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Massenweise positive Dopingbefunde

18. November 2013

Durch verfeinerte Nachweismethoden konnten seit November 2012 rund 200 zusätzliche Dopingfälle aufgespürt werden. Vor allem Sportler aus Osteuropa sind betroffen. Das IOC sieht sich zu Nachtests gedrängt.

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Symbolbild Doping Urinproben (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Auf den Sport rollt eine riesige Welle an Dopingverfahren zu. Neue Langzeit-Nachweisverfahren für zwei Anabolika-Klassiker haben allein im Kölner Doping-Labor zur Verdopplung der positiven Proben geführt. "Bisher hatten wir rund 200 positive Fälle bei rund 16.000 untersuchten Proben im Jahr, jetzt kommen noch einmal 200 dazu. In hohem Maße stammen sie von Sportlern aus Osteuropa", sagte Wilhelm Schänzer, Leiter des Kölner Labors für Biochemie. Auch das Moskauer Labor verzeichnet eine deutlich höhere Trefferquote.

Die Kölner Dopingkontrolleure hatten im November 2012 ein deutlich feineres Nachweisverfahren für Stanozolol entwickelt - jener Droge, die 1988 bei Olympia in Seoul beim spektakulärsten Dopingfall der Sportgeschichte Kanadas Sprintstar Ben Johnson zum Verhängnis geworden war. "Stanozolol steckt hinter den rund 60 Prozent der zusätzlichen positiven Proben, auf das alte DDR-Mittel Oral-Turinabol entfallen rund 40 Prozent. Hierfür wurde der verfeinerte Nachweis im Labor in Moskau entwickelt", sagte Professor Schänzer.

IOC führt Nachtests durch

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) nutzt die neuen Methoden bereits für Nachtests. Eine IOC-Sprecherin erklärte: "Derzeit werden die Proben der Winterspiele 2006 in Turin nachgetestet, und wir können bestätigen, dass die Proben mittels Langzeit-Nachweismethode auf anabole Steroide getestet werden." Dasselbe gelte für Tests, die im Rahmen der Winterspiele 2014 in Sotschi durchgeführt werden.

Nachtests der Spiele 2010 in Vancouer, 2008 in Peking oder 2012 in London bestätigte das IOC jedoch nicht. Nur allgemein hatte sich zuvor auch Arne Ljungqvist, Medizin-Chef des IOC, geäußert: "Dieser Fall ist ein gutes Beispiel für die Notwendigkeit, Nachtests der olympischen Dopingproben durchzuführen."

Viele der vom Kölner Labor an die internationalen Fachverbände und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA gemeldeten positiven Fälle sind offenbar noch nicht sanktioniert, sie spiegeln sich zumindest nicht erkennbar in aktuellen Statistiken wider. "Unter den deutschen Athleten gibt es keine wirkliche Steigerung in der Zahl positiver Proben", sagte Schänzer.

asz/jw (sid, dpa)