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Politik

Trump ermutigt Rassisten

Kommentarbild PROVISORISCH Maya Shwayder
Maya Shwayder
20. März 2017

Ist US-Präsident Trump ein Antisemit, ein Rassist? Vielleicht nicht. Aber solange er sich Rassisten und Antisemiten in den USA nicht entgegenstellt, ermutigt er sie zu neuen Angriffen, meint Maya Shwayder.

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USA Philadelphia - Jüdischer Friedhof geschändet
Der jüdische Friedhof in Philadelphia, der Ende Februar geschändet wurdeBild: Reuters/T. Mihalek

Die Männerfreundschaft zwischen Donald Trump und Benjamin Netanjahu? Trumps "lebenslange Unterstützung Israels"? All das kann die Wut und Verzweiflung der amerikanischen Juden nicht wegwischen. Ihre Wut und Verzweiflung darüber, dass der US-Präsident tatenlos zusieht, wie antisemitischer Hass in den USA wächst und Angriffe auf Juden zunehmen.

Als Jude in den USA musste man sich immer Sorgen um seine Sicherheit machen - zumindest ein wenig. Wie sagte der britische Historiker Simon Schama einmal über die Mentalität der Juden? "Paranoia, die sich geschichtlich bestätigt hat." Aber mehr als 70 Bombendrohungen gegen jüdische Einrichtungen allein in den ersten zwei Monaten diesen Jahres, wie sie die Antidiffamierungsliga ADL gezählt hat? So konkret war die Gefahr lange nicht.

Juden nicht einmal erwähnt

Auch Trumps Versicherung, er sei die "am wenigsten antisemitische Person jemals", hilft wenig. Zumal sie kaum zu seiner Botschaft vom Holocaust-Gedenktag passt, in der Juden nicht ein einziges Mal erwähnt wurden. Und sie ändert auch nichts an der Tatsache, dass einer seiner wichtigsten Berater ein Nationalist ist, der an die Vormachtstellung der weißen Rasse glaubt.

Selbst die theoretischen Wundermittel - sein orthodox-jüdischer Schwiegersohn, seine zum Judentum konvertierte Tochter und damit jüdische Enkel - helfen nicht weiter, wenn genau diese Tochter angesichts der Bedrohung zwar auf Twitter für Toleranz wirbt, aber dabei die jüdische Gemeinschaft nicht einmal erwähnt. Keine klare Botschaft

Internationale DW-Volontäre 2015-2016 Maya Shwayder
Maya Shwayder ist Korrespondentin in WashingtonBild: DW/Matthias Müller

Als ein Neonazi und Antisemit 2015 in Kansas ein jüdisches Gemeindezentrum angriff und dabei drei Nicht-Juden erschoss, veröffentlichte der damalige Präsident Barack Obama eine ausführliche Stellungnahme. Er verurteilte den Angriff, bot allen Geschädigten und speziell der jüdischen Gemeinschaft Unterstützung an und nannte die Attacke "herzzerreißend".

Eine ähnlich klare Botschaft hat Trump trotz aller antisemitischen Vorkommnisse noch nicht zustande gebracht. Er hat auch noch nicht auf die Schüsse reagiert, die Rassisten auf Amerikaner und Einwanderer abgegeben haben, die aus Indien stammen. Er hat auch die zunehmenden und unverhohlenen Aktivitäten des Ku-Klux-Klan in bestimmten Regionen noch nicht verurteilt.

Es braucht Gegenwind

Weiß er nichts von den Übergriffen? Oder sind sie ihm schlicht egal? Das macht erst einmal keinen Unterschied, denn die Täter - sei ihr Hass nun gegen Juden oder gegen andere Minderheiten gerichtet - wissen, dass sie keinen Gegenwind aus dem Weißen Haus erwarten müssen. Deshalb machen sie weiter - ermutigt von einem schweigenden Präsidenten.

Trump kann noch so oft wiederholen, dass er kein Antisemit und Rassist sei. Die Realität zeigt etwas anders: So lange er sich nicht klar von der Ideologie Steve Bannons oder des Neonazis David Duke distanziert und die Bedrohung amerikanischer Bürger schulterzuckend hinnimmt, so lange werden diejenigen, die Minderheiten bedrohen, sich ermutigt fühlen, weiterzumachen.

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