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Migranten bilden zu wenig aus

22. September 2010

150.000 Jobs haben Migranten durch eigene Firmenneugründungen im Jahr 2010 in Deutschland geschaffen. In Sachen Ausbildung hapert es aber noch: Zu wenige dieser Betriebe bilden aus. Doch die Regierung ist schon aktiv.

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Lehrlinge in einer Ausbildungswerkstatt (Foto: dpa)
Lehrlinge in einer AusbildungswerkstattBild: dpa

Nur jeder siebte von Migranten geführte Betrieb bildet aus. Bei deutschen Firmen ist es jeder vierte. Deshalb will das Bundesministerium für Bildung mit seinem Programm KAUSA die Ausbildungsbeteiligung von Migrantenunternehmen erhöhen.

Der Zahntechnikermeister Emilios Efthimiadis ist ein Musterbeispiel von gelungener Integration. Vor fast 40 Jahren kam der gebürtige Grieche nach Deutschland. Nur mit geringen Deutschkenntnissen kämpfte er sich am Anfang durch die Hauptschule, schaffte aber dennoch am Ende seinen Abschluss. Dank des Engagements seiner damaligen Lehrerin kam er an eine Ausbildungsstelle: "Unsere Lehrerin hat sich sehr stark dafür eingesetzt, dass wir einen Ausbildungsberuf bekommen. Es war damals sehr schwierig für Ausländer,in den Zahntechnikerberuf zu kommen, und ich bin ihr heute noch dankbar, dass sie das für mich gemacht hat", erzählt Efthimiadis rückblickend.

Eine Zahntechnikerin assistiert einer Auszubildenden (Foto: AP)
Eine Zahntechnikerin assistiert einer AuszubildendenBild: AP

Ausbildung als Erfolgsrezept

Efthimiadis ging seinen Weg, schaffte die Ausbildung, wurde Partner in einem Zahntechnikerbetrieb, machte seinen Meister und ist heute Chef des High Tech Dentallabors in Köln. Oft hatte er schon Auszubildende in seinem Betrieb, manchmal aber hat er auch wieder pausiert. Doch jetzt hat er auf Initiative der Deutsch-Hellenischen Wirtschaftsvereinigung sogar eine zusätzliche zweite Auszubildende in seinem Labor aufgenommen.

"Ich hatte eigentlich nur einen Lehrling genommen. Dann haben die aber gesagt, Du kommst doch gut damit klar, nimm doch noch einen." Und so nahm er auf Zuraten der Wirtschaftsvereinigung ein Mädchen auf, das ziemliche Schwierigkeiten hatte, eine Lehrstelle zu finden. Bei Efthimiadis sind die Noten aus der Schule nicht das wichtigste. Er beurteilt seine potentiellen Lehrlinge vor allem bei einem rund vierwöchigen Praktikum im Betrieb. Das Herz und die Lust für den Beruf müssten stimmen, sagt er.

Es fehlen nicht nur Informationen

An Lust fehlt es den ausländischen Betrieben wohl weniger, wenn es um das Thema Ausbildung geht. Dass nur jeder siebte Migranten-Betrieb ausbildet, während es bei "deutschen" jeder vierte ist, dürfte am Mangel an Informationen liegen. Gerade diejenigen, die durch den eigenen Werdegang nur wenig Kontakt mit dem deutschen Bildungssystem gemacht haben, wissen häufig nicht, dass sie auch ausbilden können. Hinzu kommen bürokratische Hemmnisse und finanzielle Bedenken.

"Das hat einfach viel mit den Behörden zu tun, auch mit den Berufsgenossenschaften. Da kommen dann Kontrollen, da muss das und das vom Betrieb gemacht werden. Das sind viele Bedingungen, die vom Betrieb erfüllt werden müssen, damit man ausbilden darf," berichtet Efthimiadis aus eigener Erfahrung. Dies sei für viele von vornherein ein Grund, erst gar nicht auszubilden.

Ein-Mann-Betrieb mit Lehrling?

Ein Automechaniker in einer Werkstatt (Foto: bilderbox)
Ein Automechaniker in einer WerkstattBild: Bilderbox

Nur 200 Meter Luftlinie von Efthimiadis Dentallabor enfernt hat Ambrosius Trogaidis seine KFZ-Werkstatt. Auch er ist griechischer Herkunft, den Betrieb übernahm er 1998 von seinem Vater. Die Ausbildungsaktivitäten hielten sich bisher in einem überschaubaren Rahmen: 1999 stellte er zwar einen Auszubildenden ein, ließ es dann aber wieder bleiben. Sein Betrieb war zu klein und es blieb keine Zeit, sich richtig um den Lehrling zu kümmern.

Das Beispiel des Nachbarn

Vor kurzem kamen dann die Leute vom Ausbildungsförderprogramm KAUSA auf Trogaidis zu, um ihn wieder zum Ausbilden zu animieren. Noch mehr aber motivierte ihn Zahntechniker Efthimiadis, der ja in direkter Nachbarschaft gute Erfahrungen gesammelt hatte. "Es ist immer gut, wenn erst einmal einer aus der Nachbarschaft kommt, bei jemand Fremden von der Behörde hört man meist gar nicht richtig hin."

Kfz-Mechanikermeister Trogaidis wird nun, da sein Betrieb expandiert hat, in Zukunft auch wieder ausbilden. Allerdings wünscht er sich mehr Aufklärung von den Behörden. "Da sollte man schon etwas mehr tun und auf die Betriebe zugehen. Manchmal weiß man ja gar nicht, was einem für Mittel zur Verfügung gestellt werden," sagt Trogaidis. Der Selbstständige gucke dann doch eher auf den eigenen Betrieb und darauf, dass seine Kunden zufrieden sind. Alles andere komme dann manchmal erst danach.

Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Hartmut Lüning