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Leitzins bleibt auf historischem Tief

2. Juni 2016

Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank lassen den Leitzins für die Geldversorgung der Banken wie er ist - bei null. Die EZB weicht von ihrer ultra-lockeren Geldpolitik nicht ab.

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Mario Draghi EZB PK Frankfurt am Main
Bild: picture-alliance/dpa/A.Dedert

Unverändert bei minus 0,4 Prozent beließen die Währungshüter bei ihrer auswärtigen Sitzung in Wien am Donnerstag auch den Strafzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken statt es als Kredite weiterzureichen. Die große Frage an den Kapitalmärkten war, ab wann genau die EZB beginnen wird, auch Firmenanleihen aufzukaufen. Auch dazu gab es in Wien eine Antwort: Start ist der 8. Juni. EZB-Präsident Mario Draghi dürfte später am Tag vor der Presse genauer darauf eingehen.

Die Euro-Wächter hatten im März ein umfangreiches Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht. Dessen Wirkung werden sie nun wohl erst einmal beobachten wollen. Draghi & Co hatten dabei auch das Programm zum Kauf von Firmenanleihen beschlossen. Das gesamte Wertpapier-Kaufprogramm, das neben Staatsanleihen auch Hypotheken-Papiere und Pfandbriefe umfasst, ist inzwischen auf 1,74 Billionen Euro angelegt und soll noch bis Ende März 2017 laufen.

Vom Idealwert weit entfernt

Mit den in Deutschland umstrittenen Käufen wollen die Euro-Wächter Banken dazu bewegen, weniger in Anleihen zu investieren und stattdessen mehr Kredite an die Wirtschaft auszureichen. Das würde die Konjunktur stützen und die Inflation anheizen, die aus EZB-Sicht weiter viel zu niedrig ist. So waren die Preise in der Eurozone im April sogar um 0,2 Prozent gefallen. EZB-Ziel ist aber eine Teuerung von knapp zwei Prozent - für die Notenbank der Idealwert für die Wirtschaft.

In Deutschland war der Anstieg der Preise im Mai mit 0,1 Prozent nur minimal - doch mittlerweile entspannt sich die Lage merklich. Grund ist der Ölpreis: Rohöl der Marke Brent knackte unlängst erstmals seit sieben Monaten wieder die Marke von 50 Dollar je Fass.

Kommt die Inflation wieder?

Die EZB selbst hatte im März für das kommende Jahr eine Inflation von 1,3 Prozent vorausgesagt. Steigt der Ölpreis weiter, könnte jedoch schon in diesem Jahr eine Inflationsrate von 1,5 bis 1,7 Prozent erreicht werden. Das wiederum könnte die Kritiker der ultralockeren Geldpolitik veranlassen, von Mario Draghi ein Ende der Nullzinspolitik zu verlangen. Ratsmitglieder wie etwa Bundesbank-Chef Jens Weidmann fordern bereits seit längerem, dass die EZB ihre Geldschleusen nur so lange sperrangelweit offen halten sollte wie unbedingt nötig.

Indes: Es ist noch lange nicht ausgemacht, dass der Ölpreis weiter steigt und die von der EZB heißersehnte Inflation weiter anschiebt. Zwar glaubt die Internationale Energieagentur (IEA), dass bis 2017 das Überangebot an Rohöl abgebaut werden könnte, doch bei Preisen jenseits der 50-Dollar-Marke werden auch die ersten US-amerikanischen Fracking-Unternehmen wieder rentabel - was den Aufwärtstrend der Preise stoppen würde.

Deutschland Eingangsschild Europäische Zentralbank EZB neue Zentrale
Die EZB-Zentrale in Frankfurt/MainBild: Getty Images/AFP/D. Roland

Stillstand angesagt

Für erste vorsichtige Signale, dass es bald einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik in Euroland geben könnte, ist es ohnehin noch viel zu früh. Zumal diese Signale für eine Zinswende heftige Turbulenzen auf den Kapitalmärkten auslösen können. In der USA zum Beispiel hatte es solche Turbulenzen gegeben, als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke im Juni 2013 erstmals ein möglichen Ende der Anleihekäufe durch die Fed andeutete.

Eines aber ist jetzt schon an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu erkennen: Sie hat weder einen nennenswerten Einfluss auf die Inflation, noch auf die Kreditvergabe der Banken, geschweige denn auf die Konjunktur. Der Weltmarktpreis für Rohöl scheint da ein weitaus wirksamer Hebel zu sein - doch den kann keine Notenbank der Welt beeinflussen. Sollte die EZB statt Anleihen besser Öl kaufen?

ar/wen (rtrd, dpa, DW)