklärte Landsbergis. Staatspräsident Gitanas Nauseda sprach von einer vorsätzlichen Tat. "Es ist klar, dass solche Dinge geplant sind, und wir sollten uns nicht wundern", betonte Nauseda am Rande eines Besuchs in Frankreich.

Laurynas Kasciunas, der Vorsitzende des Verteidigungs- und Sicherheitsausschusses des litauischen Parlaments warnte russische Oppositionelle, die in Litauen leben, im Gespräch mit der Deutschen Welle, diese sollten "auf ihre Sicherheit achten, ständig mit litauischen Regierungsstellen in Kontakt stehen, sie vor verdächtigen Phänomenen warnen und um Rat fragen". Er befürchte, "dass sie bis vor kurzem nicht immer so gehandelt" hätten.

"Stimme gegen die Unterdrückung und Brutalität des Kreml"

Die US-Botschafterin in Litauen, Kara McDonald, würdigte auf X Wolkows "Widerstandsfähigkeit und Mut angesichts der jüngsten Versuche, ihn zum Schweigen zu bringen und einzuschüchtern". Dies sei für andere Menschen inspirierend. "Das Nawalny-Team bleibt eine deutliche Stimme gegen die Unterdrückung und Brutalität des Kreml."

Wolkow hatte nur Stunden vor der Attacke der russischen Nachrichtenseite "Medusa" gesagt, nach Nawalnys Tod fürchte auch er um seine Sicherheit. "Das große Risiko ist jetzt, dass wir alle getötet werden. Warum ist ziemlich offensichtlich." Der Angriff auf Wolkow erfolgte knapp einen Monat nach Nawalnys Tod - und wenige Tage vor Beginn der Präsidentschaftswahl in Russland, bei der eine Wiederwahl Putins erwartet wird. Der Oppositionelle bekräftigte, sich durch den Angriff nicht einschüchtern zu lassen: "Wir werden arbeiten und wir werden nicht aufgeben." Noch am Montag hatte der 43-Jährige auf Onlineplattformen geschrieben:"Putin hat Nawalny getötet. Und davor viele andere."

Blumen und eine Ausgabe des US-Magazins "Time" als Trauerbekundung in London kurz nach dem Tod des Putin-Gegners Alexej Nawalny
Blumen und eine Ausgabe des US-Magazins "Time" als Trauerbekundung in London kurz nach dem Tod des Putin-Gegners Alexej NawalnyBild: Vuk Valcic/ZUMAPRESS/picture alliance

Früher Chef von Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung

Wolkow war einer der engsten Vertrauten und unter anderem auch früherer Stabschef von Nawalny. Außerdem stand er bis 2023 der von dem Kreml-Kritiker gegründeten Anti-Korruptions-Stiftung vor. 2019 ging Wolkow zusammen mit anderen Nawalny-Verbündeten ins Exil, nachdem die russischen Behörden Ermittlungen gegen die Stiftung eingeleitet hatten. Seit 2021 wird Wolkow wegen seiner Rolle bei Massenprotesten gegen den Kreml von den russischen Behörden gesucht.

Nawalny war laut den russischen Behörden am 16. Februar in einem Straflager in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe absaß. Den Angaben zufolge starb der 47-Jährige eines "natürlichen Todes", die genauen Umstände sind allerdings weiter unklar. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich.

sti/jj (afp, dpa, rtr)