Merkel lädt Konzernchefs zu Flüchtlingsgipfel ein
13. August 2016Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung bittet Bundeskanzlerin Angela Merkel am 14. September die Vorstandschefs der wichtigsten deutschen Konzerne zu einem Flüchtlingsgipfel ins Kanzleramt (Artikelbild). Dabei soll es um die bessere Integration der Geflüchteten in den Arbeitsmarkt gehen. Die Kanzlerin wolle die Unternehmen dazu bewegen, mehr Lehrstellen und Jobs für Flüchtlinge anzubieten.
Die an der Initiative "Wir zusammen" beteiligten Unternehmen - darunter Siemens, Evonik, Opel, RWE und VW - sollen bei dem Treffen auch über ihre bisherigen Aktivitäten in der Flüchtlingsarbeit berichten, schreibt die Zeitung weiter. Die Kanzlerin wolle von den Managern erfahren, welchen Beitrag die Wirtschaft leisten könne, um die Integration von Flüchtlingen zu verbessern.
Kritik an den Konzernen
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte die Chefs der deutschen Top-Konzerne bereits aufgefordert, mehr Flüchtlinge einzustellen. Es sei der Eindruck entstanden, dass das Engagement der großen Firmen hinter dem des Mittelstands zurückbleibe, schrieb Gabriel Mitte Juli an die Vorstände der im Dax gelisteten 30 Konzerne.
Siemens-Personalchefin Janina Kugel hatte Anfang der Woche erklärt, die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sei eine langwierige Herausforderung. Mit der Digitalisierung gebe es einen klaren "Trend zu höherer Qualifikation. Wir werden nicht mehr ewig lange ungelernte Mitarbeiter in Deutschland beschäftigen können", sagte Kugel der "Süddeutschen Zeitung". Der Elektrokonzern habe 100 Praktikumsstellen geschaffen und 66 Flüchtlinge zur Vorbereitung auf eine mögliche Ausbildung in Förderklassen eingestellt. Nach Ausbildung und Qualifikation ergäben sich langfristig Impulse, "aber unser Fachkräfteproblem werden die Flüchtlinge auch nicht von einem Tag auf den anderen lösen".
Dies legen auch Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) nahe. Nach deren Juni-Zahlen sind rund 297.000 Geflüchtete als arbeitsuchend gemeldet. Die Daten sind zwar unvollständig, weil viele Jobsuchende noch keine Angaben zur eigenen Qualifikation gemacht haben. "Trotz dieser Einschränkung machen die Auswertungen deutlich, dass Geflüchtete vorerst hauptsächlich Berufe mit geringen Qualifikationen ausüben können", lautet das Fazit der Statistiker. Für 58 Prozent komme vorerst nur eine Helfertätigkeit infrage.
Unvollständige Daten
Ein Viertel der Geflüchteten verfügt nicht einmal über einen Hauptschulabschluss, ebenso viele können aber Abitur oder die Hochschulreife vorweisen. Die Daten sind unvollständig, weil von einem Drittel keine eigenen Angaben zur Schulbildung vorliegen. 74 Prozent verfügen nicht über eine formale Berufsausbildung. Eine akademische Ausbildung geben neun Prozent an.
Aus dem hohen Anteil von Flüchtlingen ohne Schulabschluss und ohne formale Berufsausbildung dürfe aber nicht geschlossen werden, dass Flüchtlinge generell im gleichen Maße unqualifiziert seien, warnt die BA. Flüchtlinge verfügten durchaus über Kompetenzen. Fehlende Nachweise und mangelnde Vergleichbarkeit führten aber zunächst zu der Einstufung "ohne abgeschlossene Berufsausbildung".
Drei Viertel der arbeitsuchenden Flüchtlinge sind männlich, fast die Hälfte ist jünger als 30 Jahre. "Es sind viele junge Menschen dabei, vielleicht mit einer längeren Bleibeabsicht", sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Da sei klar, dass sich Investition in Sprache und berufliche Fähigkeiten "für die Menschen, aber ganz klar auch für unsere Gesellschaft rechnet".
stu/SC (afp, dpa, kna, rtr)