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Politik

Die CDU wählt das 'Weiter so'

16. Januar 2021

Berechenbarkeit statt Risiko - die CDU hat sich mit der Wahl von Armin Laschet für das Festhalten am Merkel-Weg entschieden. Neuanfang und Aufbruch sehen anders aus, meint Katharina Kroll.

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Angela Merkel (links) und Armin Laschet (rechts), beide mit Mundschutz, zeigen mit ihren Armen in die gleiche Richtung nach links. Virus Outbreak Germany Merkel
Angela Merkel und Armin Laschet stehen für die identische Ausrichtung der CDUBild: picture-alliance/AP/M. Meissner

Inmitten der Corona-Pandemie hat Armin Laschet seiner Partei versprochen, den Kurs und Politikstil von Angela Merkel fortzusetzen. Laschet will Mannschaftskapitän sein, seine Partei und das Land zusammenhalten. Kein Risiko, sondern Vertrauen und Verlässlichkeit. 

Mit seinem Sieg hat er sich die Machtoption aufs Kanzleramt gesichert. Ob er aber auch als Kanzlerkandidat ins Rennen geht, ist noch längst nicht entschieden. Als neuer Parteichef hat er das erste Zugriffsrecht auf die Kanzlerkandidatur. Armin Laschet hat klar gesagt, dass er sich das Kanzleramt zutraut.

Zwei Konkurrenten lauern

Aber: Im Hintergrund lauern zwei starke Konkurrenten auf ihre Chance. Beide haben aktuell Höhenflüge in den Umfragen.Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef. Und Jens Spahn, Laschets Teampartner bei der Bewerbung um den Parteivorsitz. Als Gesundheitsminister ist er in der Pandemie natürlich dauerpräsent in den Medien und so hat er in Beliebtheits-Umfragen zeitweise sogar Kanzlerin Merkel überholt.

DW Katharina Kroll
Katharina Kroll leitet die Politikredaktion der DWBild: K. Kroll

Der Wille zum Regieren - hinter diesem Ziel versammelt sich die CDU von jeher. Die Partei hat einen klaren Machtanspruch. Da kommt es auf den aussichtsreichsten Kandidaten an. Bei allem persönlichen Machtwillen - es ist Armin Laschet zuzutrauen, dass er im Blick hat, wer für die Union die größten Erfolgschancen bei der Wahl im Herbst hat. Das unterscheidet ihn von seinem Konkurrenten Friedrich Merz. Und auch deshalb hat er bei den Delegierten gesiegt.

Laschets wichtigste Aufgabe ist nun, die CDU inhaltlich und strategisch klug zu positionieren und zusammenzuhalten. Die Partei stand vor einer echten Richtungswahl. Sie hat sich gegen eine inhaltliche Verschiebung nach rechts und damit gegen Friedrich Merz gestellt. Der wollte seiner Partei ein deutlich konservativeres, wirtschaftsliberaleres Profil verpassen. Armin Laschet dagegen wird mit Merkels Erfolgsstrategie nicht brechen, wählbar auch für all diejenigen zu sein, die sich eher links der Mitte verorten. Ein grundlegender Neuanfang, ein Aufbruch ist mit ihm nicht zu erwarten. Laschet wird allenfalls moderat umsteuern, das Soziale und die Gemeinschaft betonen.

Vermittlung und Ausgleich

Nur wenn er die Partei komplett hinter sich vereinen kann, hat Laschet die Chance, selbst Kanzlerkandidat zu werden. Sein Rivale Friedrich Merz hat hingegen stark polarisiert. Er hat glühende Fans, die jetzt bitter enttäuscht sind. Weil Laschet für Vermittlung und Ausgleich steht - wohl auch deshalb haben ihn die Delegierten gewählt.

Vermittlung, Ausgleich, Suche nach Lösungen und Kompromissen - genau für diesen Politikstil steht auch Angela Merkel. Dafür wird sie im Ausland geschätzt, vor allem in Europa. Dort gilt sie als die Verkörperung von geduldigem Gespräch und Kompromiss. Deutschlands internationale Partner müssten sich auch bei Armin Laschet nicht auf Krawall und Konfrontation einstellen - auch in der Außenpolitik steht er für ein 'Weiter so': Laschet ist ein überzeugter Europäer. Ein Transatlantiker. Er betont innere und äußere Sicherheit. Die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel hat er aktiv unterstützt.

Der Kampf um die Kanzlerkandidatur ist eröffnet

Laschet hat bei seiner Bewerbung den Teamgeist nach vorne gestellt. Nicht nur, dass er zusammen mit Gesundheitsminister Spahn zur Wahl angetreten ist - sein Auftreten ist integrativ, nicht ausgrenzend. Er strahlt Wärme aus und rheinländische Fröhlichkeit. Kalte Machtpolitik liegt ihm eher nicht. Als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen hat er sich ein starkes Team ins Kabinett geholt, seine Minister punkten mit Sachverstand und zahlen so auf Laschets Beliebtheit ein.

Die CDU steht in den aktuellen Umfragen unangefochten als stärkste Partei glänzend da. Das hat sie der Beliebtheit von Angela Merkel zu verdanken. Armin Laschet dagegen wünscht sich die Mehrheit der Deutschen derzeit nicht als künftigen Kanzler. In der Corona-Pandemie ist Politik unberechenbarer denn je. Es kommt auf die richtigen Antworten auf die Krise und das beste Management an. Die nächste Runde im Kampf um die Nachfolge von Angela Merkel im Kanzleramt ist jetzt eröffnet.