Lesetipps von Reisebloggern
18. Oktober 2016Name: Stefan K.
Alter: 31
Beruf: Arbeitspsychologe
Bloggt seit: 2014
Letzte Reise: Ich bin einmal um die Welt getrampt.
Nächstes Reiseziel: Island
Blog: Warmroads
Deutsche Welle: Welches Buch hat Dir bei der Reisevorbereitung geholfen?
Stefan K.: Zu Anfang meiner "Weltumtrampung" habe ich "On the road" von Jack Kerouac gelesen. Ich hätte mir kein besseres Buch vorstellen können, um mich auf einen zweijährigen Road Trip vorzubereiten. Dieses Gefühl von Freiheit und die Gier nach dem wilden Leben auf der Straße habe ich sofort aufgesogen.
Später war ich selber in den USA trampen und trainhoppen wie die Hobos - das waren nordamerikanische Wanderarbeiter, die ab etwa 1870 bis in die 1930er-Jahre auf Güterzügen von einem Ort zum nächsten reisten, um sich durch kleinere Tätigkeiten etwas zu verdienen. Das war meine persönliche Kerouac Gedenk-Tour, inspiriert durch diesen wunderbaren Roman.
Welche Bücher haben Dich auf Deiner Reise begleitet?
Ich lese gerne Print, weil ich es nicht mag, mit elektronischen Geräten irgendwo rumzusitzen. "Der Steppenwolf" von Herrmann Hesse habe ich mir damals in Kolumbien sogar ausgedruckt und als Papierstapel im Rucksack herumgetragen. Willkommener Input, um auf der langen Reise über mein Leben nachzudenken.
In Kasachstan habe ich von einer kasachischen Freundin "Der Himmel kennt keine Günstlinge" von Erich Maria Remarque geliehen bekommen und in drei Tagen verschlungen. Sie hatte das Buch zufällig in Deutsch und ich hatte gerade sonst nichts zu lesen dabei. "Der Spieler" von Fjodor Dostojewski habe ich in Kanada gelesen. Selten hat mich ein Buch so gefesselt. Draußen war eh Winter und so hatte ich eine gute Ausrede, im Bett zu bleiben und zu lesen. Wenn ich kann, kommt auch immer ein Fantasy-Roman von Terry Pratchett mit auf Reisen, dessen humorvolle Geschichten in einer fiktiven scheibenförmigen Welt spielen. Mittlerweile habe ich fast 30 Bände aus der Scheibenwelt gelesen.
Welches Buch hat Dir schon einmal den Tag auf der Reise gerettet?
"Grundformen der Angst - Eine tiefenpsychologische Studie" von Fritz Riemann. Ich bin über den Atlantik nach Amerika gesegelt und auf unserer dreiwöchigen Überfahrt ist die Atmosphäre dezent eskaliert. Das Buch galt mir als Blaupause, um unseren neurotischen Kapitän zu verstehen. Ich konnte die beschriebenen Muster quasi direkt in meiner persönlichen Feldstudie beobachten. Geholfen hat es natürlich nichts, aber interessant war es trotzdem.